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Der Anfang vom Ende? Rudolf Brun und Agnes von Ungarn als Teil einer abdankenden Generation

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Rudolf Brun hält sich als herzoglicher Rat im Sommer 1360 in Thann im südlichen Elsass auf und bezeugt mit seinen Ratskollegen die Übergabe der Besitztümer des Bistums Chur für acht Jahre an Habsburg-Österreich. Wenige Wochen später stirbt er. Er wird in der Peterskirche in Zürich, deren Patronat er 1345 selbst gekauft hatte, begraben. Brun fühlt sich bis zu seinem Tod als Teil des vorderösterreichischen Adels und sucht die Nähe zu den habsburgischen Herzögen. Nach dem Tod von Albrecht II. 1358 ist dies der junge und äusserst ehrgeizige Rudolf IV., Schwiegersohn des Kaisers. Rudolf treibt den Ausbau der habsburgischen Besitzungen in Schwaben und der heutigen Schweiz intensiv voran. Vor Augen hat er eine Wiedererrichtung des seit dem Interregnum Mitte des 13. Jahrhunderts zerfallenen Herzogtums Schwaben. Die Stadt Zürich ist nach wie vor von starken Positionen von Habsburg-Österreich umgeben, und Bruns Ziel, ein städtisches Territorium vor allem am oberen Zürichsee aufzubauen, ist mit dem Regensburger Frieden vorerst gescheitert. Und trotzdem bleibt mit dem Bündnis mit den Waldstätten, Luzern und Bern etwas bestehen, das längerfristig Bestand haben wird. Bruns Nachfolger als Bürgermeister Zürichs wird Rüdiger Manesse. Manesse sucht verstärkt die Nähe zum Reich und erreicht schon 1362 eine Privilegienbestätigung des Kaisers für die Stadt. Die eidgenössisch gesinnte Partei in Zürich erstarkt. Herzog Rudolf ist unterdessen mit seinen Anmassungen bei seinem kaiserlichen Schwiegervater in Ungnade gefallen.

Nicht nur in Zürich bahnen sich Änderungen an. In den folgenden 25 Jahren werden auch die Führungsgruppen in den Waldstätten, die noch Beziehungen zum habsburgischen Adel haben, gestürzt oder ausgewechselt. Die Ära der Attinghausen in Uri ist mit dem Tod von Landammann Johann von Attinghausen 1359 zu Ende. Im gleichen Jahr löst das Land Uri einen grossen Teil der Rechte von verschiedenen Klöstern im Tal aus. Die Hunwil in Obwalden werden 1382 gestürzt, der Luzerner Schultheiss Peter von Gundoldingen zwei Jahre später. In Zürich stehen sich bis nach der Schlacht bei Sempach eine eidgenössisch und eine habsburgisch orientierte Partei gegenüber. Die Optionen sind auf beiden Seiten noch offen. 1393 gibt es einen Annäherungsversuch an Habsburg-Österreich, der aber rasch gestoppt wird. Und 50 Jahre später wechselt Zürich tatsächlich noch einmal die Seiten und nähert sich Habsburg-Österreich an. Der Alte Zürichkrieg zwischen 1436 und 1450 zeigt auf, dass die alten Fronten immer noch offen sind und auch ein anderer Ausgang möglich gewesen wäre.

Agnes von Ungarn überlebt Rudolf Brun um vier Jahre. Ihren politischen Einfluss als Schiedsrichterin hat sie schon früher eingebüsst. Ihr gescheiterter Vermittlungsversuch zwischen Zürich und Habsburg im Oktober 1351 wird ihrem Ruf als unabhängige Vermittlerin geschadet haben. In der Familie selbst scheint sie aber nach dem Tod ihres Bruders Albrecht 1358 weiterhin eine Rolle gespielt zu haben. Insbesondere vermittelt sie ihren Schützling Johann Ribi Schultheiss aus Lenzburg ihrem Neffen Rudolf als Kanzler. Ribi wird Bischof von Gurk und später von Brixen und entwickelt sich zur wichtigsten Figur um den Herzog über dessen Tod hinaus. Agnes beginnt in dieser Zeit ihren Nachlass zu ordnen. Rudolf bestätigt anlässlich eines Besuchs in Königsfelden an Ostern 1361 sämtliche von Agnes zugunsten des Klosters gemachten Vergabungen und Verordnungen. Agnes betraut Johann Ribi Schultheiss zusammen mit ihrem Neffen Rudolf am 8. Februar 1362 mit der Verwaltung der Güter. Bis kurz vor ihrem Tode kauft sie zugunsten des Klosters Besitztümer, so zum Beispiel Kirche und Dorf Birmenstorf am 11. Juli 1363. Und sie verfügt, dass ihr Haus neben dem Chor der Kirche nach ihrem Tod abgerissen wird. Altersschwach geworden, verstirbt sie im Juni 1364 im hohen Alter von 84 Jahren. Bereits ein Jahr zuvor war es Rudolf IV. gelungen, die Grafschaft Tirol in den Habsburger Machtbereich zu integrieren.

Die Dynastie gerät nach dem frühen Tod von Herzog Rudolf IV. im Jahr 1365 in eine schwere innere Krise, die mehrere Jahrzehnte andauert. Teilungen und bürgerkriegsähnliche Zustände folgen sich innert weniger Jahre. Der Präsenz und dem Einfluss der Habsburger in den vorderösterreichischen Ländern ist dies nicht zuträglich. Die Katastrophe von Sempach 1386 mit dem Tod von Leopold III. und der Verlust des Aargaus 1415, später weiterer Gebiete in der Ostschweiz, sind auch vor diesem Hintergrund zu verstehen, nicht nur als Ausdruck einer erstarkenden Eidgenossenschaft. Auch das Kloster Königsfelden verliert nach dem Tod der Agnes rasch an Glanz und Prestige.

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