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Vorwort

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»Wo erhalte ich einen knappen, verständlichen, aktuellen und zuverlässigen Überblick über das Ganze der Hebräischen Bibel?« Das fragen etwa Theologiestudierende in ihren ersten Semestern, verwirrt durch die Fülle auf sie einstürzender Informationen; oder Lehramtsstudierende im Fach Religion, oft überfordert durch detailreiche Fachbücher; oder Verantwortliche für kirchliche Erwachsenenbildung, Ausschau haltend nach geeigneter Basisliteratur zur Einführung ins Alte Testament; oder interessierte Laien, konfrontiert mit den vielfältigen Spuren der Hebräischen Bibel im europäischen Kulturerbe.

Früher konnten solche Fragen durch Verweis auf Claus Westermanns »Tausend Jahre und ein Tag« oder auch auf Bernhard Langs »Ein Buch wie kein anderes« beantwortet werden. Neuerdings bieten die drei schweren Bände von »Erklärt«, eines allgemeinverständlichen Kommentars zur Neuen Zürcherbibel, hilfreiche Antworten. Auch Thomas Staublis »Begleiter durch das Erste Testament« und UTB-»Taschen«bücher wie die von Jan Christian Gertz herausgegebene »Grundinformation Altes Testament« oder Hans-Christoph Schmitts »Arbeitsbuch zum Alten Testament« wären zu nennen. Wer des Englischen mächtig ist, mag auch zu der frisch erschienenen, von John Barton herausgegebenen Einführung »The Hebrew Bible: A Critical Companion« greifen.

Der hier vorgelegte Band ist gegenüber all diesen Büchern von anderer, eigener Art. In ihm beleuchten zweiunddreißig ausgewiesene Fachgelehrte – aus dem gesamten deutschen Sprachraum, beiderlei Geschlechts, unterschiedlichen Alters und verschiedener Konfession – je eine ihnen besonders vertraute Facette der Hebräischen Bibel: zu ihrer Lebenswelt, ihrer kanonische Gestalt, den in ihr versammelten Schriften, ihrer Entstehungsgeschichte und einer Reihe wichtiger, in ihr verhandelter Themen.

Die Bereitschaft zur Mitarbeit war durch sehr bestimmte Vorgaben auf eine harte Probe gestellt: Der Raum für die Beiträge war streng begrenzt, Sprache und Stil sollten schön und flüssig, verständlich und präzise sein, Fußnoten sich auf ein Minimum beschränken, dafür knappe Bibliographien zu vertieftem Weiterarbeiten anleiten. Es muss kaum betont werden, wie schwer es ist, unter solchen Bedingungen derart anspruchsvollen Themen wie den hier verhandelten gerecht zu werden. Es ehrt die Beitragenden, dass sie sich diesem Ansinnen ohne Murren unterzogen haben.

So wie die einzelnen Beiträge nicht dem Ideal der Vollständigkeit gerecht werden können, so lässt sich auch von dem Buch als Ganzem nicht behaupten, es widerspiegele die gesamte »Welt der Hebräischen Bibel«. Einige wichtige Themenfelder bleiben weitgehend ausgeblendet: etwa die Geschichte Israels in ihren einzelnen Epochen oder die Palästinaarchäologie mit ihrem in letzter Zeit rasanten Erkenntniszugewinn oder die Altorientalistik in ihrem vielfältigen Ertrag für das Verständnis des Alten Testaments oder die Geschichte der alttestamentlichen Wissenschaft in ihren zahllosen Verästelungen, ganz zu schweigen von der enorm facettenreichen Rezeptions- und Wirkungsgeschichte der Hebräischen Bibel in Kunst und Literatur. Freilich kommt auch von diesen Bereichen immer wieder etwas in den Blick, so dass die durch den Titel geweckte umfassende Erwartung hoffentlich nicht in zu vielen Punkten enttäuscht wird.

Man kann mit diesem Band auf verschiedene Weisen umgehen. Man kann sich mit ihm allein oder in Gruppen befassen (etwa in Lesekreisen oder in Examensrepetitorien). Man kann ihn integral, von vorn nach hinten, man kann aber auch eines oder mehrere der sechs Hauptkapitel – oder auch nur einzelne der zweiunddreißig Paragraphen lesen, je nach Interesse und Bedürfnis. Man kann auch von den Namen der Mitwirkenden ausgehen: Welche von ihnen möchte ich gern im Originalton kennenlernen? Schließlich kann man das Buch mit Hilfe der Register – eines Stichwort- und eines Bibelstellenverzeichnisses – auch als Nachschlagewerk nutzen. Darüber hinaus lassen sich jederzeit die aus ihm gewonnenen Erkenntnisse aus anderen Überblicksbüchern wie den oben genannten oder ausgehend von den Einzelbibliographien noch erweitern.

Es bleibt an dieser Stelle noch herzlich zu danken: in erster Linie den Autorinnen und Autoren. Die Kooperation mit ihnen war wohltuend unproblematisch, wofür ein Herausgeber nur sehr, sehr dankbar sein kann. (Ziel war es übrigens nicht, sie alle nur einen Stil schreiben oder in strittigen Fragen immer nur einer Meinung sein zu lassen; sie durften in ihrer sprachlichen und sachlichen Eigenart ruhig erkennbar bleiben.) Mein Dank gilt ferner Frau Dr. Renate Klein in Fogarasch/Rumänien für ihr sachkundiges und achtsames Lektorat sowie dem Kohlhammer Verlag, insbesondere Herrn Florian Specker im Lektorat für Theologie, für die kompetente und sorgfältige Betreuung des Bandes von seinen Anfängen bis zu seinem Erscheinen.

Mit dem Wunsch, dieses Buch möge seiner Leserschaft die Welt der Hebräischen Bibel in ihrem Reichtum erschließen helfen, verbindet sich eine Bitte. Herausgeber und Autorenschaft freuen sich über Rückmeldungen jeglicher Art (auch kritische!): zur Anlage als ganzer, zu bestimmten Kapiteln oder Paragraphen, zu einzelnen Gedanken und Formulierungen bis hin zu kleinen Schreibversehen. Zuschriften sind erbeten an die e-mail-Adresse walter.dietrich@theol.unibe.ch; alles, was nicht (nur) den Herausgeber betrifft, wird zuverlässig weitergeleitet. Es wäre schön, wenn durch dieses Buch das seit Jahrtausenden anhaltende vieltausendstimmige Gespräch über die Bibel noch ein wenig bereichert würde.

Erfreulich rasch wurde eine zweite Auflage der »Welt der Hebräischen Bibel« nötig. Ich bin dem Verlag – und insbesondere Herrn Florian Specker im theologischen Lektorat – dankbar, dass er diese Aufgabe an die Hand genommen hat. Dankbar bin ich auch allen Autorinnen und Autoren des Bandes, die ihre Texte noch einmal durchgesehen, kleinere Mängel behoben, hier und dort Aktualisierungen vorgenommen, insbesondere: die Literaturlisten angepasst, mitunter auch größere Passagen neu geschrieben haben. Dankbar bin ich besonders Friedhelm Hartenstein, der neu einen Schluss-Paragraphen über die »Theologie des Alten Testaments und gesamtbiblische Perspektiven« beigetragen hat; ein solcher Abschnitt wurde in der Erstauflage verschiedentlich vermisst. Möge der Band in neuer Fassung und neuer Ausstattung weiterhin das ermöglichen, wozu er geschaffen wurde: Einblicke in und Überblicke über die Hebräische Bibel zu gewinnen.

Bern, im Herbst 2020 Walter Dietrich

Die Welt der Hebräischen Bibel

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