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3.2.2 »Copy-number«-Variationen (CNV)

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Seit einigen Jahren wird intensiv daran geforscht, ob Deletionen bzw. Duplikationen größerer Bereiche des Genoms (sog. »Copy-number«-Variationen, CNV) mit psychiatrischen Erkrankungen einhergehen. Solche großen CNV, die oft mehrere Gene beinhalten, sind in der Tat gehäuft bei schizophrenen Psychosen und bei Autismus zu beobachten, wobei die individuellen CNV jedoch sehr selten sind, was ebenfalls ein »common disease, multiple rare variant« Modell unterstützt. Bei der bipolaren Erkrankung ist die Befundlage nicht eindeutig. In der ersten CNV-Studie zur bipolaren Störung von Zhang et al. (2009) bei 1.001 Patienten wurde eine Häufung großer (> 100 kb) und seltener CNV bei der bipolaren Erkrankung beschrieben. Grozeva et al. (2010) kamen dagegen einem entgegengesetzten Schluss, da bei knapp 1.700 Patienten keine erhöhte Frequenz von großen, seltenen CNV gefunden werden konnte. In einer internationalen Studie unter deutscher Beteiligung von Malhotra et al. (2011) wurden 788 sogenannte »Eltern-Kind-Trios« genomweit auf das Vorhandensein von neu entstandenen (»de novo«, nicht vererbt) CNV untersucht. Von den 788 Kindern hatten 185 eine bipolare und 177 eine schizophrene Störung; 426 waren gesunde Kontrollprobanden. De novo CNV waren bei Patienten mit einer Schizophrenie gegenüber Kontrollen signifikant überrepräsentiert (Odds Ratio = 5,0; p = 0.007). Gleiches konnten die Autoren aber auch für die bipolare Störung feststellen, hier lag die Odds Ratio bei 4,8 und einem zugehörigen p-Wert von 0,009. Der Befund bei den Bipolaren war sogar deutlich stärker ausgeprägt (Odds Ratio = 6,3; p = 0,006), wenn man sich nur die Untergruppe der Patienten mit einem frühen Erkrankungsbeginn (unter 18 Jahren) anschaute. In den letzten Jahren hat die Analyse von CNV bei psychiatrischen Erkrankungen einen größeren Stellenwert eingenommen. Es besteht in der Zwischenzeit eine Art Konsens darüber, dass die ätiopathogenetische Rolle von CNV bei der Schizophrenie größer ist als bei der bipolaren Störung. Zu den chromosomalen Regionen, die in den CNV-Studien immer wieder beschrieben werden, gehören z. B. 1q21.1, 15q13.3, 16p11.2 und 22q11.21. Bei der Schizophrenie gibt es gut replizierte Befunde zu 15 CNV; 2.5 % der an Schizophrenie Erkrankten hat mindestens eine dieser Varianten. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass einige CNV sowohl bei der Schizophrenie als auch der bipolaren Störung eine Rolle spielen, während andere spezifisch für eine Störung zu sein scheinen (Chen et al. 2016; Green et al. 2016). In einer der bisher größten Studie zu CNV und bipolarer Störung aus dem Jahr 2019, bei der 6.353 Fälle und 8.656 Kontrollpersonen untersucht wurden, konnte kein erhöhtes Auftreten von CNV bei der bipolaren Störung gefunden werden, wenn das Gesamtspektrum der bipolaren Erkrankung betrachtet wurde, also bipolar I, bipolar II und schizoaffektiv. Letztere Gruppe für sich allein betrachtet zeigte allerdings eine höhere Belastung mit CNV (Charney et al. 2019). Dieser Befund sowie die Beobachtung von Malhotra et al. (2011) zu bipolaren Patienten mit einem frühen Krankheitsbeginn zeigen eindrücklich die Bedeutung einer differenzierten phänotypischen Betrachtung. Große internationale Konsortien wie das oben erwähnte PGC haben es sich daher zum Ziel gesetzt, nicht nur die die Stichprobengrößen nach oben zu fahren, sondern auch, soweit möglich, eine vertiefte klinische Charakterisierung durchzuführen.

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