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1. Einleitung
ОглавлениеIn der Einleitung dieses Buches haben die Herausgeber das Problem skizziert, dass heutzutage viele Menschen aus reformiertem Hause überhaupt nicht mehr wissen, warum sie reformiert sind bzw. was es eigentlich bedeutet, reformiert zu sein. Das ist in meinem Land, den Niederlanden, kaum anders, auch wenn sich die Dinge in konservativeren Kreisen der reformierten Familie (der «Refos,» im Volksmund) etwas nuancierter darstellen. In vielen protestantischen Kirchen nehmen Fragen zur Sinngebung oft den Platz des Interesses an Reformationsgeschichte und Kirchenlehre ein. Sehr verschiedene Entwicklungen haben zur Unsicherheit vieler Menschen beigetragen, was sie sich unter dem Wort «reformiert» vorzustellen haben. Ich kann nur einige davon erwähnen. Es kann in diesem dritten Millennium einerseits die Entfremdung von der eigenen Tradition durch Säkularisierung, Kirchenaustritte und die Begegnung mit anderen Religionen und Kulturen konstatiert werden. Andererseits gibt es die Aufarbeitung der grossen Ereignisse von Krieg und Gewalt des vorigen Jahrhunderts, die ihren Einfluss auf das Denken über Gott und Glaube gehabt haben. Weiter sind viele Leute unsicher, was «reformiert sein» bedeutet, da dieser Terminus oft mit Kirchlichkeit oder Dogmatismus assoziiert wird. Zudem gibt es die neue Medienkultur, die die traditionelle Tradierungsform des Evangeliums als Wortverkündigung, die ja |48| in der reformierten Theologie und Kirche zentral ist, zu einer überwundenen Gestalt zu machen scheint. Auch existieren Vorurteile, die «reformiert sein» mit patriarchaler und autoritärer Gewalt verbinden, um nur einige Punkte zu nennen. Es ist darum sinnvoll, in unserem Jahrhundert der Frage nachzugehen, welche Akzente reformierte Theologinnen und Theologen des 20. Jahrhunderts im Kontext ihrer Zeit formuliert haben, und zu sehen, wo die Vitalität ihres Denkens in unseren heutigen Diskussionen relevant gemacht werden kann.