Читать книгу Neue Technologien in der Pflege - Группа авторов - Страница 18

4.3 Technik hat Potenzial – und Grenzen

Оглавление

Wir alle kennen die vieldiskutierten Herausforderungen der Zukunft. Dazu gehört allen voran die demografische Veränderung, die dazu führt, dass der Anteil älterer Menschen stetig zu-, der Anteil Jüngerer abnimmt. Daneben zeigen sich epidemiologische Veränderungen, d. h. gesundheitliche Zustände in der Bevölkerung verändern sich. Zum Beispiel kommt es zu einer erhöhten Multimorbidität, chronische Erkrankungen und dementielle Erkrankungen nehmen in der älteren Generation zu. Und auch bei den Jüngeren zeigen sich Veränderungen. Chronische Erkrankungen greifen vermehrt um sich, wie z. B. Diabetes mellitus. Andererseits können Erkrankungen, die noch vor einigen Jahrzehnten zum frühzeitigen Tod führten, heute bis ins hohe Erwachsenenalter überlebt werden, z. B. Cystische Fibrose. Dazu kommen soziale Veränderungen, die unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben massiv beeinflussen. Beispielsweise zeigen sich veränderte Strukturen im Zusammenleben. Dyadische Konstellationen (1 Kind – 1 Elternteil), sog. Patchwork-Familien und Einzelhaushalte nehmen zu. Beruflich verändert sich unsere Mobilität. Wir werden insgesamt mobiler und pendeln mitunter täglich von Stadt zu Stadt. »Steigende Frauenerwerbstätigkeit«, der »mündige Patient« oder »zunehmende Ökonomisierung« sind weitere beispielhafte Schlagworte. Hinzu kommt das negative Image sorgender Berufe in Deutschland und der auch und nicht nur damit zusammenhängende Fachkräftemangel. Und auch neuartige Veränderungen, wie COVID-19 sind an dieser Stelle zu nennen. Viele dieser Veränderungen haben Auswirkungen auf die pflegerische Versorgung der Bevölkerung im Allgemeinen und auf sorgende Tätigkeiten im Besonderen. Die damit verbundenen Herausforderungen gilt es zu bedenken und gesellschaftlich zu lösen. Neue Technologien und ihr Beitrag zur Problemlösung werden in diesem Zusammenhang als Hoffnung und Erwartung gleichermaßen gesehen. Viele politische Initiativen sind auf Digitalisierung in diesem Zusammenhang ausgerichtet. Gleichzeitig hat Deutschland in Bezug auf die lückenhafte Breitbandversorgung noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Insgesamt sind in den letzten Jahren gleichwohl Millionen in die Forschungsförderung geflossen. Daraus resultierten die unterschiedlichsten technischen Systeme, die heute teilweise als Produkte erwerbbar sind. Gleichzeitig haben eher wenige technische Produkte Eingang in die reguläre Versorgung gefunden. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Sicher ist, dass technische Produkte ein Treiber für Veränderungen in Pflege und Versorgung sind. Zu den besonderen Herausforderungen der Technikentwicklung im Gesundheitswesen siehe Kunze ( Teil I, Kap. 4).

Insgesamt kämpft das Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland mit vielen Herausforderungen. Gute Pflege ist gefährdet. Technik hat Potenzial. Gleichwohl ist nicht jedes technische System wirksam und sinnvoll für und in der Pflege. Es gilt, »die guten ins Töpfchen und die schlechten ins Kröpfchen« zu sortieren. Nicht jede digitale Innovation hat auch beim Hilfe- oder Pflegebedürftigen anzukommen. Schließlich kann am Ende des Tages die Erkenntnis auch lauten, dass das technische System eben nicht das richtige ist, entgegen vorheriger Annahmen und Hypothesen. Insgesamt sollten die Vorstellungen »guter« Pflege und Versorgung verstärkt in die Diskussion aufgenommen werden. Welche Vorstellungen haben wir von »guter« Pflege und Versorgung in Deutschland? Welche politischen Rahmenbedingungen unterstützen die Umsetzung dieser Vorstellung? Und, welcher Technik bedarf es, um diese »gute« Pflege und Versorgung unter bekannten Herausforderungen zukünftig leisten zu können?

Neue Technologien in der Pflege

Подняться наверх