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Veronikas Team kam 25 Minuten später am Tatort an und sie war froh, dass ihre Kollegen sie von den schrägen Mutmaßungen und Small-Talk-Versuchen des Staatsanwalts erlösten. Dafür überhörte sie auch gerne Max Langners schnalzende Bemerkung zu ihrem Outfit. Sie schickte ihn gleich in Richtung Ausgang, wo er sich einen Überblick über die Lage dort verschaffen sollte.

Auch Sven Becker kannte das Opfer. Sie wunderte sich immer wieder, wie viele Kontakte ihr Kollege im Saarland hatte. Durch seinen Handballsport und seine langjährige Erfahrung bei der Kripo in Saarbrücken gab es anscheinend niemanden mehr im ganzen Bundesland, dem er nicht schon einmal begegnet war. Hinzu kam sein unverwüstliches Namensgedächtnis. Er war eine wandelnde Saar-Wikipedia und auch deshalb in ihrem Team unverzichtbar. Die Differenzen, die sie während ihres letzten Falls gehabt hatten, hatten sie zum Glück aus dem Weg geräumt. Nach ihrer Zeit im Krankenhaus hatten sie sich bei einem privaten Treffen ausgesprochen und sie rechnete es Becker hoch an, dass er ihr offen Rede und Antwort gestanden und sich für sein Handeln ehrlich bei ihr entschuldigt hatte. Sie ahnte, dass ihm das nicht leichtgefallen war, weshalb sie es noch mehr zu schätzen wusste. Auch wenn es ihr immer noch schwerfiel, ihn zu duzen.

»Es hat irgendwie was Religiöses, wie er so da kniet«, konstatierte Sven in die schweigende Runde. Das Team der Spurensicherung hatte seine Arbeit aufgenommen und damit begonnen, den Fundort der Leiche akribisch zu fotografieren. Das monotone Klicken des Fotoapparats begleitete Veronikas Überlegungen.

»Auf den ersten Blick haben Sie, ähm, hast du sicher recht. Eine betende Position und selbst die Augen scheinen fixiert worden zu sein, damit sie offen bleiben. Auch die Wunde an der Seite erinnert an die Verletzung von Jesus am Kreuz. Mal abwarten, was unser Gerichtsmediziner Thiel zu dem Ganzen zu sagen hat. Da hier absolut kein Blut zu sehen ist, müssen wir versuchen, den Tatort ausfindig zu machen. Lasst euch Verstärkung von der Hundestaffel schicken. Die sollen schauen, ob irgendwo auf dem Gelände was zu finden ist. Herr Jahnke, wie groß ist das hier denn ungefähr?«

Gerrit Jahnke setzte ein schiefes Lächeln auf.

»Also, wenn wir über das Gelände des Weltkulturerbes reden, dann sind das knapp 7,5 Hektar Grundfläche. Insgesamt umfasst das Hüttenareal aber 260 Hektar, mit unzähligen kleinen und größeren Bauten.«

»Na prima«, seufzte Veronika. »Dann packen wir es an. Sven, übernimmst du die Koordination hier vor Ort? Ich würde mich auf den Weg zu den Angehörigen machen. Herr Klein, da Sie das Opfer persönlich kannten, wollen Sie vielleicht mitkommen? Ach so, und Herr Jahnke. Wäre prima, wenn Sie morgen zu uns aufs Präsidium kommen könnten. Wir bräuchten noch Ihre Aussage. 10.00 Uhr?«

Sebastian Kirschmeier hielt sie auf, als sie sich gerade wegdrehen wollte.

»Frau Hart, hier ist meine Karte. Ich habe Ihnen auch meine private Handynummer draufgeschrieben. Was immer Sie von mir brauchen, melden Sie sich einfach. Finden Sie den Täter.«

Irritiert griff Veronika nach der Visitenkarte, die der Staatsanwalt noch eine Sekunde länger festhielt als nötig, und dankte ihm mit einem kurzen Nicken. Sie musste sich erst einmal einen Überblick verschaffen. Den Fundort der Leiche hatte sie sich eingeprägt, die Fotos der Spurensicherung würden jedes noch so kleine Detail festhalten. Jetzt galt es, das Opfer kennenzulernen. Wer war dieser Benno Hartmann? Hatte er Feinde gehabt? Und mit wem hatte er sich zuletzt getroffen? Wenn sie dann noch den Tatort fanden, hoffte sie, den Fall schnell lösen zu können. Noch so einen frei herumlaufenden Psychopathen konnte sie aktuell nicht gebrauchen, davon hatte sie in diesem Jahr schon genug erlebt. Sie hoffte immer noch auf einen ruhigen und beschaulichen Jahresausklang.

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