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20.

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Margarete Schwarz blätterte in ihrem Poststapel. Was war das gestern Abend für eine Aufregung gewesen? Sie hatte leider zu weit weg gestanden, um wirklich etwas sehen zu können, aber im Internet kursierten genügend Aufnahmen von der Live-Übertragung, die den Schockmoment dokumentierten. Sie hatte Benno sehr gut gekannt, nicht nur durch ihre enge Zusammenarbeit, aktuell an drei gemeinsamen Projekten, sondern auch privat. Sie verstand nicht, wer so etwas tun konnte. Benno war immer humorvoll gewesen, von der gröberen Sorte zwar, aber so waren nun mal die Baujungs. Er konnte charmant und einschmeichelnd sein, wenn er etwas wollte. Und er wusste immer genau, was das war.

Ein Umschlag stach besonders aus dem Poststapel hervor, der hauptsächlich aus Briefen im DIN-lang-Format bestand. Er war fast quadratisch und sah den Briefpapierbögen ähnlich, welche sie als junges Mädchen gesammelt hatte. Leicht strukturiert und in einem hellen Gelbton gehalten. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er nach Kamille geduftet hätte. Sie hob ihn an die Nase, doch er roch nur leicht nach Klebstoff.

Der Brief war an sie persönlich adressiert. Deswegen hatte ihn ihre Sekretärin nicht angerührt. Sie schob ihren Brieföffner routiniert in den kleinen Schlitz an der Umschlagskante und schnitt ihn mit einer Bewegung sauber auf. Sie zog ein vierfach gefaltetes Blatt Papier heraus, klappte es auf und hielt den Atem an, als ihr Blick auf die dilettantisch geklebten Buchstaben fiel. Wie in einem schlechten Film, schoss es ihr durch den Kopf.

»TICK, TACK, RÜBE AB! DU BIST DIE NÄCHSTE. AUCH DU WIRST BEZAHLEN – DU MISTSTÜCK.«

Das konnte nur ein Scherz sein. Hektisch suchte sie auf dem Umschlag nach einem Absender oder zumindest nach einem Hinweis darauf. Der Poststempel wies auf Saarbrücken hin, sonst war nichts zu finden. Sollte sie die Polizei einschalten?

Sie bekam hin und wieder unschöne Post. Sie war schließlich schon lange in der Politik, da konnte man es nicht jedem recht machen. Meistens waren es E-Mails, in denen sich der Absender im Ton vergriff oder sie gar beschimpfte. Aber seit sie bei der SABB, der Saarländischen Agentur für Bau- und Bodenprojekte, arbeitete, hatte sie keine Briefe dieser Art mehr erhalten. Und so direkt war ihr Leben bisher auch noch nicht bedroht worden. Vielleicht lag das an der Verrohung der Gesellschaft, von der aktuell alle sprachen. Oder es hatte sich doch jemand einen üblen Scherz erlaubt. Aber die Sache mit Benno …

»Frau Schwarz, Ihr Termin wartet«, rief ihre Sekretärin durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür. Sie beschloss, den Schreck erst einmal sacken zu lassen und sich dann zu überlegen, wie sie weiter vorgehen wollte. Nicht, dass sie noch alle für paranoid hielten. Als Frau hatte sie es schon schwer genug in den Baugremien, zwischen Ingenieuren, Architekten, Bauleitern und Polieren. Wie oft hatte sie sich da schon zotige Bemerkungen anhören müssen?

Nein, sie durfte sich nicht ablenken lassen. Bei ihrem nächsten Termin ging es um viel Geld. Die Vergabe der Bebauungsrechte für die Brachfläche in Bexbach. Die inoffiziellen Vorgespräche waren schon gelaufen, eigentlich wusste jeder, was er zu tun hatte. Aber manchmal schoss doch noch jemand quer und drohte, den Mantel des Schweigens, der wohlig über den geheimen Seilschaften lag, zu lüften. Sie hatte dieses Mal ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt würde sie sehen, ob es aufging. Der Pool in ihrem Garten, von dem sie so lange geträumt hatte, würde sich nicht von selbst bauen. Sie packte ihre Unterlagen zusammen und warf sich noch eine Koffein-Tablette ein, die sie mit einem großen Schluck Wasser hinunterspülte. Konzentrier dich, Margarete.

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