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Das erste Jahrsiebt – Basis für Selbstannahme und Weltbeziehung

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Mein dreieinhalb-jähriger Enkel sagte zu mir: »Oma, meine Lieblingsfarbe ist Rot!« Dabei schien es, als wäre er mit seinem ganzen Leib und seiner ganzen Empfindung von dem Erlebnis Rot erfüllt. »Und deine Lieblingsfarbe ist Grün!« Er sah mich tief an. Können zwei Menschen sich näher sein, als wir in diesem Moment? Ein geheimes, tiefes Farbenverstehen verband uns. Es bedarf wenig Phantasie, um sich vorzustellen, dass diese klitzekleine Erfahrung zusammen mit den vielen, vielen anderen kleinen und größeren Erfahrungen sich tief einprägen wird, ja, dass alle Erfahrungen zusammen im wahrsten Sinne des Wortes leibbildend und zukunftsprägend sind. In dem großen Spektrum an natürlichen und künstlichen Sinneserfahrungen, die uns in der heutigen Welt umgeben, wird es immer wichtiger werden, dass wir Eltern und Großeltern uns dieser Auswirkungen auf die Leibbildung und damit unserer Verantwortung in der Auswahl derer bewusst werden.

Dazu kommt, dass Kinder spüren, ob sie willkommen sind und bedingungslos geliebt werden. Unser vorbehaltloses: »Ja – du bist willkommen, so wie du bist!« lässt die Seele des Kindes wohlig eintauchen in den kleinen Körper und in die Welt wie in eine warme Badewanne. Sie wird für ihr Leben gesättigt und damit innerlich unabhängig und stabil in ihrer Beziehungsfähigkeit. Intellektuelle Überforderung, Kritik, Bewertung, Trennung und andere Kränkungen lassen die Seele zurückschrecken wie unter einer kalten Dusche. Unangemessene emotionale Abhängigkeit und Bindungsstörungen können daraus folgen.

Bekommt später die wunderbare Phantasie im freien Spiel und das große »Können« weiten Raum, ob beim Familiespielen, Waffelnbacken, Feuermachen, Schnitzen und Nähen, Klettern, Bauen, Malen oder Matschen, dann kann sich das Kindergartenkind in seiner ganzen selbstständigen und schöpferischen Kompetenz erleben. Dieser tätige freie Wille ist grundlegend für die spätere individuelle Lebensgestaltung.

Es gehört zu den Geheimnissen der menschlichen Biographie, dass Entwicklung in Sieben- Jahresrhythmen verläuft. Alles, was uns leibbildend und spielerisch in der Kindheit prägt, finden wir später in unserer Seele verwandelt wieder. So legen wir im ersten Lebensjahrsiebt für das ganze weitere Leben die Basis für die psychische und physische Gesundheit und damit die Grundlage für eine gesunde Selbstannahme und Weltbeziehung. Mögen unsere Kinder auf diese Qualitäten zurückgreifen können, damit sie Hände, Herz und Geist frei haben für ihre ureigene Lebensaufgabe!

Dr. med. Susanne Hofmeister, * 1962, Mutter von vier Kindern, Anthroposophische Ärztin, Schwerpunkt Biographiearbeit, Autorin, Supervisionsarbeit im Kindergarten, Coaching, Seminare und Fortbildung. www.susannehofmeister.de

Literatur und weitere Weblinks

Glöckler, Michaela u.a. Kindersprechstunde – Ein medizinisch-pädagogischer Ratgeber. Urachhaus 2018

Hofmeister, Susanne. Mein Lebenshaus hat viele Räume. Kösel 2019

Hofmeister, Susanne. Wo stehe ich und wo geht‘s jetzt hin? Gräfe und Unzer 2014

Kutik, Christiane. Herzensbildung – Von der Kraft der Werte im Alltag mit Kindern. Verlag Freies Geistesleben 2016

ImPäd – Pädagogischer Impuls, Susanne Hofmeister

https://www.youtube.com/watch?v=X7IAbvjqEwY

www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1495

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