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Aufbruch zu einer neuen Kultur des Kircheseins

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Aber je tiefer wir gemeinsam den neuen Formen und fresh expressions nachforschten, desto deutlicher wurde auch, dass es gemeinsame Wasserzeichen dieser Kirchenbildungen gibt. Sie beinhalten eine Umkehrvision der Kirchenentwicklung und sind doch zugleich Konkretisierungen und Rezeption jener prophetischen Intuitionen des II. Vatikanums und einem kerygmatischen Kirchenverständnis, das davon ausgeht, dass Gott durch das Wort Glauben wirkt wo und wann er will. Gemeinsam ist allen Neuaufbrüchen, dass sie nicht „geplant“ sind: sie sind charismatischer Aufbruch und sie entstammen alle den Visionen von Christen, die selbst aus einer tiefen Spiritualität leben. Die zeigt sich dort besonders, wo Christen gemeinsam das Wort Gottes hören, und wo sie ihre Glaubenserfahrungen teilen: wo Christen gemeinsam aus diesen Quellen schöpfen, da wächst Kirche. Damit ist auch ein zweiter Akzent mitbenannt: in allen Aufbrüchen lässt sich eine Neuentdeckung des gemeinsamen Priestertums der Gläubigen konstatieren. Die eigene Berufung zum Christsein, die Sensibilität für das eigene Charisma: das ist einer der großen Reichtümer der neuen geistlichen Bewegungen und kirchlichen Aufbrüche weltweit: Christsein ist heute nicht mehr gegebenes Erbe, sondern jeder und jede, die sich auf das Christsein einlassen, lebt aus einer Berufung, einer Begabung, einem Charisma. Christsein leben ist heute eine existenzielle Entscheidung, eine Antwort auf einen persönlichen Ruf und eine Sendung mit einer persönlichen Gabe. Diese biblische Wahrheit neu zu entdecken, dazu werden wir heute vom Geist geführt.

Zu dieser neuen Kultur gehört zweifellos auch der Mut zu Experimenten. Und das impliziert ein starkes Vertrauen in Gott und seinen Geist. Und mit hohem Mut, hoher Risikobereitschaft lassen sich Gemeinschaften von Christen auf die Menschen, mit denen sie leben, ein. Vielleicht ist das eine der beeindruckendsten Erfahrungen in den Begegnungen und Gesprächen und Besuchen: Neue Aufbrüche des Kircheseins realisieren sich dort, wo Menschen aus der Leidenschaft für Christus und das Evangelium sich auf die Lebenswelt einlassen, die sie mit ihren Zeitgenossen teilen. Diese Weise der Evangelisierung nimmt Maß an Paulus: „allen bin ich alles geworden“ (1 Kor 9). Um es einprägsam mit einem anglikanischen Pionier der „fresh expressions“- Bewegung zu sagen: „Früher haben wir immer gedacht, die Leute müssten zu unserer Kirche kommen. Als sie das nicht mehr taten, da haben wir gesagt: wir gehen zu ihnen hin, holen sie dort ab, wo sie stehen, damit sie dann zur Kirche kommen. Und auch das funktionierte nicht. Da haben wir verstanden: es geht darum, zu den Menschen zu gehen und mit ihnen dort, wo sie sind, Kirche zu sein …“

Gottes Sehnsucht in der Stadt

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