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Emotionen

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Mit dem Begriff ›E.‹Emotionen und verwandten Ausdrücken wie ›Gefühl‹ oder ›Affekt‹ wird eine Vielzahl unterschiedlicher Phänomene bezeichnet. Typischerweise sind damit Erlebnisse oder Empfindungen gemeint, die auftreten, wenn etwas für das SubjektSubjekt bedeutsam ist, und die dabei mit bestimmten körperlichen Veränderungen sowie charakteristischen Verhaltensweisen einhergehen. Emotionen

Nachdem PlatonPlaton, AristotelesAristoteles, Baruch de SpinozaSpinoza, Baruch de, René DescartesDescartes, René und David HumeHume, David sich eingehend mit den E. befasst hatten, wurde ihnen in der Philosophie des 20. Jh. zunächst kaum Beachtung zuteil. Wegbereitend für eine [80]Renaissance der E. war die von Anthony KennyKenny, Anthony (Action, Emotion, and Will, 1963), William LyonsLyons, William (Emotion, 1980) und Ronald de SousaSousa, Ronald de (The Rationality of Emotion, 1987, dt. 1997) vertretene Auffassung, E. wie Furcht, Ärger, Empörung, Neid, Trauer, Bewunderung, Scham oder Stolz seien keine reinen Empfindungen (feelings), sondern intentionale und damit kognitive mentale Zustände (→IntentionalitätIntentionalität, GeistGeist). Demnach erschöpft sich z. B. Furcht nicht in dem ›Wie-es-ist‹, sie zu empfinden, sondern ist auf etwas gerichtet und repräsentiert dieses als in bestimmter Weise seiend (→BedeutungBedeutung). Furcht ist stets Furcht vor etwas, z. B. vor einem zähnefletschenden Hund, der im aktualen und bewusstenBewusstsein emotionalen Zustand als furchterregend bzw. gefährlich betrachtet wird. Erst durch diese Bewertung lässt sich der konkrete emotionale Zustand überhaupt dem E.-Typ Furcht im Unterschied etwa zu Angst zuordnen. Indem mit der IntentionalitätIntentionalität der E. die MöglichkeitMöglichkeit eröffnet wird, dass diese ihr intentionales Objekt (wie im Beispiel den Hund) korrekt (z. B. als gefährlich) repräsentieren, sind E. kognitive Zustände, die ihrem Träger WissenWissen über die WeltWelt vermitteln können. Emotionen

In seiner Frühphase richtete sich der Kognitivismus nicht nur gegen die Interpretation von E. als reinen Empfindungen, sondern blendete den Empfindungsaspekt sowie andere mögliche Aspekte einer E. oft ganz aus. So sind laut Robert SolomonSolomon, Robert (The Passions, 1976, dt. 2000) E. identisch mit WertWerteurteilUrteilen. Mittlerweile wird gemeinhin akzeptiert, dass auch eine kognitivistische Theorie der E. der Tatsache Rechnung tragen muss, dass E. ihrer NaturNatur nach gefühlte Zustände sind. Wie dies geschehen kann, ist strittig. Vielfach wird der Empfindungsaspekt als isolierte [81]Komponente einer E. analysiert und mit einer Jamesschen Körperempfindung gleichgesetzt, d. h. mit dem →BewusstseinBewusstsein der mit einem emotionalen Zustand einhergehenden physiologischen Prozesse (William James, »What is an Emotion?«, in: Mind 9, 1884). Dagegen haben Peter GoldieGoldie, Peter (The Emotions, 2000) und andere in der Tradition Alexius MeinongMeinong, Alexius vons (Psychologisch-ethische Untersuchungen zur Werth-Theorie, 1894) eingewandt, dass IntentionalitätIntentionalität als die Gerichtetheit auf ihr jeweiliges ›Objekt‹ (wie in dem Beispiel oben der Hund) und Empfindungsqualität einer E. nicht voneinander getrennt werden könnten und dass E. wesentlich »intentionale Empfindungen« (feelings towards) seien. Emotionen

Die meisten Philosophen nehmen mit HumeHume, David (A Treatise of Human Nature, 1739/40) an, dass E. notwendigerweise motivierende Kraft haben; die Mehrzahl der Psychologen stimmt hiermit überein (Nico H. FrijdaFrijda, Nico H., The Emotions, 1986). Neben ihrem werteWertenden intentionalenIntentionalität Inhalt ist es diese Eigenschaft der E., die sie für die →EthikEthik unverzichtbar macht (Bennett W. HelmHelm, Bennett W., Emotional Reason, 2001; Robert C. RobertsRoberts, Robert C., Emotions, 2003; Sabine A. DöringDöring, Sabine A., Gründe und Gefühle, 2009). Insofern E. weder auf kognitive, aber nichtmotivierende Überzeugungen (beliefs) noch auf motivierende, aber nichtkognitive Wünsche (desires) reduzierbar sind, sondern motivierende Kraft und kognitiven Gehalt in sich vereinen, könnte sich auf ihrer Grundlage der handlungsleitende Charakter moralMoralischer UrteilUrteile erklären lassen, ohne diese deshalb vom Bereich des WissenWissens und der ErkenntnisErkenntnistheorie ausnehmen zu müssen (Michael SmithSmith, Michael, The Moral Problem, 1995).Emotionen

Sabine A. Döring

[82]John Deigh: Cognitivism in the Theory of Emotions. In: Ethics 104 (1994) S. 824–854.

Sabine A. Döring: Die Moralität der Gefühle. In: S. A. D. / Verena Mayer (Hrsg.): Die Moralität der Gefühle. Berlin 2002. S. 15–35. Nachdr. in: Achim Stephan / Henrik Walter (Hrsg.): Moralität, Rationalität und die Emotionen. Ulm 2003. S. 17–50.

Peter Goldie (Hrsg.): Oxford Handbook of the Philosophy of Emotion. Oxford 2008.

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