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ОглавлениеMarktschreier
■ ENRICO SCHALK
Mai 2001, unser Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg stand auf dem Plan. An diesem Spieltag sollte auch eine neue Ausgabe des Schalke Unser (SU Nr. 30) erscheinen, und dringend wurden noch helfende Hände für den Verkauf gesucht. Wie fein, aktive Unterstützung eines Fanzines. Im Fan-Laden der Schalker Fan-Initiative, den wir immer nur kurz „FI“ nannten, sollte ich mich melden, hieß es. Das traf sich gut, denn mit meinen Kumpels aus unserer Reisegruppe waren wir vor dem Spiel sowieso immer dort. Von den Machern des SU kannte ich niemanden. Ich nahm dann einen Schuhkarton mit den Heften unter den Arm, ließ die Kumpels in der FI zurück und machte mich auf in Richtung Stadion.
Auf der Brücke, die von Busparkplatz und Strapazenbahnhaltestelle zum Parkstadion führte, positionierte ich mich direkt am südlichen Treppenaufgang. Das Wetter war nicht das beste. Ich glaube, es hatte auch noch genieselt.
Der Verkauf lief ganz gut, selbst Wolfsburger zählten zu meinen Kunden. Die Kumpels aus der FI kamen, nahmen mir auch noch ein Heft ab, und wir verabredeten uns für später im Block. So langsam wollte ich auch fertig werden und rief fortan den Leuten nicht nur ein „SCHALKE UNSER!“ entgegen, sondern fügte noch „Heute nur zwei Mark!“ an. Natürlich war das der reguläre Preis. Ich weiß nicht, ob die Leute nicht wussten, was das SU kostete, wahrscheinlich dachten wirklich viele, bei mir gäbe es das Heft an dem Tag verbilligt.
Jedenfalls wurde ich dadurch schnell fertig und der Karton war schließlich leer. Beim Gehen sah ich, dass ein Stück weiter in Richtung Stadion zwei weitere SU-Verkäufer ihren Bauchladen aufgebaut hatten. Ich glaube, für die Zeit meines Daseins auf der Brücke hatten die beiden fast nichts verkauft. Da hatte ich denen wohl kurzzeitig das Geschäft verdorben? Na gut, um Gewinnmaximierung ging es hier ja sowieso nicht.
Am Zoll kam ich dann leicht ins Grübeln, ob ich denn Probleme mit den Jackentaschen voller Münzen bekäme. Es interessierte aber niemanden, dass ich so viel Kleingeld dabei hatte, also kam ich fix ins Stadion.
Nach dem Spiel machte ich noch kurz einen Abstecher in die FI, packte dort brav einen Batzen Geld auf den Tresen und verabschiedete mich. Ich weiß nicht, wie viele SU ich verkauft hatte. Demnach hatte ich auch keine Ahnung, was ich eingenommen hatte. Niemand fragte oder zählte nach, ein wenig seltsam war das schon. Zumal auch keiner der „Offiziellen“ zuvor meinen Namen oder dergleichen wissen wollte. Hätte ich doch den Erlös auf dem Sportplatz umgehend in Speis und Trank investieren können – niemand hätte es gemerkt. Vertrauen auf beiden Seiten. Schalke halt. Die Belohnung, das heißt, die Gewissheit, zur Existenz dieses Fanzines beigetragen zu haben, habe ich dann natürlich noch mitgenommen ...
Heutzutage muss ich immer schmunzeln, wenn ich auf der Brücke die SU-Verkäufer stehen sehe.