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3. Wissenschaftliche Reisen

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Bis zum 19. Jh. sind die Quellen hauptsächlich literarisch. Neben den Itinerarien der Pilger sowie der arabischen und christlichen Literatur während und nach den Kreuzzügen entsteht eine blühende Literatur der wissenschaftlich Reisenden. Carsten Niebuhr bereiste 1761–1767 den Orient inklusive Persien, Indien und Arabien im Auftrag des dänischen Königs. Ulrich Jasper Seetzen (Musa el-Hakim) tat sich 1802–1810 hervor; er gab sich als Muslim aus, erreichte Mekka, schickte archäologische Fundstücke zurück nach Gotha und kopierte Inschriften. Johannes Ludwig Burckhardt (Scheich Ibrahim) reiste ebenfalls vermummt als Muslim. Er wollte ursprünglich nach Afrika, bereiste dann aber den Orient 1809–1817, entdeckte die langgesuchte Stadt Petra, erwarb Manuskripte, studierte Pflanzen und Tiere, beschrieb das Leben der Beduinen und fertigte kartographische Skizzen an. Die Tagebücher und abenteuerlichen Reisebeschreibungen solcher Männer waren eine Goldgrube für die alttestamentliche Wissenschaft. Nicht umsonst war es der Göttinger Orientalist Johann David Michaelis, der die Reisen von Carsten Niebuhr initiierte. Reisebeschreibungen wurden von namhaften Alttestamentlern wie Wilhelm Gesenius und Heinrich Ewald herausgegeben oder kommentiert.

Die Faszination für den Orient machte sich auch auf politischer, ja militärischer Ebene bemerkbar. Bei seinem Feldzug nach Ägypten und Palästina (1798–1801) nahm Napoleon 167 Wissenschaftler und Künstler mit, um Ägypten nicht nur zu erobern, sondern auch zu beschreiben.

Wichtig war, dass die Aufklärung für neue Zugänge im Denken und Wahrnehmen sorgte. Als um 400 n. Chr. die fromme Pilgerin Etheria die Mönche am angeblichen Mosegrab fragte, woher sie denn wüssten, um welches Grab es sich handle, antworteten sie: »So wie es uns die älteren, die hier gewohnt haben, gezeigt wurde, so zeigen wir es euch; diese älteren aber sagten, sie selbst hätten es wieder von älteren erfahren ... .«31 Die kirchliche, mündliche Tradition war die Hüterin der Wahrheit. Dagegen beschrieb knapp 1500 Jahre später der Vater der modernen biblischen Topographie, Edward Robinson, sein Vorgehen folgendermaßen: »...unsere Erkundigungen so viel wie möglich nicht von den Legenden der Mönche und anderer Fremder, sondern von den eingeborenen Arabern des Landes einzuziehen ...«.32 Für Robinson galt jetzt die arabische Tradition als autochthon. Er befragte Bauern und Dorfbewohner nach den arabischen Namen ihrer Siedlungen, von Bergen, Tälern und Flüssen, entdeckte vielerlei Kontinuität zwischen den biblisch-hebräischen und den modern-arabischen Namen und konnte so eine Vielzahl von topographischen Identifizierungen vornehmen. So wurde die kirchliche Tradition durch die Feldarbeit mit den arabischen Einwohnern des Landes als führende Instanz abgelöst.

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