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»WIE KANN ICH LERNEN, MIT KRITK UMZUGEHEN?«

»An meiner neuen Arbeitsstelle herrscht an und für sich ein gutes Klima. Neulich durfte ich einen Vortrag halten, auf den ich mich sehr freute und den ich darum auch sehr gut vorbereitete. Aber gleich danach kam jemand auf mich zu und hatte alles Mögliche daran zu kritisieren. Ich habe mich zwar bemüht, es anzunehmen, aber tatsächlich hat es mich doch sehr getroffen. Nun bin ich mit mir selbst unzufrieden, weil ich eigentlich denke, dass Kritik- und Korrekturfähigkeit sehr wichtig ist. Bin ich zu empfindlich? Ich merke, dass ich gar nicht richtig weiß, wie man am besten mit Kritik umgeht. Können Sie mir vielleicht einen Tipp geben?«

Es ist leider so: Nur wenige Menschen können Kritik so vermitteln, dass sie nicht wehtut. Kritik wird oft als eine Form der Bestrafung empfunden, besonders dann, wenn sie unsensibel mitgeteilt wurde. Strafen sind zwar ein manchmal notwendiges Erziehungsmittel, aber sie haben auch die hinderliche »Nebenwirkung« der Entmutigung. Am wirksamsten ist eine Kritik darum, wenn sie als Ansporn und Ermutigung ankommt.

Einen Vortrag unmittelbar nach der Veranstaltung kritisch zu »zerpflücken« scheint mir nicht von großer Einfühlsamkeit zu zeugen. Darum ist es unabhängig von der Frage, ob diese Kritik berechtigt war oder nicht, zunächst einmal sehr verständlich, dass sie Ihnen Schwierigkeiten machte. Das ist so, als hätte Ihnen jemand einen »blauen Fleck« zugefügt. Sie müssen und dürfen akzeptieren, dass es wehtut. Doch das vergeht auch wieder.

Aber Sie sind auch verunsichert. Dagegen sollten Sie etwas tun. Schreiben Sie auf die linke Seite eines Blattes die kritisierende Aussage. Notieren Sie dann auf der rechten Seite jedes Pro und Kontra, das Ihnen dazu einfällt. Hält die Kritik Ihrem vernünftigen Abwägen stand? Eine der folgenden Antworten mag dabei herauskommen:

»Es verletzt mich zwar, aber ich lasse mich nicht weiter davon beeindrucken, weil hier jemand ohne Kompetenz einen rein besserwisserischen Kommentar gab.« Leider ist das gar nicht so selten. Ob Sie nun in die Offensive gehen, um die Sache richtigzustellen, oder ob Sie einer Konfrontation besser aus dem Weg gehen, ist Ermessensfrage. Lassen Sie sich jedenfalls besser nicht zu zornigen Reaktionen hinreißen. Achten Sie auch darauf, dass Sie nicht in eine Verteidigungsposition hineinkommen, in der Sie sich selbst unnötig zum Angeklagten machen. Wer dumme Behauptungen aufstellt, hat selbst die Beweispflicht, nicht der Beschuldigte.

»Ich weiß auch nach nüchternem Nachdenken nicht, was ich von der Kritik halten soll. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber ich bin nicht sicher.« Vergewissern Sie sich bei Ihrem Kritiker persönlich, wie er es meinte, vorausgesetzt, dass mit seiner Fairness und Vernunft zu rechnen ist. Wenn das unwahrscheinlich ist, sollten Sie lieber mit einem anderen Menschen darüber sprechen.

»Ja, es ist zumindest etwas dran an der Kritik.« Trennen Sie gegebenenfalls diesen guten Kern von der hässlichen »Verpackung« durch ungeschickte Kommunikation. Danken Sie für das eine und vergeben Sie das andere.

TIPPS

Von Sokrates wird erzählt, dass er einem Menschen, der ihm etwas Schlechtes über einen anderen erzählen wollte, sofort unterbrach und fragte: »Hast du diese Nachricht schon durch die drei Siebe der Wahrheit, der Güte und der Notwendigkeit gehen lassen?« Das ist eine gute Leitlinie zur Bewertung von Kritik:

•Das Sieb der Wahrheit: Prüfen Sie die sachliche Richtigkeit der kritischen Behauptung. Hören Sie genau hin, was gesagt wurde. Nicht selten verzerrt auch das eigene verletzte Gefühl deneigentlichen Inhalt der Kritik. Vielleicht ist der Kern gar nicht so kränkend, wie er sich zunächst für Sie anhörte?

•Das Sieb der Güte: Prüfen Sie, ob die kritische Behauptung konstruktiv war. Zielte sie darauf ab, wirklich etwas zum Guten hin zu verändern? Wurde sie auch entsprechend taktvoll vorgebracht? In jeder Suppe wird sich bald ein Haar finden, wenn man nur lange genug den Kopf darüber schüttelt. Oft ist das Ziel von Kritik in Wirklichkeit nicht Hilfe, sondern sie ist eine versteckte Waffe im Kampf um die Macht.

•Das Sieb der Notwendigkeit: Prüfen Sie, ob wirklich ein ernst zu nehmender Missstand vorlag, der die Kritik rechtfertigte. Wäre es in irgendeiner Weise schlimm, wenn sich nichts ändern würde? Viel Kritik entspringt der persönlichen Anschauung von Menschen, die nicht erkennen, dass man es problemlos auch anders machen kann.

Dr. Hans-Arved Willberg

Der christliche Survival-Guide

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