Читать книгу Saarland-Connection - Greta R. Kuhn - Страница 24
17.
ОглавлениеDie Nacht hatte er nur dank der starken Beruhigungsmittel, die Achim immer in seinem kleinen Kosmetiktäschchen bei sich trug, einigermaßen gut verbracht. Auch wenn er sich noch etwas benommen und watteartig im Kopf fühlte und seine Zunge und seine Gedanken schwerfällig waren, kam es ihm erst vor, als wäre gestern nichts geschehen. Doch ein Blick in die Tageszeitung auf dem Frühstückstisch des Hotels holte alle Erinnerungen wieder hoch. Die Polizei hatte noch kein offizielles Statement herausgegeben, aber einige der Menschen vor Ort hatten offensichtlich ein verstärktes Redebedürfnis verspürt und dies gleich an die Presse verteilt. Über die Ausstellung an sich oder gar sein neues Werk wurde kein Wort verloren.
Achim klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern, als könnte er seine Gedanken lesen.
»Du wirst sehen, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, werden sie deine Werke feiern. Und vielleicht können wir die Tragödie irgendwie für uns nutzen. Ich habe mir die ganze Nacht über eine passende Strategie den Kopf zerbrochen. Lass mich mal machen. Iss du erst einmal etwas, du siehst ziemlich blass aus. Wir müssen gleich zum Polizeipräsidium nach Saarbrücken und unsere Aussage machen. Da solltest du fit sein.«
Paulo nickte stumm und zerknüllte die Zeitungsseite in seiner Hand. Seine Gedanken kreisten immer wieder um diesen Mann, dessen Präsenz so gut in sein Werk gepasst hatte. Wie pervers diese Situation doch war.
»Weißt du, was ich mich frage?«, platzte er plötzlich unvermittelt heraus, sodass seinem Manager fast die mit Butter beschmierte Brötchenhälfte aus der Hand gefallen wäre.
»Ich frage mich, woher jemand wusste, wie und wo man in meiner Installation eine Leiche platzieren konnte. Wir haben doch wirklich versucht, alles geheim zu halten.«
Achim biss in sein Brötchen und nickte kauend. »Hm, da hast du recht. Das ist komisch. Das sollten wir gleich der Polizei mit auf den Weg geben. Die haben da sicher ihre eigenen Theorien.«
Auf dem Weg ins Präsidium hingen beide ihren Gedanken nach. Sie wurden von Veronika Hart und ihrem Kollegen Becker empfangen und in einen der Besprechungsräume geführt. Nachdem man ihnen mit einem entschuldigenden Lächeln zwei dünne Kaffees hingestellt hatte, ging die Befragung los.
Paulo sollte genau rekonstruieren, wann er sich wo wie lange aufgehalten und mit wem er gesprochen hatte. Er war nur noch genervt, denn mit so etwas wie Daten oder Uhrzeiten hielt er sich nicht gerne auf. Sein Körper bestimmte seinen Rhythmus und seine Kreativität, nicht die Uhr.
Zum Glück war Achim nicht nur sein Manager, sondern auch sein minutiöses Gedächtnis, und er übernahm das Frage-und-Antwort-Spiel mit den Polizisten für ihn. Diese notierten alles fleißig. Wie eintönig ihm das Ganze erschien.
Dann kam Achim auf seine Überlegung vom Frühstück zu sprechen. Beide Kommissare wurden hellhörig.
»Wer kannte denn Ihr Kunstwerk vor der Enthüllung? Gab es im Vorfeld schon Begehungen? Bilder im Internet? Haben Sie Ihre Ideen mit anderen geteilt?«, fragte ihn Kommissar Becker.
Was dachten die eigentlich, wie das Kunstgeschäft funktionierte? Dass alles von der Stange kam und man munter mit jedem darüber quatschen konnte?
»Selbstverständlich nicht. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Achim kannte die Grundidee schon von Beginn an, aber die Umsetzung hat er auch erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen, als er ins Saarland nachgekommen ist.«
»Und wie lange haben Sie daran gearbeitet? Vor Ort, meine ich«, fragte ihn die Kommissarin.
»Ich habe knapp zwei Wochen am Aufbau gesessen, der Raum war abgeschirmt vom Rest der Ausstellungsfläche, wo die anderen Exponate aufgebaut wurden. Die Monate davor habe ich die Bestandteile zusammengetragen, die Pflanzen gezüchtet und am Computer zahllose Skizzen gemacht, bevor ich mit der Konstruktion begonnen habe. Aber nichts davon sollte ins Internet gelangt sein, das wäre ja eine Katastrophe gewesen.«
»Verstehe, ist Ihnen sonst in der Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Wer außer Ihnen hatte denn Zugang?«
»Ich weiß es nicht, wenn ich arbeite, können Sie neben mir jemanden umbringen, ich …« Paulo merkte, dass dies kein passendes Beispiel gewesen war. »Ich meine, ich bekomme nichts um mich herum mit, wenn ich im Aktionsmodus bin. Die Techniker waren da, um die Ausleuchtung und die Kameras anzubringen, aber dazu kann Ihnen vielleicht dieser Obertechniker, wie hieß er noch, dieser Jahnke mehr sagen. Ansonsten habe ich wirklich keine Ahnung, wer da noch bei den Vorbereitungen dabei war. Es gab immer wieder Besucher, aber wer …?«
»Okay, ich danke Ihnen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann melden Sie sich bitte. Und es wäre klasse, wenn Sie ein paar Tage in der Nähe bleiben könnten, falls wir noch Fragen haben.«