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a priori / a posteriori

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In der ErkenntnistheorieErkenntnistheorie grenzt man erfahrungsunabhängiges WissenWissen als A-priori-Wissen von empirischemEmpirie WissenWissen als A-posteriori-Wissen ab. Nach traditioneller Auffassung liefern die NaturwissenschaftenNaturwissenschaften (→Wissenschaft) A-posteriori-WissenWissen, während →LogikLogik und MathematikMathematik (→ZahlZahl) A-priori-WissenWissen erzeugen. →RationalistenRationalismus und →EmpiristenEmpirismus sind uneins über die Natur und den Umfang des A-priori-WissenWissens.a prioria posteriori

Die traditionelle Definition von A-priori-WissenWissen geht auf Immanuel KantKant, Immanuel (Kritik der reinen Vernunft, 1781, 21787) zurück. Kant bestimmte A-priori-WissenWissen als »absolut unabhängig von aller Erfahrung« und kontrastierte es mit Wissen, das seine »Quellen« in der Erfahrung hat und das er als »a posteriori« (oder »empirisch«) beschrieb. Aber Kants Definition ist problematisch. Einerseits lässt sie zu, dass A-priori-WissenWissen doch von ErfahrungErfahrung abhängt. So räumte KantKant, Immanuel z. B. ein, zum Erwerb der →BegriffBegriffe, die in einer a priori gewussten PropositionProposition (d. i. der Inhalt, der [34]ausgesagt oder gewusst wird) vorkommen, benötige man oftmals ErfahrungErfahrung. Andererseits arbeitete Kant nicht heraus, in welcher Hinsicht A-priori-WissenWissen unabhängig von ErfahrungErfahrung sein soll. Man kann Kants Definition von A-priori-WissenWissen und A-priori-RechtfertigungRechtfertigung daher präziser so fassen: Eine Person S weiß genau dann a priori, dass p, (wobei p eine PropositionProposition ist), wenn S Überzeugung, dass p, a priori gerechtfertigt ist und die anderen Anforderungen an WissenWissen erfüllt sind; und S Überzeugung, dass p, ist genau dann gerechtfertigt, wenn S Rechtfertigung für die Überzeugung, dass p, nicht von Erfahrung abhängt. a prioria posteriori

Zeitgenössische Philosophen bringen zwei Einwände gegen KantKant, Immanuels Definition vor. Einige Kritiker betrachten diese als nicht hinreichend informativ, da sie rein negativ ist: Kants Definition verrät uns nur, dass die Quelle von A-priori-RechtfertigungRechtfertigung nicht ErfahrungErfahrung ist, aber sie sagt uns nicht, was hier als Quelle in Frage kommt. Anhänger dieses Einwands ziehen eine positive Charakterisierung von A-priori-Rechtfertigung vor: S Überzeugung, dass p, ist genau dann a priori gerechtfertigt, wenn S Überzeugung, dass p, durch eine Quelle Φ gerechtfertigt ist, wobei Φ auf eine spezifische Quelle erfahrungsunabhängiger Rechtfertigung Bezug nimmt. Verschiedene Theoretiker geben verschiedene Beschreibungen der betreffenden Quelle; diese enthalten typischerweise den Begriff der notwendigenNotwendigkeit WahrheitWahrheit. So behauptet Laurence BonJourBonJour, Laurence, eine A-priori-RechtfertigungRechtfertigung der Überzeugung, dass p, schließe ein intuitives Erfassen davon ein, dass p notwendig wahr ist (→IntuitionenIntuition, Notwendigkeit). a prioria posteriori

Den zweiten Einwand formulieren Philosophen, die KantKant, Immanuels negative Charakterisierung von A-priori-[35]RechtfertigungRechtfertigung akzeptieren. Unter ihnen ist umstritten, in welcher Hinsicht A-priori-RechtfertigungRechtfertigung von ErfahrungErfahrung »unabhängig« sein muss. Albert CasulloCasullo, Albert hält sich an Kant, dem allein an der Quelle der Rechtfertigung gelegen ist, und verlangt deren ErfahrungErfahrungsunabhängigkeit. Demnach ist S RechtfertigungRechtfertigung für die Überzeugung, dass p, genau dann unabhängig von ErfahrungErfahrung, wenn S Überzeugung durch eine erfahrungsunabhängige Quelle gerechtfertigt ist. Philip KitcherKitcher, Philip (The Nature of Mathematical Knowledge, 1983) und Hilary PutnamPutnam, Hilary (»›Two Dogmas‹ Revisited«, in: Contemporary Aspects of Philosophy, hrsg. von Gilbert Ryle, 1976) formulieren stärkere Ansprüche an eine erfahrungsunabhängige RechtfertigungRechtfertigung. Ihnen zufolge muss eine A-priori-Quelle von RechtfertigungRechtfertigung nicht nur unabhängig von ErfahrungErfahrung sein; sie muss zusätzlich auch gegen jede Widerlegung durch Erfahrung gefeit sein: S RechtfertigungRechtfertigung für die Überzeugung, dass p, ist genau dann unabhängig von ErfahrungErfahrung, wenn S Überzeugung, dass p, durch eine erfahrungsunabhängige Quelle gerechtfertigt und durch Erfahrung nicht zu widerlegen ist. a prioria posteriori

Albert Casullo

Paul Boghossian / Christopher Peacocke (Hrsg.): New Essays on the A priori. Oxford [u. a.] 2000.

Laurence BonJour: In Defense of Pure Reason. Cambridge [u. a.] 1998. Nachdr. 2002.

Albert Casullo: A Priori Justification. Oxford / New York 2003.

– Essays on A Priori Knowledge and Justification. New York [u. a.] 2012.

– / Joshua C. Thurow (Hrsg.): The A Priori in Philosophy. Oxford 2013.

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