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4.7 Anwenderakzeptanz
ОглавлениеDer Begriff Anwenderakzeptanz wird vielförmig verwendet. Im Wesentlichen geht es um die Annahme oder Ablehnung von Technik. Erwartungen, Überzeugungen und Gefühle sind dabei ein maßgeblicher Schlüsselfaktor (Kohnke 2015). Eine ausreichend hohe Akzeptanz neuer Technologien wird gemeinhin als Voraussetzung für deren erfolgreichen Einsatz im Kontext Pflege angesehen. Der erwartete oder wahrgenommene Nutzen spielt dabei eine große Rolle. Deshalb ist die Akzeptanz aus Perspektive der beteiligten Personengruppen zu differenzieren (Pflegeabhängige, Zugehörige, Pflegende etc.). Eine gelegentlich angenommene generelle Ablehnung technischer Unterstützungssysteme durch professionell Pflegende oder ältere Menschen ist inzwischen empirisch vielfach widerlegt.
Eine aktuelle Befragung zur Technikakzeptanz von professionell Pflegenden (Zöllick et al. 2019) spricht diesen eine hohe allgemeine Technikbereitschaft zu. Daneben wurden in der Studie spezifische Einstellungen zur Technikunterstützung in vier verschiedenen Funktionsbereichen erfragt. Dabei zeigt sich, dass Pflegende einer Techniknutzung im Bereich »soziale und emotionale Unterstützung« deutlich kritischer gegenüberstehen als technischen Systemen zur körperlichen Unterstützung, zum Monitoring oder zur Dokumentation. Die Autoren schlussfolgern, »dass eine Technisierung zwischenmenschlicher Interaktion dem professionellen Selbstverständnis der Pflegenden widerspricht« (ebd.).
Den vorgestellten Befragungen ist gemein, dass sie die Einstellung der Befragten zu technischen Systemen erheben, mit denen diese in der Regel keine eigenen Nutzungserfahrungen haben und die zum Teil noch gar nicht existieren – man spricht dabei von Einstellungsakzeptanz. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die tatsächliche Nutzungsakzeptanz, also die Bereitschaft, zur Verfügung stehende technische Systeme auch zu nutzen, deutlich von der Einstellungsakzeptanz abweichen kann, und zwar in beide Richtungen. Derartige Befragungen sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Deren Ergebnisse können stark von der Art der Darstellung der vorgestellten Lösungen und dem Befragungskontext abhängen. Erhebungen zur Nutzungsakzeptanz sind im Vergleich zur Einstellungsakzeptanz eher rar. Das liegt daran, dass digitale technische Systeme mit wenigen Ausnahmen bisher wenig Verbreitung gefunden haben und noch weniger wissenschaftlich evaluiert sind.
Überraschend wenig betrachtet wurde bisher der Umstand, dass Anwenderakzeptanz keine konstante Eigenschaft ist, sondern sich – eigentlich naheliegend – abhängig von vielen Kontextfaktoren mit der Zeit ändern kann. Die Nutzungsbereitschaft für technische Unterstützungssysteme durch ältere Menschen hängt beispielsweise u. a. von deren Passung auf konkrete Versorgungsbedarfe, den zur Verfügung stehenden Alternativen (z. B. Unterstützung durch Zugehörige), der Unterstützung durch das soziale Umfeld oder finanzieller Unterstützung ab (Peek 2017). Brüche im bestehenden Versorgungsarrangement, wie z. B. eine Verschlechterung der funktionalen Gesundheit oder wegfallende Unterstützung durch Zugehörige können nachvollziehbar zu einer veränderten Bewertung technischer Systeme führen (ebd.).