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5.

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Im Büro hatten sich die Kollegen für Veronikas Rückkehr richtig Mühe gegeben. Ein kleines Willkommensbanner und drei leuchtend bunte Luftballons hingen an ihrem Schreibtisch. Auf dem Flur gab es bereits ein großes Hallo. Ob diese Herzlichkeit nur an ihr oder doch an den zwei großen Tüten mit der verräterischen Aufschrift lag, in denen sie die leckersten Croissants und Blätterteigteilchen der Stadt transportierte? Doch die vielen Fragen nach ihrer Gesundheit, nach Francesco und ihrem gemeinsamen Urlaub sowie die ersten spitzen Randbemerkungen zu ihrer längeren Abwesenheit zeigten ihr, dass hier alles beim Alten und sie weiterhin Teil des Teams war. Alle, die im Rahmen des letzten großen Einsatzes verletzt worden waren, waren wieder an Bord. Zum Glück hatte es, bis auf eine Ausnahme, nur leichtere Schussverletzungen und Schürfwunden gegeben. Jetzt ging es darum, auch die psychische Gesundheit der Mitarbeiter wiederherzustellen. Veronika hatte sich aus dem Krankenstand vehement dafür eingesetzt, dass ausnahmslos alle an dem Einsatz Beteiligten eine vollumfängliche psychologische Betreuung bekamen.

Damals hatte sie ein Kollege, der als Maulwurf agiert hatte, in einen Hinterhalt gelockt und es war zum Schusswechsel mit der Täterin gekommen. Veronika war bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatten. Den Maulwurf hatte eine Kugel tödlich getroffen, aber nach dem, was sie im Nachhinein über ihn und sein Leben herausgefunden hatten, dachte Veronika insgeheim, dass es für ihn vielleicht die beste Exit-Strategie gewesen war. Er wäre für seine Vergehen sicherlich ins Gefängnis gewandert, und sie wusste, dass Polizisten dort keinen leichten Stand hatten.

Nachdem sie unzählige Hände geschüttelt und Kurzberichte abgegeben hatte, ließ sie sich auf den Ledersessel hinter ihrem Schreibtisch gleiten. Sie atmete tief durch. Diesen Platz hatte sie sehr vermisst. Der Stuhl hatte eine besondere Bedeutung für sie, denn er hatte schon ihrem Vater gehört. Ein Metalldrehstuhl mit abgewetzten dunkelbraunen Lederpolstern und speckigen Armlehnen, der sie bisher überall auf ihrer beruflichen Laufbahn begleitet hatte – auch wenn sie für ihn bereits viel Spott geerntet hatte. Schon als kleines Mädchen hatte sie den Stuhl geliebt, war stundenlang auf ihm herumgeturnt oder hatte auf dem Schoß ihres Vaters gesessen und ihn angefleht, sich noch einmal mit ihr um die eigene Achse zu drehen. Der Geruch war für sie ein Stück Heimat. Gab ihr Kraft und Inspiration.

Die Tür ging auf und Sven Becker steckte den Kopf rein:

»Bist du bereit für deinen großen Auftritt heute Abend? Ich habe gehört, ihr seid da in illustrer Runde unterwegs. Was wirst du denn anziehen?«

Veronika verdrehte die Augen. Er wusste genau, dass sie solche Veranstaltungen nicht ausstehen konnte. Abgesehen davon war bekannt, wie unwohl sie sich in festlicher Garderobe fühlte, die so gar nicht zu ihrer Standardausstattung gehörte.

»Und wie. Hab heute früh noch was drüber gelesen, wird bestimmt suuuper!«, frotzelte sie. »Ich bin mir noch nicht sicher, vielleicht kannst du mich da beraten, als einziger Mann in eurem Haushalt und mit deiner Affinität zu Mode«, fügte sie hinzu. Ihre Stimme triefte vor Ironie, beide lachten.

»Was steht denn zur Auswahl?«

»Hmm, ich schwanke zwischen meinem Kommunionkleid, das müsste ich allerdings noch etwas abändern, ist Größe 134. Und dann habe ich da noch so ein pinkes Stretchkleid, das ich mir mit 17 mal für eine unglaublich angesagte Party gekauft und mich damit furchtbar blamiert habe, weil ich mir den hinteren Teil in die Strumpfhose gesteckt hatte.«

»Ich würde an Ihrer Stelle zum Kommunionkleid tendieren, Sie wollen sich doch nicht noch einmal blamieren?«

Das war nicht Beckers Stimme, die ihr antwortete, sondern die von ihrem Chef Lothar Klein, der im Türrahmen stand. Für dessen Ohren war dieses Gespräch nicht bestimmt gewesen, zumal sie ihn heute Abend zu der Vernissage begleiten würde. Sie lächelte verlegen.

»Keine Sorge, ich mache nur Spaß. Ich habe selbstverständlich etwas Ordentliches zum Anziehen, machen Sie sich keine Sorgen, Herr Klein.«

Die beiden Männer lachten und sie stieg mit ein. Es würde schon nicht so schlimm werden. Jetzt musste sie sich erst einmal einen Überblick verschaffen, um schnellstmöglich die Leitung der Abteilung wieder zu übernehmen.

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