Читать книгу Integrative Medizin und Gesundheit - Группа авторов - Страница 30

2.6 Heilung in der modernen Medizin

Оглавление

Heute sieht die Situation anders aus. Sei es aus Gründen der Kosteneffizienz, einer stärkeren „Kundenorientierung“, einer zunehmenden Hilflosigkeit bei chronischen und funktionellen Erkrankungen oder tatsächlicher wissenschaftlicher Erkenntnis in der Medizin: Ein zunehmender therapeutisch-medizinischer Pluralismus hält Einzug. Integration löst Separation ab, sagen Befürworter. Das blieb nicht ohne Widerstand, gerade auch in Deutschland. In den USA verlief die Debatte weniger aufgeregt: Dort hatten viele der geschilderten Ideen nicht nur in der Psychologie überdauert, was u.a. am großen William James lag, sondern z.B. auch in der Soziologie, die ebenfalls über Gesundheit und Ressourcen forschte. Themen wie Salutogenese, Kohärenz, Hardiness und Resilienz, d.h. innere Faktoren für Gesundheitsschutz, Widerstandsfähigkeit und Stressresistenz (vgl. Esch 2002), hatten es geschafft, sich auch an Elite-Universitäten zu halten und sich immer wieder – auch im medizinischen Kontext – Gehör zu verschaffen.

Ein Durchbruch erfolgte schließlich durch zwei parallele Entwicklungen: Die geschilderten Arbeiten u.a. zur Mind-Body-Medizin von Herbert Benson und sein Modell des „dreibeinigen Stuhls“ (s. Abb. 1) korrelierten mit einer „Psychologie des Gesunden“, der sogenannten „Positiven Psychologie“ (Esch 2017) bzw. „Resilienzforschung“ (Esch 2020). Das passierte mit maßgeblicher Unterstützung der amerikanischen Gesundheitsadministration und führte schließlich u.a. auch zur Etablierung einer wissenschaftlichen komplementären und Integrativen Medizin (Complementary and Integrative Medicine, CIM) unter Einbeziehung der Mind-Body-Medizin, neben der bereits bestehenden Gesundheitspsychologie. Die andere wichtige Entwicklung war eine sich intensivierende Meditations- und Bewusstseinsforschung, die auf eine immer stärker als Brückendisziplin auftretende, integrierend wirkende Neurowissenschaft traf, mit immer faszinierenderen technisch-wissenschaftlich-experimentellen Möglichkeiten. Ergänzt wurde diese Entwicklung noch durch die Förderung einer transdisziplinären Dialogkultur sowie durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zur Autoregulation und dem Placebo-Effekt.

Abb. 1 Dreibeiniger Stuhl eines modernen Gesundheitswesens bzw. einer ressourcenorientierten Medizin (in Anlehnung an Herbert Benson, angepasst und übersetzt von Tobias Esch [Esch 2017]).

Integrative Medizin und Gesundheit

Подняться наверх