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1.3 Der Weg zu einem Symptom

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Einige Patient*innen berichten, dass sie »plötzlich« bemerkten, dass etwas nicht in Ordnung war, sie sich ängstlich, traurig, wütend fühlten, scheinbar aus dem Nichts heraus. Andere wiederum beschreiben einen schleichenden Beginn oder benennen einen konkreten Auslöser, der zum Ausbilden einer psychischen Symptomatik geführt hat. Oftmals ist der Weg bis zum Auftreten eines Symptoms ein langer, meist unbewusster, auf dem versucht wird, Kummer und Schmerz abzuwehren, in Schach zu halten oder zu verdrängen, bis sie schließlich doch ausbrechen. Der Auslöser scheint mitunter nicht in Relation zur Wucht der Symptomatik zu stehen, diese wird aber verständlich, wenn man sich anschaut, was dem zugrunde liegt.

Die Abwehr erfolgt über Abwehrmechanismen. Diese dienen dazu, unbewusste, seelische Konflikte zu lösen und das psychische Gleichgewicht aufrechtzuhalten. Sie sind meist unbewusst und unterscheiden sich daher von bewussten Problemlösestrategien. So können innere Wünsche abgewehrt oder verleugnet werden oder sich in körperlichen Symptomen manifestieren. Eine umfassende Übersicht zu den Abwehrmechanismen findet sich bei Anna Freud (1984).

Betrachtet man genauer, wie es zur Entstehung eines Symptoms kommt, sollte man auch einen Blick auf die Neurosendisposition des Patienten werfen. Dieser Begriff wurde von Boessmann und Remmers (2008) geprägt und bezieht sich auf das Konzept der Neurosenstruktur von Schultz-Hencke. Eine Neurosendisposition ist jedem Menschen eigen und hat zunächst einmal keinen Krankheitswert. Das frühe Erleben und Empfinden, Beziehungserfahrungen sowie Konflikte und deren Lösungsversuche führen bei jedem Menschen zu einem spezifischen Muster, wie jemand mit bestimmten Situationen umgeht, sich selbst und andere erlebt. Insgesamt listen Boessmann und Remmers zehn Neurosendispositionen auf und geben damit ausreichend Möglichkeit, auch sich selbst in einer oder mehreren wiederzufinden.

Belastende Situationen, Verluste, Entwicklungsaufgaben oder Konflikte können dazu führen, dass Neurosendispositionen die Entstehung einer psychischen Störung begünstigen, weil Lösungsversuche und Abwehrmechanismen nicht mehr greifen. Das Erkennen einer patient*innenspezifischen Neurosendisposition aufgrund einer biografischen Anamnese und des im Erstkontakt erhobenen psychischen Befundes gibt Aufschluss über die Psychodynamik, die einem Störungsbild zugrunde liegt und liefert somit Behandlungsansätze.

Dies mag sich für manche*n Leser*in sehr komplex anhören, da doch die meisten Prozesse unbewusst ablaufen. Jedoch wird in den nachfolgenden Kapiteln aufgezeigt, wie spannend es ist, das »Unbewusste« zu erforschen und mit diesem zu arbeiten.

Facetten tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie

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