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12.

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Was machte dieser Mann in seiner Installation? Als der Polizist, der sich ihm als Lothar Klein vorgestellt hatte, den Namen des Toten nannte, war er zusammengefahren. Er wusste, wer er war, aber er konnte sich nicht erklären, was er hier verloren hatte. Sie würden ihn verdächtigen, das getan zu haben. Er durfte jetzt nichts Falsches sagen.

»Ich kenne ihn nicht. Was soll das alles?«, presste er mit zusammengeschnürter Kehle hervor. Tränen traten ihm in die Augen.

Die kleine Gruppe vor ihm verstummte und sah ihn an. Er fühlte sich elend und hätte sich am liebsten in einer Mauerritze verkrochen. Wie sagte Achim immer? Wer hoch flog, konnte auch tief fallen. Und es war ein verdammt harter Aufprall gewesen. Zitternd und voller Adrenalin und Endorphine hatte er vor wenigen Minuten, kurz vor der Enthüllung, die Reißleine in der Hand gehalten. Monatelange harte Arbeit an diesem Werk lag hinter ihm.

Diese Installation sollte ihn auf die nächste Ebene in der Kunstszene katapultieren. Eine Hommage an Joseph Beuys, als Einheit von Formen, Materialien und praktischem sowie theoretischem Handeln, gemischt mit Einflüssen des japanischen Installationskünstlers Jun’ichi Kakizaki, von dem er die natürlichen Materialien übernommen hatte. Er hatte es geschafft, Metallartefakte der letzten Jahrzehnte, welche die Industrialisierung und Mechanisierung des menschlichen Lebens symbolisierten, mit echten Schlingpflanzen zu einem komplexen, sich selbst aufrechterhaltenden Kunstwerk zu kombinieren. Hierbei wurden die Gebrauchsgegenstände von Lianen und Efeu so eingefasst, dass diese die Überhand zu gewinnen schienen. Sein Ziel, den täglichen Kampf zwischen Natur und Zivilisation zu zeigen, hatte er damit aus seiner Sicht voll erreicht. Unter dem Titel »Strike back – Die Natur schlägt zurück« wollte er ein Zeichen gegen die Naturzerstörung und die menschliche Hybris gegenüber der Umwelt setzen. In der Mitte hatte er einen Freiraum gelassen, ein Fenster in die Dunkelheit als symbolischer Ausblick in die Zukunft. Und in diesem Fenster kniete jetzt dieser Fremde. Nackt, mit gefalteten Händen und starrem Blick. Als würde er um Vergebung bitten.

Im ersten Moment hatte ihn ein Schauer der Erregung durchlaufen. Diese Ergänzung hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausdenken können, aber sie war perfekt. Er hatte sich dabei ertappt, das Gesamtbild in sich aufzusaugen, durchzuatmen. Bis ihm bewusst wurde, dass dies alles zerstörte. Dass es nicht er gewesen war, der diesen Menschen dort platziert hatte. Dass es nicht rechtens war. Dass es sich um ein Verbrechen handelte. Ein Verbrechen, das seine Arbeit zunichtemachte. Sein Kunstwerk zu einem Tatort. Seine Aussage zu einem müden Appell neben dem Tod. Mit dem ersten Aufschrei aus der Besuchermenge hatte er Achim angeschaut, der kalkweiß neben ihm stand. Er war einige Schritte rückwärts gewankt bis zur kühlen Wand, an der er ruckelnd herunterrutschen konnte.

Dort saß er immer noch, als er sich mit den Polizisten unterhielt.

»Herr Pausini, wir möchten Sie bitten, erst einmal in der Nähe zu bleiben. Es wäre gut, wenn wir morgen früh auf dem Präsidium Ihre Aussage aufnehmen könnten. Wäre 9.00 Uhr für Sie in Ordnung?«

Die Kommissarin schaute mit fragendem Blick in Achims Richtung, als er sich nicht rührte. Der nickte kurz und murmelte: »Kein Problem, ich werde mich darum kümmern. Komm, Paulo, lass uns zurück ins Hotel fahren. Es wäre sicher gut, wenn wir hier weg wären, bevor die Presse davon Wind bekommt.«

Nur widerwillig konnte er seinen Blick von seinem Werk lösen.

Die Natur schlug zurück.

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