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2 Was machen wir, wenn wir jemandem etwas wünschen bzw. Glückwünsche aussprechen?

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Was machen wir eigentlich, wenn wir Glückwünsche aussprechen? Wie wirken wir auf den Gesprächspartner und auf die Welt? Aus pragmalinguistischer Perspektive, die das Sprechen als eine Form des Handelns in der Welt betrachtet, haben Glückwünsche eine komplexe illokutionäre Struktur. Glückwünsche sind eine besondere Form des Wünschens, d.h. Propositionen, die im Rahmen einer deontischen Modalität zukunftsorientiert und dialogisch ausgerichtet sind: Etwas, das dem Adressaten bzw. Gratulierten zugutekommt, soll/kann/muss passieren. Glückwünsche stellen also keine Assertive dar, sondern sind eher als supportive expressive Sprechakte zu betrachten, die den Zustand des Sprechers und insbesondere seinen Wunsch, Freude beim Adressaten hervorzurufen, ausdrücken (Larrieta Zulategui 2015: 293). Manchmal haben sie auch eine direktive handlungsleitende Komponente – p(roposition), dass H(örer) h(andlung) macht; p(roposition), dass E(reignis) passiert.

Im deutschen performativen Verb wünschen und im italienischen augurare lässt sich aus der Sicht ihrer Wortgeschichte ein semantisches Spannungsfeld erkennen, das die kulturelle Breite des Aktes gut erfasst. Das Wort wünschen, ähnlich wie das Englische wish, leitet sich vom indoeuropäischen *ųen- ab (in der Bedeutung „streben“) mit dem indoeuropäischen Inchoativsuffix -sk(e/o)- in der Bedeutung „erstreben“.1 Das italienische Verb augurare und das Substantiv augurio (meist in der Pluralform auguri verwendet) leitet sich vom Lateinischen augurium ab. Gemeint ist damit die Weissagung der Auguren, die im alten Rom die Aufgabe hatten zu ergründen, ob ein geplantes Unternehmen den Göttern genehm sei. Durch die Deutung der Zeichen (signa bzw. auguria) verkündete der Augur den Götterwillen, den er erkannte durch die Auspizien2 – etwa aus dem Flug und dem Geschrei der Vögel und anderer Tiere. Das augurium ist also eng mit der Hoffnung verbunden, dass der Mensch in Harmonie mit dem Willen der Götter seine Entscheidungen trifft und mit dem Vorzeichen, dass in diesem Vertrauen immer etwas Gutes eintritt. Hier bahnt sich also ein Spannungsfeld an zwischen dem augurium als Beweis, dass in der Deutung des Willens der Götter der Mensch seine Götternähe bezeugt, und dem Wunsch als Bestrebung, dass etwas eintritt.

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