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5. SCHREIBKONVENTIONEN 5.1. Logographische und phonographische Schreibung

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Die ältesten Keilschrifttexte in sumerischer Sprache sind vermutlich fast ganz logographisch verfasst. Wortzeichen werden nebeneinander gesetzt, ohne grammatische Flexionselemente zu schreiben. So schreibt man zum Beispiel é dingir „Haus Gott“ und lässt offen, ob man é dingir-ra „Haus des Gottes“, é dingir-ra-ka „im Haus des Gottes“, é dingir-ra-šè „zum Haus des Gottes“ usw. meint.

Doch schon sehr früh muss sich die Notwendigkeit ergeben haben, Eigennamen und logographisch schwer darstellbare Begriffe phonographisch zu notieren. Mittels Rebusprinzip (vgl. S. 23) wurden daher mehr und mehr phonographische Zeichenwerte aus logographischen Werten abgeleitet. Die agglutinierende Struktur der sumerischen Sprache begünstigte eine Schreibweise, bei der die Basis eines Wortes, der semantische Nukleus, logographisch geschrieben wurde, grammatische Präfixe und Suffixe dagegen phonographisch. Weil die meisten sumerischen Basen einsilbig sind, waren die aus ihnen abgeleiteten phonographischen Werte einzelne Silben. So wurde das Wort “Könige” im Sumerischen, dessen Lautung ungefähr lugalene war, typischerweise LUGAL-e-ne geschrieben: LUGAL24 ist das Logogram für „König”, e und ne sind Silbenzeichen, welche die Pluralendung -ene wiedergeben; rein phonographisch25 würde man dagegen luga-le-ne schreiben. Das Verb “Er hat ihm gegeben” (Lautung ungefähr munanšum) schreibt man mu-na-an-ŠÚM mit ŠÚM für “geben” und den Präfixen mu- (Ventiv), -na- (Dativ) und -(a)n- “er”.

Die flektierende Struktur des Akkadischen begünstigte dagegen eine grundlegend phonographische Schreibweise. Daher wurde das phonographische Zeicheninventar nach der Übertragung der Keilschrift auf das Akkadische im 3. Jahrtausend immer weiter vervollständigt. Das voll entwickelte akkadische Syllabar26 besitzt Lautwerte des Typs K(onsonant)V(okal) (z. B. ba), VK (z. B. ab), KVK (z. B. bab) und V (z. B. u). Die Typen VK und V entstanden allerdings erst nach dem Schwund der schwachen Konsonanten ʾ, h, , ʿ und j; so stand das Zeichendas später den Vokal i ausdrückt, im Altakkadischen und in Ebla noch für ji, war also ursprünglich ein KV-Zeichen,27 oder das Zeichen das später für en steht, in Ebla für jin, war also ursprünglich ein KVK-Zeichen.28

Wenn auch Akkadisch bevorzugt phonographisch geschrieben wurde, so bediente man sich tatsächlich aber immer auch einer gewissen Anzahl von Logogrammen. Die Frage, wieviel und welche Logogrammen man verwendete, lässt sich nicht für alle Texte gleich und exakt beantworten. Es gibt aber zwei Tendenzen: Alltagstexte, vor allem Briefe, gebrauchen Wortzeichen seltener als wissenschaftliche und literarische Texte; am häufigsten logographisch geschrieben werden Zahlen und Maße, gefolgt von Substantiven und Adjektiven, während Verben meist phonographisch wiedergegeben werden. Der folgende Passus zeigt ein typisches Nebeneinander von mehreren Phonogrammen und einem Logogramm:šum-ma a-wi-lum GUD i-gur-ma KH § 249 „wenn ein Mann ein Rind gemietet hat“. Hier ist das Wort für Rind (akkadisch alpum) logographisch GUD, alle anderen Wörter sind phonographisch (syllabisch) geschrieben.

Im Ergebnis war die akkadische Keilschrift ein gemischt phonographischlogographisches Schriftsystem mit einem gesamten Zeichenbestand von ca. 900 Zeichen.29 Viele Texte schöpfen diesen Zeichenbestand jedoch nicht aus, sondern verwenden deutlich weniger Zeichen: altbabylonische Briefe z. B. verwenden ca. 110 verschiedene Phonogramme und 30 gebräuchliche Logogramme, altassyrische30 Texte rund 130 Phonogramme mit rund 230 Lautwerten und nur wenige, z. T. aber häufige Logogramme. Die anderen Keilschriftsprachen werden meist mit einem reduzierten Zeicheninventar wiedergegeben. So beträgt der Gesamtbestand der hethitischen Keilschriftzeichen nur 375 Zeichen.31

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