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4.3 »Expressed Emotion«

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»Expressed Emotion« (EE) ist ein psychologisches Konzept, das die Qualität der innerfamiliären Beziehungen abbildet. EE ist definiert durch das Ausmaß an kritischen Bemerkungen, feindseligen Kommentaren, fehlender sozialer Wärme oder emotionalen Überengagement, das Angehörige dem Familienmitglied mit einer psychischen Störung entgegenbringen (Kavanagh 1992; Vaughn und Leff 1976). Beispiele für Aussagen, die als «hoch EE« klassifiziert werden, sind: »Ich habe fast alle Freundschaften aufgegeben, damit ich mich jederzeit um dich kümmern kann« oder »Warum kannst du nie das machen, was man von dir erwartet« (z. B. Miklowitz und Chung 2016). Meistens wird EE mit dem Camberwell Family Interview, durch standardisierte Interaktionsbeobachtungen oder per Fragebogen erfasst.

Ursprünglich wurde EE als Risikofaktor für Rückfalle im Kontext von Schizophrenie beschrieben (Butzlaff und Hooley 1998), aber ein hohes Niveau an EE erhöht das Rückfallsrisiko für viele psychische Störungen (Hooley 2007). Eine erste Studie zu bipolaren Störungen von Miklowitz et al. (1988) ergab eine Rezidivrate von 91 % in Familien mit hohen EE (siehe auch Barrowclough und Hooley 2003). Der Zusammenhang zwischen EE und dem Auftreten depressiver Symptome scheint dabei stärker ausgeprägt als zu maniformen Symptomen (Kim und Miklowitz 2004; Yan et al. 2004).

Die Bedeutung von EE zeigt sich darin, dass Miklowitz und Goldstein (1990) die Family-Focused Therapy (FFT) entwickelten, um problematische Kommunikationsmuster abzubauen und konstruktives Problemlöseverhalten in Familien zu fördern ( Kap. 19). Obwohl sich interessanterweise das Ausmaß an negativen und kritischen Kommentaren im Therapieverlauf nicht unbedingt änderte, gab es Hinweise, dass FFT vor allem in Familien mit hohen EE effektiv war (Übersichtsarbeit: Miklowitz und Chung 2016). Zusätzlich gibt es Hinweise, dass EE das Outcome auch bei anderen Therapieformen, wie z. B. bei medikamentöser Behandlung mit Lithium (Priebe et al. 1989) moderiert.

EE wurden auch in Zusammenhang mit einen spezifischen Attributionsstil beobachtet. Hooley et al. fiel auf, dass Angehörige, die vermehrt EE ausdrückten, negatives Verhalten der Patienten auf internale, stabile und kontrollierbare Faktoren attribuierten (Hooley und Gotlib 2000). Z. B. wurde die Antriebslosigkeit der Depression mit internalen, patientenspezifischen Faktoren erklärt (»Wenn er morgens früher aufstehen würde, dann hätte er mehr Antrieb«), anstatt zu verstehen, dass die Antriebslosigkeit ein Kernsymptom der Depression ist, unter dem viele andere Patienten ebenfalls leiden. Auch nehmen Angehörige mit hohem EE Pegel eher an, dass Symptome vom Patienten kontrolliert und absichtlich eingesetzt werden. Es ist nicht schwierig zu verstehen, dass dadurch Ärger entsteht, was Partner und Familie wiederum veranlassen kann, eine noch kritischere und schroffere Haltung einzunehmen. Empirisch belegten eine Vielzahl von Studien dieses Attributionsmodell und speziell für die bipolare Störung scheint es ebenfalls so zu sein, dass Angehörige in EE Familien eher glauben, der Erkrankte könne seine Symptome selbst kontrollieren (Übersichtsarbeit: Hooley 2007). Dieser Attributionsstil steht in Zusammenhang mit EE und einem erhöhten bipolaren Rückfallsrisiko (Holley und Miklowitz 2018; Miklowitz und Chung 2016; Wendel et al. 2000).

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