Читать книгу Aktivierend-therapeutische Pflege in der Palliative Care - Группа авторов - Страница 30
Kierkegaard’sches Paradigma
ОглавлениеWenn wir jemandem helfen wollen, müssen wir zunächst herausfinden, wo er steht. Das ist das Geheimnis der Fürsorge.
Wenn wir das nicht tun können, ist es eine Illusion zu denken, wir könnten anderen Menschen helfen.
Jemandem zu helfen impliziert, dass ich mehr verstehe als er, aber ich muss zunächst verstehen, was er versteht. Tue ich das nicht, so hilft mein größeres Verständnis gar nichts. Will ich trotzdem mein größeres Wissen anbringen, dann deshalb, weil ich eitel oder stolz bin, sodass ich im Grunde, anstatt ihm zu nützen, eigentlich von ihm bewundert werden will.
Alles wahre Helfen beginnt jedoch mit einem Akt der Demut; der Helfer muss sich zuerst unter dem demütigen, dem er helfen will, und dadurch verstehen,
• dass Helfen nicht herrschen heißt, sondern dienen;
• dass Helfen nicht heißt, der Herrschsüchtigste sein, sondern der Geduldigste;
• dass Helfen die Bereitschaft einschließt zu akzeptieren,
• dass man unrecht haben könnte
• und dass man nicht versteht, was der Andere versteht.
• (sinngemäße Übertragung in heutige Sprache)
Eine leistungsrechtliche Deutung kann zur Beschreibung der Palliativpflege nicht herangezogen werden. Wohl aber gehören ein Verständnis und sicheres Umgehen mit rechtlichen Rahmenbedingungen unabdingbar zum festen Repertoire einer Palliativpflegefachkraft. Unter diesen Kerngesichtspunkten der Palliativversorgung findet das eigentliche Handlungsfeld der Palliativpflege statt, das insbesondere die leidenslindernde Ausrichtung in der Umsetzung des Pflegeprozesses beinhaltet. Mit diesem durch eine besondere Haltung geprägten, mit ethischer Entscheidungskompetenz ausgestatteten, auf Leidenslinderung fokussierenden und lebensweltorientierten Pflegeprozess unterscheidet sich die Palliativpflege von der herkömmlichen Pflege.