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»ICH WILL ALLES PERFEKT MACHEN«

»Obwohl ich sehr intensiv arbeiten kann, komme ich regelmäßig mit meinem Zeitplan ins Schleudern und mit meiner Arbeit nicht hinterher. Im Büro erwäge ich alle Eventualitäten hundertmal ab, bevor ich eine Entscheidung treffe. Der Tippfehler in einer E-Mail wird schnell zum Drama. Auch in meiner Wohnung darf nichts herumliegen, und ich ertrage es schwer, wenn irgendwo Staub liegt. Wenn ich etwas nicht 100-prozentig hinbekomme, lasse ich es ganz bleiben. Das schränkt mich sehr ein und versetzt mich in Dauerstress.«

Dass Sie so akkurat sind, macht Ihre Persönlichkeit aus und verschafft Ihnen manchmal einen Vorteil gegenüber denen, die an ihrer Schludrigkeit leiden. Allerdings stehen Sie in der Gefahr, sich durch teilweise utopische Ansprüche das Leben schwer zu machen. Überlegen Sie, welchen der folgenden zehn Tipps Sie zuerst ausprobieren wollen:

Schaffen Sie sich Strukturen, die dem Perfektionieren Grenzen setzen. Nehmen Sie sich zum Beispiel vor, eine kleine E-Mail innerhalb von drei Minuten zu bearbeiten und nicht länger. Trainieren Sie, den Schlusspunkt unter einen Arbeitsvorgang ganz bewusst und nachdrücklich zu setzen. Finden Sie passende Formulierungen wie »Es wird sein Ziel erreichen« oder »So funktioniert es«.

Wenn Sie die Sorge überkommt, eine Sache nicht perfekt erledigt zu haben, sagen Sie in Gedanken: »Stopp.« Nun können Sie sich an ein schönes Erlebnis erinnern, zum Beispiel daran, als Sie etwas gut geschafft haben.

Fragen Sie sich, was bei einem bestimmten Fehler realistischerweise als Konsequenz drohen könnte. Haben Sie wegen der einen Ungereimtheit wirklich eine Beschwerde zu befürchten? Selbst wenn dieser Fall einträte, würde das nicht ihren persönlichen Weltuntergang auslösen.

Extra Aufwand für perfektes Ergebnis

Wenn Sie an etwas arbeiten, gelangen Sie relativ schnell zu einer 90-prozentigen Perfektion. Um es 100-prozentig hinzubekommen, müssen Sie noch mal so viel Aufwand betreiben. Die letzten zehn Prozent erfordern genauso viel Energie wie die anderen 90. Überlegen Sie, wo 90 Prozent Perfektion genug sind. Sie gewinnen damit mehr Handlungsspielraum.

Manchmal stellt jemand unangemessene Erwartungen an Sie. Dann beziehen Sie einen klaren Standpunkt: »Ich tue so viel, wie mir die Sache wichtig ist. Doch ich kann es nicht vermeiden, manche Erwartung zu enttäuschen.« Vermeiden Sie Leitsätze wie: »Ich sollte es allen recht machen.«

Beachten Sie: Nur wer seine Grenzen kennt, schöpft seine Möglichkeiten aus. Bedenken Sie immer wieder: Es gibt einen Gott, aber Sie sind es nicht.

Unsere Welt ist unvollkommen. Und Sie werden ihr nicht zu Vollkommenheit verhelfen.

Wir sprechen nicht gerne über unsere Einschränkungen. Aber wer sie nicht akzeptiert, lebt gefährlich. Er wird ständig mit den Folgen von Selbstüberschätzung konfrontiert.

Wo ist Ihnen etwas gelungen?

Beobachten Sie, wo Ihnen etwas gelungen ist, und belohnen Sie sich dafür. Nutzen Sie Ihre Kreativität, um Ihre Erfolge zu würdigen. Das macht Spaß und motiviert.

Beachten Sie, wie unpassend es ist, sich unaufhörlich mit anderen zu vergleichen. Sie können nicht in jeder Hinsicht einsame Spitze sein. Versuchen Sie stattdessen, mehr Ihre persönliche Einzigartigkeit zu schätzen.

Überprüfen Sie, wie Ihre Zeitplanung aussieht. Wenn jede Minute verplant ist, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Sie nicht alles schaffen. Denn Sie hatten keine Freiräume für das Unvorhergesehene.

Und nicht zuletzt: Freuen Sie sich auf Gottes vollkommene Welt, in der nichts zu bemängeln sein wird. Dort zu leben bekommen Sie für alle Ewigkeit geschenkt. Und bedenken Sie: All Ihr Abmühen und Ihre Sorgen leistet dafür keinen Beitrag.

Sollten Sie mit den Tipps nicht weiterkommen und gar den Eindruck haben, dass im Laufe der Zeit der Druck noch weiter wächst, erwägen Sie, therapeutische Unterstützung zu suchen. Dort kann eingeschätzt werden, welche Schritte angebracht sind. Manchmal ist es sinnvoll zu fragen, woher diese überhöhten Ansprüche eigentlich kommen.

PERFEKTIONISMUS

Lass den Fussel – ohne Perfektionismus geht es auch!

Schauen Sie sich für ein paar Momente genauer an, ob Ihre Kleidung völlig falten- und fusselfrei ist. Oder wie perfekt Ihre Fingernägel gestaltet sind, wie gut Ihr Haar sitzt. Höchstwahrscheinlich genügt Ihr Outfit nicht den perfekten Maßstäben einer Galashow. Und doch darf es so, wie es ist, gut und allemal ausreichend sein. Dass Sie mit dem Ergebnis Ihrer Anstrengungen zufrieden sein können, macht Sie lebenstüchtig. Sonst wären Sie heute Morgen gar nicht vom Spiegel weggekommen. Beobachten Sie nun auch für andere Zusammenhänge, wie Sie sich mit Unvollkommenem arrangieren können.

Dr. Dietmar Pfennighaus

Der christliche Survival-Guide

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