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Rudolf Brun: der neue Machthaber von Zürich

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Rudolf Brun war um das Jahr 1300 als Sohn des Ritters und Ratsherrn Jakob Brun geboren worden. Sein Vater war zwischen 1305 und 1309 Schultheiss gewesen. Die Familie gehörte zu den ritteradligen Geschlechtern, verschwägert unter anderem mit der bedeutenden Adelsfamilie der Mülner. Die Bruns hatten ihren Wohnsitz an der Ecke Rindermarkt/Neumarkt, in unmittelbarer Nähe der markanten Wohntürme der damals in Zürich dominierenden Familie Bilgeri. Die Bilgeri waren durch Gewerbe und Handel in der aufstrebenden Textilstadt zu Reichtum gelangt und hatten in den Räten zusammen mit den Kaufleuten gegenüber dem Ritteradel die Mehrheit erlangt.

Rudolf Brun war 1332 Mitglied des Rats geworden. Sein Bruder Jakob und er waren in diesen Jahren in verschiedene Gerichtshändel verwickelt und scheinen zu den Kaufleuten in Gegnerschaft gestanden zu haben. Die Zürcher Edelleute trafen sich gern in der Trinkstube bei der Witwe Heinrichs von Lunkhofen im oberen Wettingerhaus hinter dem Limmatquai. Dort kam es zwischen den Kaufleuten und dem Ritteradel immer wieder zu verbalen Auseinandersetzungen, mitunter auch zu Raufereien.

Persönliche Differenzen und der Streit um eine neue Münzordnung führten schliesslich zur Neuaushandlung der Machtverhältnisse in der Stadt. Rudolf Brun setzte sich an die Spitze einer Umsturzbewegung, die von den bisher politisch ausgeschlossenen Handwerkern und Krämern unterstützt wurde, aber vor allem die ritteradligen Geschlechter wieder in Rang setzen wollte. Nach dem Sturm auf das Rathaus am 7. Juni 1336 und der Verbannung der wichtigsten, bisher dominierenden Familien aus der Stadt liess Brun eine neue Stadtverfassung verabschieden – den Geschworenen Brief, der den Zünften Mitsprache am Stadtregiment brachte, vor allem aber ihm selbst eine beinahe uneingeschränkte Entscheidungsgewalt. Die neue Zunftverfassung war auf seine Person zugeschnitten. In dieser Form hielt sie sich denn auch nicht lange über seine Lebzeiten hinaus. Die Figur des diktatorischen Bürgermeisters blieb eine Episode in der Zürcher Geschichte.

Die aus der Stadt vertriebenen Geschlechter sammelten sich in Rapperswil um Graf Johann von Habsburg-Laufenburg. Johann war der Sohn Rudolfs III., der 1296 die verwitwete Elisabeth von Rapperswil geheiratet hatte. Rudolfs Vater Gottfried war ein Vetter von König Rudolf von Habsburg gewesen. 1330 hatte sich die Rapperswiler Linie der Laufenburger in Lehensabhängigkeit der österreichischen Linie begeben, ähnlich wie einige Jahre zuvor die Laufenburg-Kyburg-Linie im Raum Burgdorf und Thun. Die Rapperswiler waren damit Teil des politischen Spiels von Habsburg-Österreich geworden. Ein Konflikt zwischen Rapperswil und Zürich war deshalb potenziell auch ein Konflikt zwischen Habsburg-Österreich und Zürich.

Das Brun’sche Zürich und die Habsburger fanden sich jedoch rasch wieder, trotz den gewaltsamen und blutigen Auseinandersetzungen im September 1337. Seit Juni dieses Jahres weilte Herzog Albrecht II. in Brugg und blieb bis Ende Jahr in der Gegend. Zusammen mit Rudolf von Aarburg, Vertrauensmann von Agnes von Ungarn, vermittelte er auf den 21. November 1337 einen Friedensschluss zwischen den noch unmündigen Nachkommen des vor der Grinau gefallenen Johann von Habsburg-Laufenburg und der Stadt Zürich. Der Friedensschluss wurde kurze Zeit später von Kaiser Ludwig dem Bayern in Augsburg bestätigt. Ende Januar 1340 schliesslich versöhnte Agnes von Ungarn in Königsfelden einen grösseren Teil der Verbannten vom Sommer 1336 wieder mit der Stadt. Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Nähe Bruns zu den wichtigsten Entscheidungsträgern der Habsburger ist es nicht erstaunlich, dass sich der Zürcher Bürgermeister wie ein Fisch im Wasser des habsburgischen Hochadels fühlte. Wie weit seine Bekanntschaft mit Agnes von Ungarn ging, wissen wir nicht. Sie werden sich auf Augenhöhe begegnet sein. Brun als hervorragender Vertreter der Reichsstadt, Agnes als Frau zwar ohne rechtliche Kompetenz, als «Mater familias» einer Reichsdynastie aber mit hohem Prestige.

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