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Geleitwort
ОглавлениеWarum erst jetzt, könnte man fragen, angesichts eines Buches, dass sich die Wichtigkeit sozialer und sozialarbeiterischer Aspekte in vielen ambulanten und stationären Psychotherapien zum Thema gesetzt hat.
Viele Psychotherapeuten haben ihren Werdegang vermutlich nicht zuletzt ausgehend von Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Linderung auch sozialer Not begonnen. Bei nicht wenigen blieb dies auch im Weiteren ein Hintergrundmotiv, geriet jedoch im Alltag der Auseinandersetzung mit den vielfältigen psychischen Verstrickungen ihrer Klientel oft eher in den Hintergrund. Nur bei Patienten und Klienten in absoluter sozialer Not war es nicht möglich, an den harten Aspekten der Realität »vorbeizukommen«. Dann herrschte allerdings oft eine gewisse Ratlosigkeit, welche Maßnahmen ergriffen werden können, wie viel Aktivität geboten ist – angesichts professioneller psychotherapeutischer Zurückhaltung – und vor allem wo das Know-how, das hier ohne Zweifel oft nötig ist, zu finden ist. Dieses Dilemma war sicher einer der Ausgangspunkte für das hier präsentierte »Projekt«.
Wir alle wissen um die Einflüsse sozialer Aspekte auf psychische Erkrankungen und natürlich auch um die sozialen Folgen, die diese haben können. Umso ungewöhnlicher ist, dass fundierte Analysen und auch Handlungsanleitungen für Psychotherapeuten in diesem Feld heute noch eher selten sind.
Vielleicht ist das Buch, das Sie in Händen halten, aber dennoch ein Ausdruck dessen, wie breit und tief sich die Psychotherapie in unserem Land inzwischen entwickelt hat. Dass die Sozialarbeit zum Thema in der Psychotherapie wird, ist auch ein Zeichen dafür, dass Patienten in Multiproblemsituationen, wie es heute heißt, eben vor Jahren kaum die Chance hatten, psychotherapeutische Unterstützung im angemessenen Maß zu erhalten. Dies hat sich geändert. Damit hat sich aber auch ein neues Feld ergeben, mit dem sich dieses Buch befasst. In beeindruckender Weise stellt es die Breite des Feldes sehr gut dar, und es ist zu hoffen, dass damit die komplementären Aufgaben im Feld der Psychotherapie noch stärker als bisher nicht nur unter Therapeuten aufgegriffen werden, sondern auch noch mehr in den Fokus der Ausbildung für Sozialarbeiter gelangen.
Die zusammengetragenen Erkenntnisse machen natürlich auch deutlich, dass die Sozialtherapie ungeachtet ihrer teils noch schwachen Verbindung zur Psychotherapie eine lange und produktive Tradition hat. Diese Tradition wird zumindest den »fachfremden« Psychotherapeuten unter den Lesern, aber eben auch den Lernenden und aktiv Tätigen in der Sozialarbeit in hervorragender Weise nähergebracht.
Es ist für mich eine ganz besondere Freude, dieses Buch zu empfehlen, weil mich mit einer der Autorinnen und Herausgeberinnen eine langjährige alltägliche Zusammenarbeit auf einer Psychotherapiestation für Patienten mit Traumafolgestörungen und schweren Persönlichkeitsbeeinträchtigungen verbunden hat. Gleichzeitig konnte ich sie in dieser Zeit bitten, im Rahmen der Ausbildung von Psychotherapeuten zu versuchen, die hier angedeuteten Lücken etwa zu schließen. Dies gelang ihr außergewöhnlich gut und diese Erfahrung war möglicherweise ebenfalls ein Motiv, sich vertieft mit dem Thema zu befassen. Die Autoren wissen also, wovon sie sprechen. Es ist dennoch ungewöhnlich und insofern beglückend zu sehen, wie hier langjährige Praxiserfahrung den Anstoß bildet und durch die produktive Kooperation mit anderen Experten für uns alle und das Feld Früchte trägt.
Ich wünsche deshalb diesem Buch von Herzen eine weite Verbreitung und Rezeption und bin sicher, dass hier ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung der interdisziplinären Kooperation von Sozialarbeit/-therapie und Psychotherapie getan wird.
Prof. Dr. Henning Schauenburg, Heidelberg