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5 Dolmetschen aus professionssoziologischer Warte

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Für eine detailliertere Analyse von Dolmetschsituationen in einem derart hybriden gesellschaftlichen Gefüge, die den Blick auf die im Rahmen der Translationskultur umrissenen Bereiche Forschung, Ausbildung und Praxis auf einer Mikroebene erlaubt, erweisen sich des Weiteren professionstheoretische Ansätze als fruchtbar.

Ab den 1990er-Jahren wurden professionstheoretische Erklärungsmodelle zu Prozessen der ProfessionalisierungProfessionalisierung auch in der Dolmetschwissenschaft zur Analyse und Skizzierung der „Professionalisierung“ dolmetscherischen Handelns und der Ausgestaltungen von „Professionalität“ herangezogen (für einen Überblick siehe z.B. Grbić 2015). Untersucht wird dabei, inwieweit Dolmetschen als spezifisches Handlungsfeld sich durch die zunehmende „Verberuflichung1“ und „Wissenssystematisierung“ (Schmidt 2008:836) hin zu einer „Profession“ entwickelt. Struktur-funktionalistische Professionstheorien beschreiben Professionen, oft in Abgrenzung zu oder am Beispiel klassischer Professionen (etwa Medizin, Recht, Theologie), unter Bezugnahme auf deren spezifische prototypische Merkmale. Als eine Weiterentwicklung dieser funktionalistischen Ansätze können Modelle betrachtet werden, die ProfessionalisierungProfessionalisierung als Prozess auf einem Kontinuum beschreiben, der verschiedene Phasen durchläuft und auf dessen Basis berufliches Handeln als nicht-professionell, semiprofessionell oder professionell beschrieben werden kann. Anwendung in der Dolmetschwissenschaft fand hier v.a. Tsengs (1992) Phasenmodell, das Ausgangspunkt für die Darstellung von ProfessionalisierungsprozessenProfessionalisierungProfessionalisierungsprozess in verschiedenen Feldern des Dolmetschens war und ist (vgl. Grbić 2015).

Ab den 1980er-Jahren steht infolge eines Paradigmenwechsels hin zu handlungstheoretischen Ansätzen (Schmidt 2008:840ff.) verstärkt das konkret beobachtbare professionelle Handeln als dynamischer Aushandlungsprozess im Zentrum der Professionsforschung. Im Fokus stehen die interne professionelle „Handlungslogik“ (Schmidt 2008:843) professionellen Handelns und die dafür typischen widersprüchlichen Handlungsanforderungen und -muster an Professionsvertreter:innen in der Interaktion mit Klient:innen oder anderen Professionen. Exemplarisch für die Dolmetschwissenschaft sind hier etwa Arbeiten zu Formen von „boundary work“ durch Dolmetscher:innen (Grbić 2010, Grbić & Kujamäki 2019), zu interprofessionellen Beziehungen (Tipton 2016), Prozessen der Deprofessionalisierung (García-Beyart 2015) und der Ausbildung hybrider Professionen (vgl. Colley& Guery 2015 für eine Anwendung auf das Public Service Interpreting). Im Zentrum derartiger Darstellungen steht, was professionelles Handeln in konkreten, von bestimmten Strukturen geprägten Handlungsfeldern ausmacht und wie Professionalität durch das Handeln der Professionsangehörigen „reproduziert“ wird (vgl. Schmidt 2008:843). Professionen werden von Schmidt (2008:846) vor diesem Hintergrund als „Strukturorte der verwissenschaftlichten Krisenbewältigung resp. der Vermittlung von Theorie und Praxis“ definiert, die von der „Dialektik universalisierter Regelanwendung und hermeneutischem Fallbezug“ bestimmt sind.

Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Ansätze zur Modellierung von ProfessionalisierungsprozessenProfessionalisierungProfessionalisierungsprozess können unter Bezugnahme auf das Begriffssystem von Schmidt (2008) für die vorliegende Publikation verschiedene Dimensionen der professionellen Handlungslogik beschrieben werden, die sich für das Dolmetschen im innergesellschaftlichen Bereich im DACH-Raum beobachten lassen. Dabei wird versucht, sowohl Strukturelemente des Feldes als auch Elemente der inneren Handlungslogik zu beschreiben.

Entwicklungslinien des Dolmetschens im soziokulturellen Kontext

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