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16.

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Sven Becker war schon früh im Präsidium und trug die ersten Ergebnisse des letzten Abends und der Nacht zusammen. Da er in Völklingen wohnte, war es von der Hütte bis zu ihm nach Hause nicht mehr weit gewesen, auch wenn sich der Abstecher für die paar Stunden nicht wirklich gelohnt hatte.

Die Spurensicherung hatte noch bis in die frühen Morgenstunden die Örtlichkeiten akribisch nach Abdrücken und ungewöhnlichen Hinterlassenschaften durchkämmt. In einer Location, in der sich gerade über 500 Menschen plus mehrere Dutzend Mitarbeiter aufgehalten hatten, eine wahre Sisyphos­arbeit, an deren Ende Hunderte kleiner Plastiktütchen mit Indizien und Spuren befüllt waren. Es würde Tage, wenn nicht Wochen dauern, um diese alle auszuwerten.

Fest stand, dass der Fundort der Leiche nicht mit dem Tatort übereinstimmte, das hatte nun auch die Forensik offiziell bestätigt. Das Opfer war vorher ausgeblutet worden, denn man hatte so gut wie keine Blutspuren an der Fundstelle gefunden. Auch die Spürhunde waren am Abend nicht mehr fündig geworden. Auf dem Gelände hatten sie nicht angeschlagen, wohl aber vor einem Lastenaufzug, der in der Nähe der Nebenhalle mündete und von der Rückseite des Gebäudes angefahren werden konnte.

Becker hatte gerade per Mail die Bilder der Überwachungskameras auf dem gesamten Gelände der Völklinger Hütte angefragt, als Veronika den Meetingraum betrat, gefolgt von den Kollegen Max Langner, Sylvia Meyer und Philipp Weissmann. Über ihren Kollegen Schneider, der bei ihrem letzten größeren Einsatz tödlich verwundet worden war, verlor niemand mehr ein Wort. Im Nachgang hatten sie beweisen können, dass er im Dienst des Sokolov-Clans gestanden und für diesen innerhalb der eigenen Reihen spioniert hatte. Spielschulden und Drogenprobleme hatten ihn immer tiefer in den Sumpf gezogen. Becker warf sich bis heute vor, dies nicht früher bemerkt zu haben – schließlich hatte er Schneider seit Jahren gekannt.

Er war froh, dass nun alle wieder beisammen waren, und berichtete von seinen Erkenntnissen, die Veronika ihrerseits auf dem Whiteboard festhielt, welches auf der Längsseite des Besprechungsraums prangte. Langner erzählte von Unstimmigkeiten bei den Listen und dass einige der Besucher über Umwege nach draußen gelangt waren. Ob sie damit der Registrierung oder den langen Warteschlangen hatten entgehen wollen, blieb offen, der Stimmung nach zu urteilen, tippte Langner aber auf die zweite Option.

»Ich gehe davon aus, dass viele gar nicht realisiert haben, was da gerade vorgefallen ist. Jeder wollte so schnell wie möglich raus. Dass es nicht noch zu Handgreiflichkeiten gekommen ist, ist echt ein Wunder.«

Becker seufzte gedehnt, er wusste, was das bedeutete. Sie würden jeden Einzelnen, der nicht auf einer der beiden Listen stand, anrufen, besuchen oder herzitieren müssen. Und was war mit den Leuten, die schon am Eingang nicht erfasst worden waren? Niemals würden sie eine hundertprozentige Sicherheit haben, wer alles wirklich vor Ort gewesen war.

Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Das Opfer war ja schon eine Weile tot gewesen, bevor es so effektvoll enthüllt worden war.

»Brauchen wir denn wirklich alle Namen? Wenn wir jeden Einzelnen ausfindig machen wollen, dann werden wir ja nie fertig. Alleine die im System zu überprüfen … Und was sollen wir sie fragen? Entschuldigung, haben Sie vielleicht einen Baulöwen umgebracht? Oder gesehen, wer es getan hat?« Er stemmte die Hände in die Hüften.

»Du hast recht, Sven. Vor Ort wird sich keiner die Hände schmutzig gemacht haben, aber wir können nicht ausschließen, dass der Täter nicht noch einmal zurückgekehrt ist, um sich die Wirkung seiner Tat live anzuschauen. Bei der Inszenierung und der religiösen Symbolik spricht das für jemanden, der Aufmerksamkeit will, der vielleicht auch eine Botschaft hat. Dies aber nachzuweisen, wird fast unmöglich sein. Ich denke, wir müssen uns dem Fall über das Opfer nähern. Was wissen wir über Benno Hartmann?«, fragte Veronika in die Runde.

Becker überlegte kurz und stimmte seiner Chefin dann zu. Sie mussten das Pferd von hinten aufsatteln, das Opfer war ihr konkretester Anhaltspunkt. Sie würden herausfinden müssen, wem Hartmann so dermaßen auf die Füße getreten war.

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