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2.2.2.Gott-Rede im Indikativ

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Wird Verkündigung gestaltet als Zuspruch oder als Anspruch?77 Wie wird das Wort und Handeln Gottes verkündet? In welcher Sprache – und damit verbunden in welcher Haltung – legen wir es aus?

Ottmar Fuchs greift auf die sprachlichen Formen des Indikativ und Imperativ78 zurück, er nimmt uns gewissermaßen mit in den Deutsch-Grammatikunterricht, um die Aussageabsichten des Verkündigens zu klären und zu steuern: Wenn wir das Handeln Gottes als Indikativ (und im Indikativ!) verkünden, dann verkünden wir es als zugesprochene Gegenwart. Verkünden wir die Botschaft als Imperativ, dann steht der Appell, die Aufforderung zum Tun und Verändern im Vordergrund. Wenn wir z.B. von der Begegnung Jesu mit der Ehebrecherin sprechen, dann ist die entscheidende Aussage im Indikativ: So geht Gott jetzt mit uns Sünderinnen und Sündern um. Der erzählte Gott ist ja zugleich der lebendige Gott von uns gegenwärtigen Menschen! Erst auf der Basis dieses Zuspruchs von Sündenvergebung und Heilung ergibt sich (vielleicht) der Imperativ zur Umkehr in ein neues Leben hinein.

Verkündigung im Indikativ ist eine Konkretisierung dessen, was in der heutigen Theologie, speziell auch in der feministischen Theologie „Empowerment“, oder „Affidamento“ meint: das Zutrauen, dass die Zusage allein wirkt und Bedeutung erlangt. Es braucht nicht das „Vorkauen“ der Bedeutung, den Imperativ, auch nicht von (feministisch denkenden) Frauen.

Immer lässt sich ein Imperativ in der Verkündigung nicht vermeiden. Ein „Entweder – Oder“ ist vielleicht auch nicht notwendig, aber eine besondere Aufmerksamkeit ist erforderlich. Besonders wichtig ist der Indikativ dann, wenn von Gott (Jesus) gesprochen wird, wenn Gottes Handeln deutend ausgelegt wird. Alltäglich geschieht oft das Gegenteil: „Wie Gott barmherzig handelt, so sollen auch wir miteinander umgehen“. Wie vertraut ist dieser schnelle Schluss! „Indikativisch“ meint: Wie Gott sich in dieser Geschichte (bspw. um Israel) kümmert, so kümmert er sich jetzt um uns. Wenn diese Basis gesagt, bedankt und geglaubt ist, kann (prophetisch) Handeln eingefordert werden – wenn es denn notwendig ist… Die Geschichte von Laien und insbesondere von Frauen in der Kirche ist geprägt davon, dass in der Verkündigung immer sehr schnell der Imperativ zum Zug kam. Klassisch ist die Deutung der Verkündigungsszene, die den Schritt der Zusage überspringt (So groß handelt Gott heute an mir, so nahe will er mich bei sich, so wichtig bin ich für das Erlösungsgeschehen…) und gleich zum Imperativ geht: „Also seid demütig, gehorsam, nicht In-Frage-stellend,… wie Maria.“ Gerade wenn es darum geht, das Handeln Jesu oder das Handeln Gottes zu deuten, ist der Indikativ so bedeutsam, ist das Sprechen im Imperativ besonders gefährlich.

Wie heute predigen?

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