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1.2.5 Die Einigungsversuche unter Kaiser Herakleios (610–641) und
das dritte Konzil von Konstantinopel (680/681)

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Zu Beginn des 7. Jh. unternahm Kaiser Herakleios (610–641) noch ein letztes Mal einen Einigungsversuch mit den Gegnern des Chalcedonense – allerdings vor einem neuen zeitgeschichtlichen Hintergrund. Denn in den Jahren zwischen 609 und 619 gelang es den Persern, die Ostprovinzen des Imperiums zu erobern. Anscheinend zogen der Kaiser und seine Berater die Schlussfolgerung, dass die Spaltung der Christen in Chalkedonbefürworter wie –gegner zu dieser Niederlage des Reiches beigetragen habe. Sie bemühten sich daher erneut um die Gegner der Synode; und zwar mit einem neuen Ansatz: dem Miaenergetismus. Anstelle sich weiter über die Frage zu streiten, ob der eine Christus nun „in zwei Naturen“ (en dyo physesin) oder „aus zwei Naturen“ (ek dyo physeon) sei, solle man sich doch lieber darauf verständigen, von einer Wirkweise (energeia) zu sprechen, die von dem einen Christus ausgehe.

Anknüpfen konnten beide Seiten damit an die Christologie des Kyrillos von Alexandreia, der in seiner Auslegung des Johannesevangeliums in Bezug auf die Auferweckung der Tochter des Jairus dargelegt hatte: „Er [sc. Christus] macht lebendig als Gott durch den Befehl, der alles bewirkt. Er belebt aber auch durch das Berühren seines heiligen Fleisches. Dadurch erweist er die eine, aus beiden zusammengewachsene Wirkweise“ (PG 73, 577C). Der besondere Reiz an diesem Ansatz lag in seiner hohen Akzeptanzfähigkeit. Für die Gegner von Chalkedon ergab sich die Betonung einer gott-menschlichen Wirkweise (mia theandrike energeia) aus ihrer Grundüberzeugung, dass es nur die eine Natur (mia physis) des Fleisch gewordenen Gott-Logos gebe. Wenn daher von dem Christus eine Bewegung ausgehe, dann löse diese der Fleisch gewordene Gott-Logos aus – und zwar als vollständiger Mensch und vollständiger Gott (Severos von Antiocheia, CSCO 64, 82, 26–31). Die Aussage von der einen Wirkweise (energeia) war aber auch für neuchalkedonensische Autoren annehmbar – als eine Folge ihrer Anerkennung der Hypostase des Gott-Logos als dem handelndem Subjekt in dem Christus. Deshalb schreibt etwa der Pro-Chalcedonenser Theodoros von Pharan: „Denn alles nimmt seinen Anfang und kommt sozusagen hervor aus der Weisheit, Güte und Kraft des [Gott-]Logos durch die Vermittlung der vernunftbegabten Seele und des Leibes. Deshalb ist geschehen und geschieht all dies durch die eine Wirkweise (mia energeia) ein und desselben Erlösers“ (ACO II/1)), 120, 21 – 27 [Nr. 3]). Verhandlungen in den Jahren 629 und 633 führten daher letztmals zur Wiederherstellung der Kircheneinheit: Zwischen 629 und 631 zwischen der Reichskirche und dem miaphysitischen Erzbischof von Antiocheia, Athanasios; im Jahr 631 in Theodosiopolis mit dem Katholikos der Armenier, Esdras; und im Jahr 633 gelang schließlich die Kirchenunion mit den „Severianern“ Ägyptens.

Der Widerstand gegen diese Einigungspolitik ging diesmal jedoch von Jerusalem aus – von Erzbischof Sophronios (ca. 560–638). Während für einige Neuchalkedonenser wie Theodoros von Pharan die Aussage von der einen Wirkweise (mia energeia) annehmbar war, lehnte Sophronios dies ab: Er legte den Schwerpunkt wieder auf die Ebene der beiden Naturen (physeis). Wenn es demnach – im Sinne der Definition von Chalkedon (451) – zwei Naturen in dem einen Christus gebe, dann müsse es auch zwei Wirkweisen (energeiai) geben. Denn schließlich habe auch Papst Leo festgehalten, dass eine jede der beiden Naturen in Christus das wirke, was ihr eigentümlich sei (agit enim utraque forma cum alterius communione quod proprium est) [DH Nr. 294].

Zwar modifizierten der Kaiser und Patriarch Sergios ihre Formel auf einer Synode auf Zypern (634), doch zogen sie ihren Vorschlag im Jahr 638 mit einem Anschlag an der Hagia Sophia, der Ekthesis, zurück. An Stelle von einer Wirkweise (mia energeia) solle nun mehr von einem Willen in Christus gesprochen werden (((ACO II/1)), 156,27– 162, 23)). Den Kirchenunionen mit den Gegnern von Chalkedon (451) war damit freilich die Grundlage entzogen. Daher endete der letzte Versuch, die Kircheneinheit in der Reichskirche zu bewahren, in dem gleichen Jahr 638, in dem die Araber die heilige Stadt Jerusalem eroberten. Nach einer nurmehr innerhalb der Reichskirche erbittert geführten Diskussion um die Lehre von dem einen Willen (thelema) in Christus bekannte sich das dritte Konzil von Konstantinopel (680/681) endgültig zum Chalcedonense.

Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition

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