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Kritik, Konstitution und Gerontologie
ОглавлениеDie Übereinstimmung der verschiedenen kritisch-gerontologischen Ansätze sieht Baars (1991, S. 230) darin, dass sie sensibel für die soziale Konstitution gedanklicher Arbeit und ihrer Gegenstände sind (und deshalb vom internalistischen Diskurs ausgeschlossen werden). Allerdings fokussierten sie je unterschiedliche Probleme, Aspekte oder Stufen des Prozesses der sozialen Konstitution. Dies – und die Tendenz, einander nicht gelten zu lassen – liege an divergierenden Traditionslinien der gerontologischen Ansätze, die Baars im Folgenden identifiziert: die klassische kritische Theorie (Adorno, Horkheimer) – die interpretative Tradition (Husserl, Schütz) – Strukturalismus und politische Ökonomie (Marxismus, Neo-Marxismus) – Poststrukturalismus (Foucault). Im Anschluss arbeitet Baars die Grundzüge dieser vier Traditionslinien heraus (ebd., S. 230ff.).
Abschließend versucht Baars, eine Perspektive zu entwickeln, auf welchem Wege die zuvor skizzierten Ansätze miteinander in Beziehung gesetzt werden können und seiner Meinung nach sollten. Er konstatiert, dass sich der generelle Trend in den Kritischen Theorien gewandelt habe: Die großen historischen Perspektiven und Ideen radikalen gesellschaftlichen Wandels seien weniger präsent, hingegen richte sich die Aufmerksamkeit nach wie vor auf die Kritik von Prozessen der Macht (vgl. auch Amann & Kolland, 2014, S. 19). Verschieden artikuliert gehe es um die Art und Weise, in der soziale Systeme und Strukturen Menschen disziplinieren, ihre Körper normalisieren (Foucault), ihre Lebenswelt kolonisieren (Habermas), ihre intersubjektive Kommunikation objektivieren (interpretativer Ansatz) oder soziale Abhängigkeit produzieren (strukturfunktionaler Ansatz) (ebd., S. 235).
Für unseren Zweck, kritisch gerontologische Ansätze auszuwählen, vorzustellen und zu vergleichen, lässt sich zunächst mit Baars (1991) Folgendes festhalten: Die verschiedenen Ansätze kritischer Gerontologie fokussieren – je nach Wissenschaftstradition – unterschiedliche Probleme, Aspekte oder Stufen des Prozesses der sozialen Konstitution. Ihre Gemeinsamkeit liegt in ihrer Sensibilität für die soziale Konstitution ihres Gegenstands und der (Alterns-)Wissenschaft selbst.