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4. ZEICHENTYPEN

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Die voll entwickelte Keilschrift besitzt drei verschiedene Zeichentypen: Logogramme, Phonogramme und Determinative.

Logogramme, auch Wortzeichen oder Ideogramme genannt, stehen für ein Wort oder mehrere Wörter aus demselben semantischen Feld. So steht z. B. das Zeichen (konventioneller Zeichenname AN17) für die Begriffe „Himmel“, „Himmelsgott“ und „Gott“. Welcher Begriff gemeint ist, ergibt sich nur aus dem Kontext. Logogramme sind sprachunabhängig und sind je nach Sprache des Schreibers unterschiedlich zu lesen: (AN) für „Gott“ ist in einem sumerischen Text dingir, in einem akkadischen Text ilu, in einem hethitischen Text šiu(ni)- usw. zu lesen. Die in akkadischen Texten vorkommenden Logogramme sind fast alle18 aus dem Sumerischen übernommen, weshalb man in der Akkadistik auch von Sumerogrammen spricht. Das Hethitische kennt neben Sumerogrammen auch Akkadogramme, syllabisch geschriebene akkadische Wörter, die in einem hethitischen Text hethitisch zu lesen sind (vgl. S. 28 und S. 110):19 z. B. die Zeichenfolge BE-EL (akkadisch Status constructus bēl „Herr von“), steht in einem hethitischen Text für das Wort išḫā- „Herr“.

Phonogramme, auch Lautzeichen oder Syllabogramme genannt, stehen für Silben oder Vokale. So steht z. B. das Zeichen (NA) für die Silbe na, das Zeichen (UM) für die Silbe (ʾ)um, das Zeichen (A) für den Vokal a. Die älteste Gruppe von keilschriftlichen Phonogrammen wurde durch phonetische Abstraktion (Rebusprinzip genannt) aus sumerischen der Logogram-me abgeleitet: so wurde z. B. der Lautwert a des Zeichens(A) aus sumerisch (ʾ)a „Wasser“ gewonnen, der Lautwert kur des Zeichens (KUR) aus sumerisch kur „Berg, Land“. Eine zweite, jüngere Gruppe von Phonogrammen wurde aus den akkadischen Lesungen der Logogramme abgeleitet: das Zeichen (KUR) wurde akkadisch šadû „Berg“ oder mātu „Land“ gelesen. Daraus entwickelten sich die Lautwerte šad/t/ und mat/d/. Viele Keilschriftzeichen vereinten so im Lauf der Zeit mehrere Lautwerte unterschiedlicher Herkunft auf sich, wie das Zeichen (KUR), das je nach Kontext die Lautwerte kur, mat/d/ oder šat/d/ (und noch weitere) besitzt. Bei der Übertragung der Keilschrift auf weitere Sprachen wurden meist die aus dem Sumerischen und Akkadischen stammenden Lautwerte der Zeichen weiter verwendet und nur vereinzelt neue Lautwerte entwickelt, wie im Falle des Zeichens (GEŠTIN) „Wein“, hethitische Lesung wiyanaš, woraus der in hethitischen Texten gebräuchliche Lautwert wi5 abgeleitet wurde (vgl. auch S. 108),20 oder der Lautwert mak des Zeichens (KUR) in der elamischen Keilschrift.21

Determinative, auch Deutzeichen genannt, stehen vor oder nach einem meist logographisch geschriebenen Wort und kennzeichnen es entweder als zu einem bestimmten Wortfeld gehörig oder als im Plural stehend. So steht z. B. das Zeichen (AN) auch als Determinativ vor Götternamen, wie indEn-ki Gott Enki“, oder das das Zeichen (MEŠ) nach Wörtern im Plural: LUGALmeš „Könige“. Determinative waren nur graphische Hinweise auf die Lesung und wurden nicht mitgesprochen, weshalb sie in der lateinischen Umschrift gerne hochgestellt werden.22 Determinative, die die Zugehörigkeit zu einem Wortfeld kennzeichnen, gibt es für verschiedene Typen von Eigennamen (männliche und weibliche Personennamen, Götternamen, Ortsnamen, Ländernamen, Flussnamen, Sternnamen), Tiere (Vögel, Fische), Pflanzen (Bäume, Schilfrohr, wilde Pflanzen, Gartenpflanzen, Aromata) und die wichtigsten Materialien sowie die aus ihnen gefertigten Gegenstände (Stein, Kupfer, Bronze, Ton, Stoff).23

Die meisten Zeichen sind gleichzeitig Logogramm, Phonogramm und mitunter auch Determinativ. So steht z. B. das Zeichen (A) als Logogramm für das Wort a (sumerisch) bzw. (akkadisch) „Wasser“ und als Phonogramm für den Vokal a, das Zeichen (KI) als Logogramm für das Wort ki (sumerisch) bzw. erṣetu (akkadisch) „Erde“, als Phonogramm für die Silbe ki und als Determinativ ki nach Ortsnamen. Berücksichtigt man zudem, dass viele Zeichen nicht nur je eine logographische und phonographische Lesung besitzen, sondern mehrere, ergibt sich in der Theorie ein kompliziertes Schriftsystem. Dass es dennoch praktikabel war, liegt daran, dass Sprache des Textes und Kontext des Zeichens die Komplexität im konkreten Fall reduzierten. So kann z. B. die richtige phonographische Lesung des Zeichens (KUR) in einem akkadischen Text wie folgt näher bestimmt werden: die Zeichenfolge kann nur sinnvoll kur-ru „Kor (ein Hohlmaß)“ gelesen werden, die Zeichenfolge šat-tu „Jahr“ und die Zeichenfolge mat-qu „süß“.

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