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Wie wird Nachhaltigkeit kommuniziert?

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Eine weitere hilfreiche Differenzierung von verschiedenen Arten von Nachhaltigkeitskommunikation ist die Unterscheidung zwischen Kommunikation von und Kommunikation über Nachhaltigkeit, mit der jeweils eine unterschiedliche Zwecksetzung verbunden ist (Newig et al. 2013).

Der erste Modus fokussiert auf den Transfer von Informationen von einem Sender zu einem Empfänger, um ein bestimmtes Verständnis eines Nachhaltigkeitsproblems zu vermitteln oder eine bestimmte Motivation zu erwirken (Kommunikation von Nachhaltigkeit). Ein Beispiel hierfür wäre Bildungsmaterial, in dem die Herausgeber ein bestimmtes Verständnis einer nachhaltigen Entwicklung (z. B. ein Drei-Säulen-Modell) zugrunde legen und an einen breiten und unbestimmten Kreis von Schülerinnen und Schülern kommunizieren, ohne dabei eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Setzung anzustreben. Der zweite Modus konzentriert sich hingegen stärker auf den Austausch von Konzepten und Deutungen im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung, um Verständigung zu fördern und ein geteiltes Verständnis zu entwickeln (Kommunikation über Nachhaltigkeit). Man denke an öffentliche Beteiligungsprozesse, etwa Dialog- und Agendaveranstaltungen, wie sie etwa im politischen Kontext im Rahmen von Strategieentwicklungsprozessen initiiert werden. Die deutsche Bundesregierung beispielsweise führte 2015/2016 vier regionale Dialogveranstaltungen durch, um Ideen und Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zur Fortschreibung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu diskutieren (Bundesregierung 2015). Während der Schwerpunkt hier auf allgemeinen politischen Prioritäten lag, zielte der Agendakongress zur BNE im Jahr 2017 u. a. darauf ab, Verständigungsprozesse darüber zu initiieren, wie sich BNE strukturell in verschiedenen Bereichen des Bildungssystems verankern lässt (BNE 2017). Entsprechende Kommunikationsformate sollen es den Beteiligten ermöglichen, ihre Vorstellungen über die Relevanz und Konsequenz von Nachhaltigkeit in einem bestimmten Anwendungsfeld auszutauschen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Die Frage, ob derartige Partizipationsformate auch tatsächlich wirksame Verständigung und Veränderung im Praxisfeld zu bewirken vermögen, wird in der Forschung jedoch auch kritisch diskutiert (Stoltenberg/Fischer 2017, 2018). Kommunikation über Nachhaltigkeit kann hauptsächlich als Viele-zu-viele-Kommunikationsmodus mit nicht-hierarchischen, horizontalen Strukturen beschrieben werden. Kommunikation von Nachhaltigkeit hingegen ist Sender-Empfänger-orientiert und ein Eins-zu-eins-Kommunikationsmodus.

Durch Hinzuziehung einer Intentionalität bzw. normativen Ausrichtung lässt sich als ein dritter Kommunikationsmodus die Kommunikation für Nachhaltigkeit unterscheiden. Der Begriff der Kommunikation für Nachhaltigkeit (Communication for Sustainability/CfS) umfasst Ansätze, die explizit durch eine transformative Zielsetzung untermauert werden und die darauf ausgerichtet sind, einen Wandel in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Ein Beispiel hierfür wären Bildungsprogramme, die explizit zum Ziel haben, Gestaltungskompetenzen bei Schülerinnen und Schülern zu fördern und diese auf diese Weise für die Mitgestaltung einer nachhaltigen Entwicklung zu befähigen (vgl. Kap. 15/Wanning).

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