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2.4 Stress

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Stressreiche Lebensereignisse gehören in Kombination mit genetischen Faktoren zu den Risikofaktoren für das Auftreten von psychiatrischen Erkrankungen (Kendler et al. 1999; Surtees et al. 1986). Risikofaktoren der Umwelt, die zu stressvollen Erfahrungen während des Lebens führen können, sind z. B. Vernachlässigung während der Kindheit, Verlust der Eltern, wirtschaftliche Probleme, familiäre Gewalt, Missbrauch, sexueller Misshandlung und viele mehr. Mindestens zwei Drittel der Patienten mit BS erlebten sechs Monate vor ihrer ersten Episode ein negatives oder ein einschneidendes Lebensereignis (Simhandl et al. 2015). Dies gilt aber nicht nur für die erste Episode. Psychosozialer Stress, wie chronischer interpersoneller Stress oder einschneidende Lebensereignisse, ist ein häufiger Auslösefaktor im Vorfeld einer affektiven Episode (Lex et al. 2017).

Insgesamt stellt besonders die erste Lebensperiode während der Entwicklung eine vulnerable Phase dar. Verschiedene Formen der Vernachlässigung oder Misshandlung in einer frühen Lebensphase werden mit affektiven Störungen assoziiert (Hovens et al. 2010). Ungefähr 32 Prozent der psychiatrischen Störungen können mit negativen Erfahrungen in der Kindheit erklärt werden (Pechtel und Pizzagalli 2011).

Verschiedene sehr gut etablierte und vielfach publizierte Tiermodelle ermöglichen den Zusammenhang von Stress, seine neurobiologischen Auswirkungen und Symptome der BS zu untersuchen. Bereits pränataler Stress führt dazu, dass später die adulten Tiere depressions-ähnliches Verhalten zeigen (Beyer und Freund 2017; Lin und Wang 2014). Des Weiteren wird pränataler Stress mit Veränderungen des Immunsystems (Diz-Chaves et al. 2012) ( Kap. 2.5), der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) (Koehl et al. 1999), reduzierter Neurogenese im Hippocampus, reduzierter Expression von BDNF (Lin and Wang 2014), reduzierter Expression von Bcl-2 im Hippocampus (Guan et al. 2013) und Beeinflussung der zirkadianen Rhythmik in Zusammenhang gebracht (Koehl et al. 1999). Stress in der vulnerablen Phase der Entwicklung kann auch postnatal, durch z. B. Trennung von der Mutter (maternal separation) zugefügt werden und zu depressions-ähnlichem Verhalten führen (Lippmann et al. 2007; Tractenberg et al. 2016). Eine von zahlreichen Folgen von postnatalem Stress im adulten Tier ist ein reduzierter BDNF-Spiegel im Hippocampus und eine abnormale Funktionalität der HPA-Achse. Diese Form des frühkindlichen Stresses hat ebenfalls einen negativen Einfluss auf die synaptische Plastizität (Derks et al. 2017) und verknüpft damit die Effekte von Umwelteinflüssen und die Fehlregulation der Plastizität im Gehirn mit der BS. Lithium ist wiederum in der Lage die mit frühkindlichem Stress assoziierten Veränderungen im Gehirn zu verhindern (Husum und Mathé 2002). Jedoch konnte auch in erwachsenen Tieren durch chronischen Stress depressions-ähnliches Verhalten induziert werden (Antoniuk et al. 2019).

Außerdem kann Stress im adulten Tier das dopaminerge System beeinflussen, indem es die dopaminerge Transmission in der Area tegmentalis ventralis stimuliert (Horger und Roth 1996; Nieoullon und Coquerel 2003). Dies verbindet interessanterweise das dopaminerge System, welches ebenfalls bei psychiatrischen Erkrankungen verändert ist, mit Stress und der BS.

Wenn man von Stress spricht, muss unbedingt die HPA-Achse erwähnt werden. Ein Teil der Stressreaktion wird durch die HPA-Achse vermittelt. Eine Dysfunktion der HPA-Achse ist mit der BS assoziiert (Belvederi Murri et al. 2016) und deren Funktion scheint mit der Schwere der Symptome verbunden zu sein (Belvederi Murri et al. 2014). Interessanterweise ist die Aktivität der HPA-Achse bei nicht betroffenen Angehörigen von bipolaren Patienten, welche eine Risikogruppe darstellen, unverändert (Ellenbogen et al. 2006). Die HPA-Achse ist für die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol verantwortlich. Bipolare Patienten weisen erhöhte Konzentrationen von Kortisol auf (Girshkin et al. 2014). Der im Hypothalasmus gebildete Corticotropin-releasing factor (CRF) ist ebenfalls bei affektiven Störungen verändert (Aubry 2013). So ist z. B. die mRNA des CRF binding protein (CRFBP) in der Amygdala von bipolaren Patienten herunterreguliert (Herringa et al. 2006).

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