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2.1 Das Ringen um die Missionierung der slavischen Völker

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Wahrscheinlich seit dem ausgehenden 8. Jh. wirkten lateinische Missionare im Großmährischen Reich. Als dessen Herrscher im 9. Jh. in einen politischen Gegensatz zum ostfränkischen Reich gerieten, wandte sich Rostislav an Kaiser Michael III. (842–867) mit der Bitte um die Entsendung von griechischen Missionaren. Dieser erkannte die sich bietende Chance und entsandte die heute als Slavenapostel verehrten Brüder Konstantinos (ca. 826–869) und Methodios (ca. 815–869) in den Westen. Um die neuen Gläubigen in ihrer Landessprache unterweisen zu können, entwickelten die beiden das glagolitische Alphabet. Damit legten sie die Grundlage für eine „gesamtslavische Kult- und Schriftsprache“ (PADBERG: Christianisierung im Mittelalter, 125).

Gerade in diesem Ansinnen weckten Konstantinos und Methodios den Widerspruch der ostfränkischen Kirche. Deren Bischöfe vertraten die Auffassung, die Liturgie dürfe nur in den drei Sprachen gefeiert werden, in denen Jesus auf dem Kreuz als König der Juden bezeichnet worden sei, d.h. Hebräisch, Griechisch, Lateinisch. Die slavische Landessprache sei nicht zulässig. Damit brach der so genannte Dreisprachenstreit aus. Zwar erlangten Methodios und Konstantinos zunächst von Papst Hadrian II. (867–872) in Rom die Zustimmung zu ihrem Handeln – wobei Konstantinos den Mönchsnamen Kyrillos annahm, unter dem er eher bekannt geworden ist. Nach dem Sturz Rostislavs im Jahr 870 näherte sich der neue Herrscher Svatopluk jedoch wieder dem ostfränkischen Reich an. Methodios wurde verbannt; und die Schüler der beiden Brüder nach Bulgarien auswandern, wo sie ihr missionarisches Werk fortsetzten. Aus dem glagolitischen wurde dabei das kyrillische Alphabet entwickelt.


Während sich im Großmährischen Reich der lateinisch-westliche Einfluss durchsetzte, nahm die Entwicklung in Bulgarien einen anderen Verlauf. Wohl auf Grund des politischen Gegensatzes zum (ost-)römischen Kaiserreich, unterstellte Khan Boris I. (852–889) im Jahr 866 Bulgarien dem Papst. Davon aufgeschreckt, berief Patriarch Photios (858–867 und 878–886) eine allgemeine Synode nach Konstantinopel (867), welche die Vorherrschaft der Kaiserstadt über die Kirche in Bulgarien bekräftigte. Bulgarien erhielt einen eigenen Erzbischof, der jedoch in Konstantinopel geweiht wurde. Als Sprache der Liturgie ersetzte allerdings das Kirchenslavische das bis dahin vorherrschende Griechische. Es konnte sich auch in vielen Bereichen halten, als Bulgarien unter dem Kaiser Basileios II. (976–1025) in das Reich eingegliedert wurde. Über die Person des Photios kam es indes zu einer zeitweiligen Aufkündigung der Kirchengemeinschaft zwischen Rom und Konstantinopel.

Wie in Bulgarien, setzte sich auch im Reich der Kiever Rus’ die östliche Form des Christentums durch. Nach der traditionellen Zeitrechnung ließ sich nämlich im Jahr 988 der Fürst Vladimir I. (978–1015) von Kiev mit vielen seiner Untertanen im Fluss Dnjepr taufen. Mit dieser Entscheidung Vladimirs ergab sich die bis heute weitgehend vorherrschende Teilung: Die westslavischen Völker sind daher heute meistens katholisch, die süd- und ostslavischen gehören hingegen eher einer orthodoxen Kirche an.

Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition

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