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Die soziale Konstitution der Gerontologie und des Alterns

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Baars betont, dass die Naturwissenschaften zwar keine unsinnigen, willkürlichen Konstrukte produzierten und das experimentelle Vorgehen korrekte Interpretationen nicht ausschließe. Gleichwohl sei »eine pluralistische Interpretation von Objektivität in dem Bewusstsein der involvierten konstitutiven [sozialen; K.A.] Faktoren« (ebd., S. 228) notwendig. Doch auch wenn dies geschehe, bleibe eine entscheidende Differenz zwischen Natur- und Sozialwissenschaften bestehen: Ein sozialer Untersuchungsgegenstand würde eben nicht bloß von den Wissenschaftler/-innen, sondern auch von den Untersuchungsteilnehmer/-innen interpretiert. Die erlangte Information sei von ihnen beeinflusst, weshalb von einer doppelten Konstitution der Sozialwissenschaft(en) zu sprechen sei (ebd.).

Auf der Seite der Wissenschaftler/-innen sieht Baars folgende Faktoren als konstitutiv an: die direkte Interaktion zwischen den Untersuchenden in personenbezogenen Kooperationsnetzwerken; Zitationskartelle/-cluster und einzelne herausragende Gerontolog/-innen, die die Richtung der Theoriebildung und Forschung beeinflussen; Organisationsstrukturen von nationalen Förderprogrammen über Universitäten bis hin zu Herausgeberkreisen; politische-ökonomische Strukturen und Präferenzen und schließlich – und am umfassendsten – das historisch entstandene Selbst- und Organisationsverständnis wissenschaftlicher Arbeit (ebd., S. 228f.). Auf der Seite der soziokulturellen Konstitution von Altern, also des Gegenstands der Gerontologie, sieht Baars das Altern wie folgt konstituiert: auf der Ebene der direkten Beziehungen zwischen Menschen; auf der Ebene von Organisationen, die den Lebenslauf durch ihre altersbezogenen Strategien entscheidend mitbestimmen (als Garanten von Ruhestandsregimes oder als Hilfsorganisationen für ältere Menschen); auf der Ebene der politischen und ökonomischen Prozesse und Strukturen, die wiederum in hohem Maße die Möglichkeiten dieser Organisationen bestimmen; darüber hinaus durch nationale Traditionen der Organisation von Pflege, die sich mit historisch veränderlichen Traditionen im Bereich Altern, Sterben und Tod vermengen (ebd., S. 229).

Insbesondere in entwickelten Ländern beeinflusse diese [komplexe doppelte; K.A.] soziale Konstitution der Gerontologie die soziale Konstitution des Alterns, da die Ergebnisse gerontologischer Forschung die Interpretation und Strukturierung des Alternsprozesses veränderten; man denke nur an die zahlreichen Statistiken, die für Planungen benutzt würden – der medizinischen Versorgung, von Pflegeheimen, Sozialleistungen, Wohnungen, Renteneintrittsalter etc. (ebd.).

Kritische Gerontologie

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