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Die kartografierte Welt
ОглавлениеMan kann heute die Welt nicht ohne Karte sehen noch sich vorstellen. Die Karte ist eine Transkription der Welt, wie sie ist, sie regt auch die Imagination an und bewahrt unsere Erinnerungen. Woran wir uns in Wirklichkeit erinnern, sind die unzähligen Bilder, die uns die Karten veranschaulicht haben.
Der Geo- und Kartograf Gerhard Mercator). Kupferstich (1574) von Frans Hogenberg.
Unser erstes umfassendes Bild der Welt datiert vom 7. Dezember 1972, als ein Satellit ein vom Weltraum aus gemachtes Foto der Erde übermittelte: die blaue Kugel, die wir alle kennen, und die in einer schwarzen Leere schwebt. Auf seiner Oberfläche markieren unter Wolkenspiralen und Wolkenstrudeln die vertrauten Umrisse der Kontinente die ursprüngliche Trennung zwischen Festland und Meer. Wahrscheinlich gibt es niemanden, der etwas älter ist, der diese Ansicht nicht kennt. In Wirklichkeit wussten die, die vor diesem Zeitpunkt gelebt haben, schon, was sie sehen würden, da sie das Gedächtnis des Erscheinungsbilds der Welt hatten, ein Gedächtnis, das auf das 16. Jahrhundert zurückgeht. Den Weltraum als Blickwinkel zu nutzen, konnte glauben lassen, das habe es noch nie gegeben, doch haben die Kartografen sich diesen Blickwinkel vorgestellt, bevor man sich dorthin begeben konnte. Eine aktualisierte euklidische Geometrie erlaubte in Verbindung mit einer Flut neuer Informationen über bis dahin unbekannte Regionen, die nach Europa kamen, sich 400 Jahre, bevor die Astronauten die Erde fotografierten, vorzustellen, was das Auge nicht sehen konnte.