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Zur Ambivalenz des hohen Alters
ОглавлениеDas AlterAlter als letzte menschliche Lebensphase stellt sich sehr ambivalent dar. In den Literaturen Israels und Ägyptens wird das hohe Lebensalter mit den Aspekten Leiden, fehlende Lebensfreude und eingeschränkte Partizipation an der Gesellschaft verbunden. In den Psalmen bilden KrankheitKrankheit, Alter und das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, gelegentlich eine Trias. Ps 38Ps38 wird meist als Krankheitspsalm verstanden. Allerdings beklagt der Beter in Vers 11Ps38,11, dass ihn zusammen mit seiner Kraft auch das Augenlicht verlassen habe. Angesichts dieser offensichtlich durch Alter und Krankheit hervorgerufenen Beschwerden wendet sich der Beter mit der (verzweifelten) Bitte an ↗︎ JHWHJHWH, ihn nicht zu verlassen (Ps 38,22Ps38,22).
Geradezu als Stereotype begegnet der Verlust des Hör- und Sehvermögens, das Schwinden der Kraft und der Rückgang der Funktionalität des Körpers. Bereits im rabbinischen Judentum gilt es als ausgemacht, dass sich die ↗︎ MetaphernMetapher, metaphorisch in Pred 12Pred12 auf die Beschwerden des Alters und den damit verbundenen Verlust an Lebensqualität beziehen. Der Verfasser beklagt, dass in den Tagen des Alters, in den „bösen Tagen“ u.a. „die Sonne sich verdunkelt, die Müllerinnen aufhören, weil sie wenig geworden sind, das Doppeltor zur Gasse geschlossen wird“. Gemeint seien hier die endende Sehkraft, der Verlust der Zähne einschließlich des Vermögens, Nahrung zu kauen, und das Schwinden der Fähigkeit zu kommunizieren. Diese Deutung ist von der modernen ExegeseExegese übernommen worden.
Dem hohen AlterAlter werden nur zwei positive Aspekte beigemessen. Einerseits verdankt sich das Erreichen desselben einem segnenden und erwählenden Handeln Gottes. Mit dem Prozess des Alterns einher geht zudem ein Zugewinn an Autorität. So wird etwa der hebräische Begriff zāqen „Alter“ (wörtlich: „Bart“) mit den Angehörigen der lokalen Gerichtsbarkeit in Verbindung gebracht.