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2.2 Die weitere Entfremdung: das Jahr 1054

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Die beispielsweise im Dreisprachenstreit zu Tage tretenden Gegensätze zwischen dem lateinischen Westen und dem griechischen Osten unterstrichen, wie sehr sich Rom und Konstantinopel mittlerweile entfremdet hatten. Auch kirchenrechtlich traten sie nun in einen Gegensatz. Auf der einen Seite besaß der römische Papst Rechte auf dem Balkan, welche Konstantinopel zurückzudrängen suchte. Auf der anderen Seite unterstanden süditalische Bistümer dem Patriarchen in Konstantinopel, auf welche Rom Ansprüche erhob. Vor diesem politischen Hintergrund scheinen beide Parteien ihre Positionen auch theologisch voneinander abgegrenzt zu haben. So schloss einerseits Patriarch Michael Kerullarios im Jahr 1053 lateinische Kirchen in Konstantinopel mit dem Argument, dort würden ungesäuerte Brote für die Feier der Eucharistie verwendet. Andererseits thematisierte der päpstliche Legat Humbertus von Silva Candida bei Verhandlungen in der Kaiserstadt am Bosporus die Frage nach dem rechten Verständnis vom Hervorgehen des Hl. Geistes. In Übereinstimmung mit der griechischen Fassung des Glaubensbekenntnisses des Konzils von Konstantinopel (381) lehrten die (Ost-)Römer, dass der Hl. Geist „aus dem Vater hervorgehe.“ Die Lateiner verwendeten jedoch seit dem elften Jahrhundert den Zusatz „und dem Sohn“ (filioque). Es scheint, dass der römische Papst wegen dieser „Hinzufügung“ zum althergebrachten Glaubensbekenntnis der Kirche im Jahr 1014 (nach anderer Meinung im Jahr 1009) erstmals aus den Diptychen der Kirche von Konstantinopel gestrichen worden ist (BAYER: Das morgenländische Schisma, 41). Als Verhandlungen zwischen den beiden Seiten im Jahr 1054 in Konstantinopel scheiterten, sprach der päpstliche Gesandte den Kirchenbann gegen den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Michael Kerrularios, aus. Der frühere Münchner Byzantinist Hans-Georg Beck hat zu diesem Akt angemerkt: „Ein formales Schisma zwischen beiden Kirchen kann kaum konstatiert werden. Aber worauf es im Laufe der Geschichte ankommt, ist, dass hier ein starker Akzent gesetzt wurde: Abkühlung bis zum Nullpunkt, von der sich beide Kirchen bis zum 15. Jh. nicht mehr erholen. Man versteht sich nicht mehr, und man will sich nicht mehr verstehen, weil man schon zu lange aneinander vorbei gelebt hat“ (Beck: Geschichte der orthodoxen Kirche, D147).


Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition

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