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Zäsuren des Alters und der Lebensepochen

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In lexikalischer Perspektive kennt der ↗︎ TanachTanach, bezogen auf die Lebensphasen des Menschen, die Begriffe Säugling, KindKind, Jugendlicher, Erwachsener und alter Mensch. Allerdings finden sich nirgendwo genaue Angaben, ab welchem AlterAlter ein Mensch als erwachsen oder alt galt. Dementsprechend werden die einschlägigen Begriffe unscharf verwendet. So tritt David den Kampf gegen Goliat noch mit der Bezeichnung na‘ar an, die sich mit Knabe oder Jugendlicher übersetzen lässt. Kaum ist der Gegner besiegt, verschwindet der entsprechende Begriff. Offensichtlich hat die Heldentat den Jüngling in der Perspektive des Erzählers zum erwachsenen Mann gemacht (1 Sam 17–18,51Sam17–18,5; vgl. KUNZ-LÜBCKE 2012: 113–117). Genau derselbe Ausdruck taucht zur Bezeichnung der Ratgeber des persischen Königs auf (Est 2,2Est2,2). Gemeint sind hier erwachsene und wohl auch ältere Männer, denen allerdings in ihrer Bezogenheit auf den König etwas bleibend Defizitäres anhaftet. Dementsprechend kann der Ausdruck auch eine Bedeutung im Sinne von Diener, Soldat (auch in höherer Stellung) beinhalten.

Ab welchem AlterAlter eine männliche Person als erwachsen galt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Deutlich ist aber, dass das Erreichen des Erwachsenenalters von der Frage eines idealen Heiratsalters als unabhängig betrachtet worden ist.

Für weibliche Personen scheinen in dieser Hinsicht die Ausbildung von Geschlechtsmerkmalen und die Fortpflanzungsfähigkeit eine besondere Rolle zu spielen (vgl. Ez 16,7Ez16,7). Allerdings trifft auch hier zu, dass Frauen, die bereits verheiratet sind, noch als jung bzw. als Mädchen bezeichnet worden sind. In Jo 1,8 wird eine junge Frau bzw. ein Mädchen (meist wird angenommen, dass sich der Ausdruck auf eine weibliche Person um die Zeit der Pubertät herum bezieht) aufgefordert, den TodTod ihres Mannes zu betrauern. Damit ist deutlich, dass mit der Verheiratung die Zeit der JugendJugend noch nicht vorüber ist (vgl. KUNZ-LÜBCKE 2007: 88f; 107).

Für die Unterscheidung zwischen einem erwachsenen und einem alten Menschen spielt ein morphologisches Kriterium eine maßgebliche Rolle. Das Hebräische kennt mit dem Nomen šijvāh einen Ausdruck für „Grauhaarigkeit“, der offensichtlich die Grenze zwischen „Normalität“ und AlterAlter markiert (vgl. LIESS 2009: 22–27). Das folgende Beispiel verdeutlicht, dass erwachsene Mensch vor dem Erreichen des Alters von Kraft bestimmt wird, den alten Menschen habe diese verlassen. Zudem wird mit dem hohen Alter und der „Grauhaarigkeit“ die Krise einer mentalen Gottesferne verbunden (Ps 71,9Ps71,9.18aPs71,18a):

Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters! Wenn meine Kraft schwindet, verlaß mich nicht! Auch bis zum AlterAlter und bis zur Grauhaarigkeit, Gott, verlass mich nicht.

Offensichtlich betrachtet der Beter das hohe AlterAlter als eine Phase, die sich von der Zeit der JugendJugend, die bestimmt ist durch das Verfügen über physische Kräfte und eine intensive Gottesbeziehung, im negativen Sinne abhebt und unterscheidet.

Biblisches Arbeitsbuch für Soziale Arbeit und Diakonie

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