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1.5 Stagnation

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Ab Mitte der 1980er Jahre setzte eine erhebliche Verlangsamung in der Entwicklung der Schulpsychologie ein. Die Überschuldung der öffentlichen Haushalte der Länder und Kommunen führte schrittweise zur Nichtbesetzung bisheriger Stellen. Die Schulpsychologie als freiwillige Leistung, die in den meisten Bundesländern nicht gesetzlich verankert ist, wurde zum Spielfeld von Sparbemühungen.

Gleichzeitig wurden die Beratungsanliegen komplexer, der psychosoziale Hintergrund der zu betreuenden Familien vielfältiger und der ausschließliche Fokus auf schulische Probleme erwies sich in der Einzelfallberatung als zu eng. Schulpsychologisch Tätige erlebten ihre Arbeit zunehmend als unbefriedigend: zu wenig Stellen, zu viele komplexe Beratungsfälle und zu wenig Einflussmöglichkeiten. Hinzu kam die gemeinsame Alterung von Teams als Folge des Verzichts auf Einstellung von neuen Kräften. Schulpsychologie hatte sich sehr stark als angewandte Psychologie platziert und den Anschluss an die wissenschaftliche Psychologie, z. B. im Bereich der Pädagogischen Psychologie verloren. Viele Universitätsinstitute zeigten ein geringes Interesse an schulpsychologischen Curricula.

In dieser Zeit kamen viele psychologische Tätigkeitsfelder mit der aufstrebenden Familientherapie und der systemischen Sichtweise in Kontakt. Auch die Schulpsychologie ließ sich von den neuen Ideen in ihrer Beratungsarbeit inspirieren und entwickelte einen erweiterten Blick auf das System Schule. Hatten sich viele bisher entweder den Konzepten der Verhaltens- und Gesprächstherapie oder tiefenpsychologischen Ansätzen verpflichtet, fand nun eine gemeinsame Erweiterung des Denkens und der Arbeit statt. Der Sinn reiner Einzelfallberatung oder testpsychologischer Verfahren wurde in Frage gestellt und das Einwirken auf das System Schule als alleiniger effektiver Ansatz diskutiert. Die Entfernung zur wissenschaftlichen Psychologie nahm weiter zu.

Im Jahr 1978 erschien das Buch Der entzauberte Magier: Zur paradoxen Situation des Schulpsychologen von Maria Selvini-Palazzoli und der Mailänder Schule. Es legte die Grundlage für eine sich wandelnde Schulpsychologie. Die alleinige Bearbeitung von pathologischen Problemen einzelner Lernender wurde als sinnlos gesehen und auf die Pathologie des Systems, die auf den Einzelnen wirkt, hingewiesen. Das übliche Ursache-Wirkungs-Denken wurde hinterfragt, Verhalten erschien durch direkte Interventionen nicht lenkbar. Eine alleinige Beratung von Mädchen und Jungen ohne den Einbezug aller beteiligten Personen und Systeme, Familien, Lehrkräften und Schulen wurde als wenig effektiv angesehen.

Handbuch Schulpsychologie

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