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FC Brentford London

■ ALFONS HANISCH

Morgen spielt der FC Schalke 04 in der Champions League gegen den FC Arsenal aus London, und beim Lesen des Vorberichts im Schalker Kreisel stimme ich dem Schreiber des Artikels über den Gegner aus London zu: Es gibt wahrscheinlich nicht mehr viele Schalker Fans, die sich an das Spiel gegen den FC Brentford erinnern können. Ich aber gehöre zu ihnen, obwohl ich damals im Mai 1937 erst acht Jahre alt war. Nicht, dass ich das Spiel gesehen hätte. Dennoch sind meine Erinnerungen im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagend.

Der FC Brentford gehörte damals zu Englands Spitzenmannschaften, so viel wusste ich aus den Erzählungen meines Vaters. Viel sagte mir das jedoch nicht. Die Tatsache, dass wir diese tolle Mannschaft mit 6:2 besiegten, ließ mich damals wahrscheinlich aufhorchen, denn das Zählen hatte ich inzwischen schon gelernt. Aber das war es auch schon mit der fußballerischen Bedeutung des Spieles für mich. Wichtiger waren ein paar äußere Umstände, die in meinem persönlichen Umfeld hinzukamen.

Mein Vater, der damals Fußballfachwart des Kreises Emscher-Lippe war und die Schiedsrichteransetzungen von Rheine über’s Ruhrgebiet bis nach Bielefeld vornahm, der selbst auch Schiedsrichter war, gehörte zu den Ehrengästen des Brentfordspieles. Und für ihn war das Spiel nach dem 6:2 noch nicht beendet. Er gehörte nämlich auch zu den Ehrengästen des Banketts, das nach dem Spiel, ich meine, im Hans-Sachs-Haus stattfand. Die Vorstände der beiden Vereine waren vertreten, die Mannschaften, viele wichtige Persönlichkeiten, ja, und mein Vater. So sehr beeindruckte mich das damals nicht. Die für mich wichtigen Erinnerungen setzen erst am folgenden Tag ein, als mein Vater stolz das Gastgeschenk präsentierte, das auch er mit nach Hause nehmen durfte: eine Bruyèrepfeife. Sie war ein Prachtstück, aus hellbraunem Holz, mit einer wunderschönen Maserung, sie glänzte noch gänzlich unbenutzt. Mit Genuss stopfte mein Vater sie und begann, sie einzurauchen. Mir kleinem Jungen imponierte das alles, und ich nahm mir vor, irgendwann, bei einer passenden Gelegenheit, meinem Vater nachzueifern. Aber es sollte keine einfache Zigarette sein, ich wollte auch keine der anderen Pfeifen meines Vaters, die mich nie interessierten, benutzen. Nein, es sollte genau diese Bruyèrepfeife sein. Und die Gelegenheit ergab sich bald, im Laufe des Jahres häuften sich sogar die Gelegenheiten, immer dann, wenn meine Eltern ausgingen, ins Kino, ins Theater, vielleicht auch zu irgendwelchen anderen Banketten. Immer dann schlich ich mich zu der Schatulle mit der Bruyèrepfeife, immer wieder suchte ich die Wohnung nach Tabak ab, nie fand ich welchen, mein Vater hatte ihn sehr gut versteckt, und immer wieder blieb mir als Tabakersatz nur der Pfefferminztee, der natürlich nicht wie heute in Beuteln verpackt war, sondern lose in einer Teedose aufbewahrt wurde. Ich rauchte also diesen Pfefferminztee in dieser wunderschönen Bruyèrepfeife, immer wieder lüftete ich anschließend gut die Wohnung, immer wieder säuberte ich die Pfeife nach dem Gebrauch mit großer Sorgfalt und beseitigte alle verdächtigen Spuren. Ich wundere mich noch heute, dass meinem Vater, der so pingelig war, nie etwas aufgefallen war. Auch meiner Mutter fiel zu meinem Erstaunen nicht auf, dass der Pfefferminzteebestand vorübergehend rapide abnahm. Worüber ich mich jedoch bis heute nicht wundere, ist, dass meine damaligen Rauchversuche anfangs eine durchschlagende Wirkung hatten und auf der Toilette endeten.

Die Bruyèrepfeife bildete damals den Anfang meiner langen Raucherkarriere, und der FC Brentford trug die Schuld daran. Gott sei Dank ist es mir aber schon vor vielen Jahren gelungen, diese leidige Karriere zu beenden.

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