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6. Die Rolle der Keramik

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Es wurde schon auf die wichtige Rolle einer Analyse der Tongefäße bei Ausgrabungen hingewiesen. Nicht die Aufsehen erregenden Fundstücke, nicht einmal die Architektur, sondern die Tongefäße, besonders die Gebrauchskeramik, wurden das Mittel par excellence, um die Geschichte eines Ruinenhügels zu bestimmen. Tongefäße wurden klassifiziert nach der Form und der Dekoration eines Kruges, Topfes oder einer Schüssel. Die dabei auftretenden Variationen wurden dann in einer typologischen Reihe festgelegt und chronologisch bestimmt. Die Umsetzung der relativen Zeitbestimmung in absolute Jahreszahlen war das wichtigste Instrument zur Datierung einer Siedlung. Mit Hilfe externer Daten (meistens literarischer Quellen) wurde eine bestimmte Gebrauchskeramik mit einer bestimmten, meist ethnisch definierten, Trägergruppe verbunden. Wenn nun in der typologisch festgelegten Reihe der Gefäße eine signifikante Änderung auftrat, wurde nach der Ursache gesucht und diese meistens in der Ankunft neuer Bevölkerungsgruppen gefunden. Das braucht nicht falsch zu sein, doch werden dabei zwei wichtige Faktoren übersehen. Erstens führte die Verbindung bestimmter Gefäße mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe dazu, dass ein Umkehrschluss gewagt wurde. Auffällig dekorierte Gefäße wurden so z. B. den Philistern zugewiesen. Aber umgekehrt versuchte man auch zu zeigen, dass dort, wo diese Keramik gefunden wurde, die Philister anwesend waren und dominierend auftraten. Aber Gebrauchskeramik braucht nicht sprunghaft gewechselt zu werden bei einer neuen Herrschaft. Formen können nebeneinander bestehen. Bestimmte Luxusware kann bei Eliten unterschiedlicher Gruppen modisch geworden sein. So können verschiedene Erklärungsmodelle nebeneinander bestehen. Der zweite Faktor ist die Weise, in der die Typologisierung der Gefäße zustande kam. Form und Dekoration haben das Endprodukt im Blick und typologisierten nach kunstgeschichtlichen Kriterien. Welche Ursachen aber beigetragen haben zur Entstehung eines Gefäßes, blieb außer Betracht. Dazu braucht es eine Analyse des Materials, der Tonsorte, und die Frage, ob dieser Ton lokal präsent ist oder nicht. Die Magerung der Tonsorte, die Technik der Anfertigung (handgeformt, Gussform, langsam oder schnell drehende Scheibe), die Rolle der Tradition bei Form und Dekoration und die Marktsituation bestimmen weitgehend die Produktion. Nur in einer zusammenhängenden Analyse von Material, Technik, Form, Dekoration, Nachfrage und Angebot können Änderungen in der Gebrauchskeramik gedeutet und mit einer bestimmten Trägergruppe verbunden werden. Und dabei ist noch nicht auszuschließen, dass bestimmte Gefäße von den Töpfern unterschiedlichen Gruppen angeboten wurden.

Die genaue Stratigraphie eines Ruinenhügels und die breite Analyse der Tongefäße bleiben die wichtigsten Instrumente einer feldarchäologischen Untersuchung. Die Entwicklung methodischer Genauigkeit, die Hilfe von naturwissenschaftlichen Techniken und die gigantische Vermehrung des Grabungsmaterials und der Daten haben dazu beigetragen, die meisten Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Trotzdem blieben bei Missachtung der oben genannten kritischen Rückfragen immer noch Fehler möglich, die auch heutzutage zu immer neuen Diskussionen über die (Un)möglichkeiten archäologischer Aussagen führt.

Die Welt der Hebräischen Bibel

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