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6. Bennett: Ein unpolitischer Autor?
ОглавлениеIn seinem Aufsatz „Alan Bennett: Political Playwright“ (1996) beschreibt Richard Scarr das Paradoxon, das Alan Bennett als Schriftsteller umgibt:
Bennett is not usually thought of as a political writer. His work is seldom compared with that of pronounced left-wing dramatists such as Wesker, Edgar, of Griffiths. More often he is cited alongside such apolitical and conservative (or in some instances, Conservative) contemporaries as Alan Ayckbourn, Michael Frayn and Simon Gray – that is, polite, educated, middle-class writers producing ‚nice‘, well-made, intelligent theatre. Yet Bennett belongs to neither of these groups. Instead he walks a middle ground making poignant political statements in a way which is often so covert that audiences are unaware of the full resonances and ramifications of his work until after they have left the theatre. (309)
Mit Allelujah! legt Bennett ein solches Stück vor, das, zugegebenermaßen, einen unterhaltsamen Theaterabend verspricht, zugleich aber als „State of the Nation“-Play tief in die Seele Großbritanniens schaut (vgl. Billington): Das wirtschaftliche Gefälle zwischen Nord und Süd, Ageism und Migrationspolitik vermischen sich mit der ethischen Kritik am Kapitalismus zu einem schlichten Gesamtwerk, das trotz oder gerade wegen seiner Alltäglichkeit den Finger in die Wunde legt und aufzeigt, wie der freie Markt die Selbst- und Weltbeziehungen des Einzelnen so fundamental stört, dass selbst Eingriffe in die Würde des Menschen durch das Effizienzdiktat möglich werden. Das „hospital a[s] microcosm of modern society“ (Billington) steht für das große Ganze der Gesellschaft. Zwar verliert Bennett dabei niemals seinen charakteristischen Humor in Allelujah!, allerdings ist sein jüngstes Stück auch eines seiner unversöhnlichsten: Allelujah!, so der Theaterkritiker Ben Brantley, „is the most openly angry play of this master satirist’s career“. Mit seinem kapitalismuskritischen Inhalt dürfte es auch eines der relevantesten sein.