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Hoffnung einer Jugend

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Conrad Grebels Geburtsdatum ist nicht bekannt, aber 1504 waren er, sein jüngerer Bruder Andreas sowie drei seiner Schwestern, Barbara, Euphrosine und Martha, schon auf der Welt. Grebel dürfte etwa 15 Jahre jünger gewesen sein als der am 1. Januar 1484 in Wildhaus/Toggenburg geborene Ulrich Zwingli.

1517 zählte Conrad Grebel vermutlich noch keine 20 Jahre und studierte seit zwei Jahren in Wien, als er einen Brief Zwinglis erhielt. In humanistischen Kreisen kannte jeder jeden, und Zwingli musste zu Ohren gekommen sein, dass da ein junger, vielversprechender Zürcher mit lateinischen Dichtungen von sich reden machte. Conrad Grebel litt an einer leichten Sprechhemmung, über die nichts weiter bekannt ist, als dass er selbst sich als «einsilbig» bezeichnete und als Jüngling in beständiger Furcht gelebt hatte, einen Anlass zu geben, ihn auszulachen. Umso freier äusserte er sich schriftlich. Wie seine zahlreichen erhaltenen Briefe zeigen, schwankte er ständig zwischen aufschiessender Euphorie und Melancholie. Oft blieb er selbst in der Schwermut ironisch.

Verschwenderisch lebte er von ungeliebten, politisch heiklen Stipendien, die ihm sein Vater zuerst bei Vertrauten des Kaisers und dann bei der französischen Krone besorgte, gab dieses Geld vielleicht gerade deshalb für «Bauch, Bücher und Kleider» aus, wie er Vadian – der bekannte St. Galler Humanist und Arzt wurde im Sommer 1519 sein Schwager – am 14. Januar 1520 selbst gestand. Seit Ende 1518 studierte Conrad Grebel in Paris weiter. Er suchte die Geselligkeit, stellte aber so hohe Anforderungen an die Freundschaft, dass er entsprechend schnell zu enttäuschen war. Durch den plötzlichen Briefkontakt mit Zwingli fühlte er sich geehrt und gerührt.

Dieser Fernfreundschaft haftete etwas Ungleiches an. Grebel hatte sich schon in Wien auf einen üblen Fechtkampf eingelassen, bei dem ihm beinahe der rechte Arm abgetrennt worden wäre. In Paris nun gerieten er und seine Freunde am 1. Mai 1519 mit Franzosen in einen Kampf, bei dem zwei französische Widersacher tot liegen blieben. Vermutlich entging Grebel nur deshalb einem Strafprozess, weil kurz danach die Pest ausbrach und er vor ihr nach Melun an der Seine flüchtete, ehe er im Januar in die Hauptstadt zurückkehrte und schliesslich Anfang Juli 1520 wieder in Zürich eintraf.

Nicht auszuschliessen ist, dass Zwingli, als er die Freundschaft des jungen Conrad Grebel suchte, mindestens ebenso sehr auf die Verbindung zu dessen Vater abzielte: Junker Jakob Grebel war ein einflussreicher Eisenhändler und im Kleinen Rat für die Zürcher Aussenpolitik zuständig. Sein Wort zählte unter Eidgenossen, nicht zuletzt wegen dessen Ehefrau Dorothea, Tochter des ehemaligen Landamanns von Uri, Hans Fries.

Um auch dies schon vorwegzunehmen: Junker Jakob Grebel wurde nur wenige Monate nach der Meldung vom Tod seines Sohnes Conrad am 30. Oktober 1526 auf massiven Druck Zwinglis nach einem Schnellverfahren mit dem Schwert auf dem Zürcher Fischmarkt hingerichtet. Jene Monate im Herbst 1526 können als die Terrorphase der Zürcher Reformation angesprochen werden. Junker Jakob Grebel galt, zu Unrecht oder zu Recht, als Anhänger der Partei Frankreichs. Die Stadt Zürich selbst aber war seit der – durch eidgenössische Bestechlichkeit – verlorenen Schlacht von Marignano 1515 antifranzösisch eingestellt.

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