Читать книгу Bipolare Störungen - Группа авторов - Страница 26

2.5 Immunsystem

Оглавление

In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass das Immunsystem eine entscheidende Rolle in der Pathogenese von psychiatrischen Erkrankungen spielt, so auch bei der BS (Giridharan et al. 2019; Naaldijk et al. 2016). Erste Spekulationen stammen von epidemiologischen Studien, die zeigten, dass BS häufiger bei Personen, die zwischen Dezember und März geboren wurden, auftritt (Fuller Torrey et al. 1996). Dies deutet daraufhin, dass eine Infektion der schwangeren Mutter während der Wintermonate ein Risikofaktor für die Ätiologie der BS sein könnte. In der Tat erhöht eine Infektion mit Influenza während der Schwangerschaft das Risiko für Nachkommen, um eine BS zu entwickeln um den Faktor vier (Parboosing et al. 2013). Des Weiteren ist eine Dysfunktion des Immunsystems entscheidend für den Ausbruch und Fortschreiten der BS (Rosenblat 2019). Unterstützend hierfür konnte in Post-Mortem-Studien von bipolaren Patienten eine Vielzahl veränderter neuroinflammatorischer Marker in Form von Mikroglia, Astrozyten und Oligodendrozyten gefunden werden (Barley et al. 2009; Giridharan et al. 2019). Erhöhte Konzentrationen von inflammatorischen Markern, wie Interleukin-1β (IL-1β) und IL-8 wurde in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) von bipolaren Patienten gefunden (Rolstad et al. 2015). Eine Erhöhung von pro-inflammatorischen Cytokinen konnte in Meta-Studien mit der BS assoziiert werden. Zusätzlich konnten erhöhte Konzentrationen von weiteren pro-inflammatorischen Molekülen in Sera von bipolaren Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gefunden werden, wie z. B. Tumornekrosefaktor α (TNF- α), löslicher Interleukin-2 Rezeptor (sIL-2R), IL-1β, IL-6, löslicher TNF Rezeptor-1 (sTNFR1) und C-reaktives Protein (CRP) (Modabbernia et al. 2013; Niu et al. 2019). Diese Ergebnisse deuten auf eine chronische, leichte Entzündung infolge einer Funktionsstörung des angeborenen Immunsystems hin. Dieser chronische und leichte pro-inflammatorische Zustand ist charakteristisch für die BS. Grundsätzlich ist der pro-inflammatorische Zustand in affektiven Episoden intensiver, insbesondere in manischen Episoden (Modabbernia et al. 2013; Sayana et al. 2017). Aber auch euthyme Episoden sind mit peripherer pro-inflammatorischer Aktivität assoziiert. Des Weiteren werden erhöhte Konzentrationen pro-inflammatorischer Cytokine mit einer höheren Belastung der bipolaren Erkrankung assoziiert (Hope et al. 2011). Interessanterweise ist Lithium in der Lage die Wirkung pro-inflammatorischer Cytokine zu dämpfen (Patel und Frey 2015; Rowse et al. 2012). Anti-inflammatorische Medikamente werden ebenfalls mit Erfolg zur Behandlung affektiver Episoden eingesetzt. Die Studienlage ist für die bipolare Depression gut und vielversprechend. Jedoch mangelt es an Studien für die Auswirkung anti-inflammatorischer Medikamente zur Behandlung der Manie. Erste Ergebnisse zeigen aber einen positiven Trend (Rosenblat 2019). Zusätzlich weisen bipolare Patienten ein erhöhtes CSF zu Serum Verhältnis auf, was ein Indikator für eine dysfunktionale Blut-Hirn-Schranke sein könnte (Patel und Frey 2015). Des Weiteren leiden bipolare Patienten unter Komorbiditäten, welche mit Störungen des Immunsystems einhergehen bzw. dadurch entstehen, wie z. B. Autoimmunerkrankungen (multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis) (Eaton et al. 2010), kardiovaskuläre Erkrankungen (Goldstein et al. 2015), Stoffwechselerkrankungen (McElroy und Keck 2014) und chronische Infektionen (Sutterland et al. 2015). Bipolare Patienten zeigen eine veränderte Antwort des Immunsystems auf Stress. Die Reaktion des Immunsystems ist um ein Vielfaches stärker und steht möglicherweise im Zusammenhang mit einem immunologischen Ungleichgewicht und Versagen von Regulationsmechanismen (Wieck et al. 2014).

Eine Beeinflussung des Immunsystems hat zahlreiche Folgen. Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass eine Manipulation des Immunsystems Auswirkungen auf serotonerge, glutamaterge und dopaminerge Neurotransmittersysteme in Gehirnregionen hat, die womöglich in psychischen Störungen und damit verbunden Verhaltensänderungen resultieren (Haroon et al. 2017; Niu et al. 2019). Ein Beispiel hierfür ist die Manipulation von serotonergen Neuronen innerhalb des dorsalen Raphe Nukleus (DRN). Eine gezielte Neuroinflammation innerhalb des DRN führt zu manie-ähnlichem Verhalten, identifiziert durch erhöhte stress-induzierte lokomotorische Aktivität und Reaktionsfähigkeit sowie verringerte Risikovermeidung bzw. Angst. Diese Verhaltensauffälligkeiten können mittels selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer behoben werden (Howerton et al. 2014). Des Weiteren resultiert eine MIA in den Nachkommen zu einer erhöhten Freisetzung von Dopamin im Striatum (Zuckerman et al. 2003). Gleichzeitig kann eine chronische oder akute Aktivierung des Immunsystems mithilfe von z. B. Interferon-α (IFN-α) in gesunden, adulten Tieren depressions-ähnliches Verhalten und erhöhtes Angstverhalten induzieren (Remus und Dantzer 2016). Ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen der Manipulation des Immunsystems ist die HPA-Achse. Pro-inflammatorische Cytokine, welche in der Pathologie der BS erhöht sind, führen zu einer erhöhten Aktivität der HPA-Achse und damit einem erhöhten Kortisol Spiegel im System (Beishuizen und Thijs 2003).

Bipolare Störungen

Подняться наверх