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[86]Erklärung

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In einer E.Erklärung wird eine AussageAussage (explanandum = ›das zu Erklärende‹) über ein Ereignis, Gesetz oder eine Tatsache mit Hilfe anderer AussageAussagen (explanans = ›das Erklärende‹) über Ereignisse, Gesetze oder Tatsachen begreiflich gemacht – ›die Titanic sank, weil sie mit einem Eisberg kollidierte‹; ›eine Mondfinsternis tritt auf, weil Sonne, Mond und Erde sich auf einer Linie befinden‹. WissenschaftWissenschaftsphilosophische Theorien der E. zielen auf die Explikation der E.-Praxis der WissenschaftWissenschaften. Sie wollen die zentralen Merkmale wissenschaftlicher E. rekonstruieren, um so über alle inhaltlichen und thematischen Unterschiede hinweg generell zu klären, welche Beziehungen eine AussageAussage explanatorisch relevant für eine andere machen. Neben einer Zahl von Rekonstruktionsansätzen für spezifische E.-Typen wie Funktional-E. in der Biologie (→FunktionFunktion) oder statistische E., sind vier übergreifende Theorien von E. weitverbreitet. Erklärung

Nach dem von Carl Gustav HempelHempel, Carl Gustav und Paul OppenheimOppenheim, Paul (»Studies in the Logic of Explanation«, in: Philosophy of Science 15, 1948) formulierten und von HempelHempel, Carl Gustav (Aspects of Scientific Explanation and Other Essays in the Philosophy of Science, 1965, dt. Teilabdr. 1977) ausgearbeiteten deduktiv-nomologischen oder DN-Modell besitzen wissenschaftliche E. eine einheitliche Struktur: Die erklärungsbedürftige AussageAussage wird aus →NaturgesetzNaturgesetzen und der Beschreibung der vorliegenden Situationsumstände (den »Anfangs- und Randbedingungen«) logisch abgeleitet (→LogikLogik). Die E. des Eintretens einer Mondfinsternis würde also unter Verweis auf die Gesetze der Lichtausbreitung [87]und Planetenbewegung unter Anführung der betreffenden Konstellation der Himmelskörper gegeben. Die Beschreibung dieses Ereignisses ergibt sich deduktivDeduktion aus den genannten Prämissen. Eine DN-E. ist nur dann adäquat, wenn sie sich wesentlich auf NaturgesetzeNaturgesetze (nicht nur auf zufällige Verallgemeinerungen) stützt und ihre Prämissen empirischEmpirie gut bestätigt sind. Erklärung

Gegen das DN-Modell wurde eingewandt, dass es wegen seines universellen Anspruchs die Besonderheiten der E. durch UrsacheUrsachen verfehle. Wenn etwa zwischen UrsacheUrsache und WirkungWirkung ein eindeutiger, gesetzmäßiger Zusammenhang besteht, dann genüge die E. der UrsacheUrsache durch die WirkungWirkung den Anforderungen des DN-Modells nicht weniger als die E. der WirkungWirkung durch die UrsacheUrsache – immerhin folgt die Höhe eines Mastes nicht weniger aus der Länge seines Schattens als dessen Länge aus seiner Höhe. Dagegen sind nach allgemeinem Verständnis E. durch UrsacheUrsachen epistemisch ausgezeichnet. Erklärung

Nach Wesley SalmonSalmon, Wesleys (Scientific Explanation and the Causal Structure of the World, 1984) viel rezipiertem Kausal-Mechanischem E.-Modell muss sich jede adäquate wissenschaftliche E. auf UrsacheUrsachen stützen und die kausalenKausalität Prozesse einbeziehen, die UrsacheUrsache und WirkungWirkung miteinander verknüpfen. Salmon zielt zunächst darauf ab, kausaleKausalität und nicht kausale Ereignisverknüpfungen voneinander abzugrenzen. Die Ausbreitung eines Lichtsignals von seinem Ursprung sei ein Kausalprozess, die Bewegung eines Lichtflecks senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, etwa durch Drehen eines Scheinwerfers, sei ein Pseudoprozess. SalmonSalmon, Wesleys Kriterium lautet, dass allein KausalKausalitätprozesse in ihrem Verlauf modifiziert oder »markiert« und diese Markierung [88]anschließend ohne weitere Eingriffe beibehalten und übertragen werden können. Erklärung

In SalmonSalmon, Wesleys Ansatz sind KausalKausalitätbeziehungen grundlegender als Gesetze und E. Adäquate E. sind durch das Heranziehen von UrsacheUrsachen gekennzeichnet; umgekehrt sind kausale Prozesse unabhängig von E. zu identifizieren. Im DN-Modell gelten UrsacheUrsachen hingegen als Anfangs- oder Randbedingungen adäquater E., falls die entsprechenden Gesetze einen ZeitZeitverlauf beschreiben. UrsacheUrsachen sind demgemäß erklärendeErklärung Gründe. Bei SalmonSalmon, Wesley ist entsprechend eine adäquate E. dadurch charakterisiert, dass sie sich auf UrsacheUrsachen stützt; umgekehrt ist für HempelHempel, Carl Gustav eine UrsacheUrsache dadurch gekennzeichnet, dass sie in eine adäquate E. eingeht. Erklärung

Die Vereinheitlichungstheorie der E. stimmt in dieser Hinsicht mit dem DN-Modell überein, besteht aber gegen HempelHempel, Carl Gustav darauf, dass adäquate wissenschaftliche E. nicht auf der Basis isolierter Verallgemeinerungen angegeben werden können, sondern in der Einbettung besonderer Phänomene in größere Zusammenhänge oder Gesetzessysteme bestehen. So fügt etwa die Elektrizitätslehre auf den ersten Blick verschiedenartige Phänomene wie die Stromleitung in Metallen und die Gasentladungen in Leuchtstoffröhren in einen einheitlichen theoretischen Rahmen ein und lässt diese Phänomene als Teil eines größeren Ganzen verständlich werden. Durch eine solche Einordnung in Gleichartigkeitsbeziehungen werden Phänomene verstanden. Breit rezipiert wurde Philip KitcherKitcher, Philips (»Explanatory Unification«, in: Philosophy of Science 48, 1981) Version der Vereinheitlichungstheorie, die die Verwendung gleichartiger »Argumentationsmuster« in [89]unterschiedlichen Zusammenhängen in den Mittelpunkt rückt. Erklärung

Für Bas van FraassenFraassen, Bas vans (The Scientific Image, 1980) pragmatische Theorie der E. ist charakteristisch, dass wissenschaftliche E. keine normierte Standardform besitzen. Sie zeichnen sich allein dadurch aus, dass die angeführten Sachinhalte dem wissenschaftlichenWissenschaft Lehrgebäude entstammen. Bei E. handele es sich um Antworten auf Warum-Fragen, die kontextabhängigen Anforderungen genügen. Im Einzelnen sind für van Fraassenvan Fraassen, Bas drei Aspekte maßgeblich: Fragegegenstand, Gegensatzklasse und Fragehinsicht bzw. E.-Relevanz. Eine adäquate Antwort auf eine Warum-Frage (›Warum ist der Draht verbogen?‹) hat dann die folgende allgemeine Form: Der Fragegegenstand (›Der Draht ist verbogen‹) liegt deshalb vor, im Unterschied zu Sachverhalten aus der Gegensatzklasse (›Der Draht ist gerade‹), weil ein bestimmter Umstand vorliegt (›Der Draht wurde erhitzt‹), der erklärungsrelevant ist, also die Fragehinsicht trifft. Erklärung

Martin Carrier

Martin Carrier: Salmon1 versus Salmon2. Das Prozeßmodell der Kausalität in seiner Entwicklung. In: Dialektik (1998) H. 2. S. 49–70.

Joseph C. Pitt (Hrsg.): Theories of Explanation. New York [u. a.] 1988.

Wesley Salmon: Four Decades of Scientific Explanation. Minneapolis 1990. Nachdr. 2006.

– Scientific Explanation. In: Merrilee H. Salmon (Hrsg.): Introduction to the Philosophy of Science. Englewood Cliffs 1992. S. 7–41.

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