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Ein Beispiel aus der Praxis

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Die soeben vorgestellten Fragen der biografischen Wertereise sind für mich ein fester Teil meines Methodenkoffers als Coach, Trainer und Berater. Ich nutze sie in vielen Rückmeldegesprächen zu Personal Value Systems, in Werteworkshops mit Kunden und natürlich auch in meinen 9-Levels-Zertifizierungen, um den Menschen die Dynamik der Werteebene anhand ihres eigenen Erlebens zu verdeutlichen. Natürlich verwende ich nicht immer das vollständige Fragenset. Je nach Situation setze ich oft nur Teile der vier Fragen ein und nehme so nur einen Level oder einige ausgewählte Levels unter die Lupe. So auch bei Ulrich, dem geschäftsführenden Gesellschafter einer von ihm gegründeten Unternehmensberatung.

Abb. 1: Personal Value System (Ist) von Ulrich B. (Quelle: 9 Levels)

Ich habe Ulrich zunächst zum 9-Levels-Berater zertifiziert und dann mit ihm im Nachgang das Thema der biografischen Arbeit mit den 9 Levels anhand seiner eigenen Berufslaufbahn vertieft:

Ich: Ulrich, du hast mir erzählt, dass du deine »blaue Phase« zuerst als Psychotherapeut an einer Fachklinik, später dann als Bildungsreferent bei einem kirchlichen Träger erlebt hast. Wie passte das zu deinen damaligen Bedürfnissen?

Ulrich: Ich habe vor allem die geregelten Arbeitszeiten, die festen Aufgaben, das gute Gehalt und die regelmäßigen Beförderungen geschätzt. Alles war klar strukturiert, und ich wusste jeden Tag genau, was ich zu tun hatte. Das hat mir am Anfang meiner Karriere unheimlich viel Sicherheit gegeben.

Ich: Was war dann der Auslöser für die Veränderung hin zu Orange?

Ulrich: Es gab nicht den einen Auslöser, sondern es war ein schleichender Prozess. Nach einigen Jahren habe ich die Routine, die mir anfangs so wichtig war, nur noch als Belastung empfunden. Oder anders gesagt: Ich habe mich furchtbar gelangweilt! Jeder Tag lief ähnlich ab, und gleichzeitig hatte ich so viel Arbeit auf dem Tisch, dass mir keine Zeit blieb, um mich weiterzubilden. Alles war genau festgeschrieben und mein eigener Entscheidungsspielraum extrem klein. Dazu kam noch, dass mein damaliger Arbeitgeber absolut technikfeindlich eingestellt war. Als ich um einen neuen, leistungsfähigeren PC bat, wurde mein Wunsch ohne jede Erklärung abgelehnt. Da habe ich verstanden, dass es so nicht weitergehen kann, und habe gekündigt.

Ich: Für dich wurden also orange Werte wie Produktivität, Herausforderung und Selbstständigkeit wichtig. Wie hat sich das konkret gezeigt?

Ulrich: Ich habe mich mit meiner eigenen Beratungsagentur selbstständig gemacht. Das war ein riesiger Schritt für mich. Anfangs habe ich noch parallel zur Selbstständigkeit als Führungskräfteentwickler bei einem großen Automobilkonzern gearbeitet. Irgendwann habe ich dann aber doch meinen Mut zusammengenommen und mich vollständig ins Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt.

Ich: Welche Erfahrungen mit Leistung hast du zu dieser Zeit gemacht und was waren für dich die besonderen Kennzeichen der orangen Phase?

Ulrich: Ich habe schnell gemerkt, dass sich Leistung wirklich auszahlt, und dementsprechend unglaublich viel gearbeitet. Das war zwar stressig, aber auch total spannend! Jeder Tag war anders, und meine innere Neugierde wurde endlich befriedigt. Plötzlich standen Dinge auf meiner Tagesordnung, mit denen ich mich noch nie beschäftigt hatte, wie zum Beispiel Verträge, Honorare, Tagessätze, Mitarbeiter und neue Technologien. Irgendwie habe ich alles hinbekommen, und das hat in mir das gute Gefühl hinterlassen: Ich kann es selbst schaffen!

Ich: Das klingt nach einer sehr intensiven Phase, die wahrscheinlich auch an deinen körperlichen Ressourcen gezehrt hat, oder? War das dann der Auslöser für den Übergang nach Grün?

Ulrich: Ja, genau. Im Grunde habe ich in meiner orangen Phase fast nur gearbeitet, das Privatleben blieb ziemlich auf der Strecke. Das kann man nicht lange durchhalten. Irgendwann habe ich verstanden, dass ich nicht mehr alles allein schaffen kann, sondern Mitarbeiter einstellen muss. Die Krux dabei: Je mehr Leute dazukamen, desto mehr mussten wir uns natürlich untereinander abstimmen.

Ich: Welche Erfahrungen mit grüner Kooperation hast du gemacht?

Ulrich: Anfangs habe ich die vielen Abstimmungsprozesse als unglaublich anstrengend empfunden. Erst nach und nach habe ich verstanden, dass unterschiedliche Persönlichkeiten in einem Team unheimlich bereichernd sein können. Heute würde ich sagen: Eins und eins ist nicht zwei, sondern mindestens drei!

Ich: Was war dann für dich der Auslöser für den Übergang nach Gelb?

Ulrich: Das starke Wachstum bzw. die zunehmende Internationalisierung meiner Beratungsagentur. Plötzlich war ich ganz anders und viel stärker vernetzt. Die Firma wurde deutlich komplexer, und neue Abteilungen, wie etwa Marketing und Grafik, entstanden. Dadurch wurde es für mich immer wichtiger, Kreativität und neues Denken in die Firma zu holen. Gleichzeitig brachen plötzlich alte Rollenmuster auf. War ich vorher noch ganz klar der Chef, so schlüpfte ich nun in die Rolle, für die ich gerade gebraucht wurde: Teamplayer, Berater, Trainer, Coach, Keynote Speaker etc. Dazu kam, dass ich mich erstmals mit dem Thema Werteanalysen auseinandergesetzt habe. Ich glaube, ich kann diese Entwicklung am besten beschreiben, wenn ich sage: Die Welt wurde für mich größer, bunter und sinnhafter!

Ich: Auf welchem Level siehst du dich heute und an welchen besonderen Kennzeichen machst du das fest?

Ulrich: Momentan ist Gelb bei mir am stärksten ausgeprägt. Ich suche mir die Aufträge aus, die mir Spaß machen, habe ein partnerschaftliches Verhältnis zu meinen Lieferanten und würde mich inzwischen als hochflexibel bezeichnen.

Ich: Und wie sehen deine Erwartungen für die Zukunft aus?

Ulrich: Türkis wartet bereits auf mich! Schon jetzt rücken die Themen Nachhaltigkeit und globale Verantwortung immer stärker in mein Blickfeld. Zugleich verlasse ich mich heute viel mehr auf meine Intuition und handle wesentlich systemischer, als ich das früher getan habe. Das Leben macht mir keine Angst mehr, weil ich der festen Überzeugung bin, dass alles einem tiefer gehenden Sinn folgt. Ich bin gespannt, wohin mich meine Wertereise durch die Levels noch führen wird.

Werte messen – Change erfolgreich gestalten

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