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1.2.5 Franz Kafka: Die Verwandlung

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Franz Kafka (1883–1924) ist vermutlich der bekannteste deutsch-jüdische Autor des Prager Kreises (eine Gruppe Autoren, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Böhmen lebten: Franz Kafka, Max Brod und Franz Werfel). 1915, während Europa sich mitten in der Katastrophe des Ersten Weltkrieges befand (welcher die traditionellen Konzepte der Geschichte und Ordnung in Frage stellte), veröffentliche er seine berühmte Kurzgeschichte Die Verwandlung. Kafka studierte Jura an der Karlsuniversität in Prag und war später am Institut der Arbeitsunfallversicherung angestellt. Während dieser Zeit tauchte er in die verschiedenen sozialen Probleme der Arbeiterklasse ein und auch in die Macht der Bürokratie. Er entwickelte außerdem ein tiefes Interesse am Judaismus, besonders durch den Einfluss des jiddischen Theaters. Kafka befand sich dabei in einer seltsamen Position: Ein deutschsprachiger Jude in einer Großstadt des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs, die von Tschechen, Deutschen, Juden und anderen ethnischen Gruppen bevölkert war. Zusätzlich hatte er Schwierigkeiten in seinen Beziehungen zu seiner Familie und mit dem Kontakt zu anderen Menschen. Es ist auch bekannt, dass er an Depressionen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit litt und um 1917 herum erste Symptome von Tuberkulose hatte. Die Encyclopaedia Britannica führt aus:

[E]ach of his works bears the marks of a man suffering in spirit and body, searching desperately, but always inwardly, for meaning, security, self-worth, and a sense of purpose. (The Editors of Encyclopaedia Britannica 2018)

Man muss außerdem berücksichtigen, dass Kafka seine Meisterwerke während der Zeit der Moderne schuf, welche zu einer bedeutenden literarischen Strömung wurde und einen Ausbruch aus der traditionellen Literatur darstellte. Unter dem Einfluss der drastischen Veränderungen auf allen Lebensebenen, vor allem nach den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, drückten die modernistischen Autoren ihre Desillusion bezüglich aller traditionellen Institutionen aus und konnten nicht mehr das Konzept von absoluten Wahrheiten akzeptieren. Sie glaubten, dass „art is not primarily a representation but a presentation, not the imitation of the actual world but the composition of a created world“ (Sokel 2010: 39), und dies ist auch deutlich in der Struktur und dem Stil der Geschichte.

Das Motiv der menschlichen Entfremdung oder Abkehr ist allen seinen Arbeiten gemein und ist das hintergründige Motiv der Handlung der ungewöhnlichen Geschichte um Gregor Samsa, einem Handelsreisenden: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt“ (Kafka 2005 [1915]). Die Situation scheint absurd, doch sobald man beginnt sie zu analysieren, kann man nicht anders, als die Absurdität der Welt zu spüren, in der Gregor lebt. Obwohl seine Handlungen die eines Ungeziefer sind, ist sein Geist immer noch menschlich und im ständigen Konflikt zwischen dem Menschen und dem Insekt. Der Erzähler erzählt in der dritten Person und beschreibt die Ereignisse, die in Gregors Wohnung stattfinden sowie Gregors Gedanken und Gefühle und die Handlungen, die zu seinem Tod führen. Wegen der Reaktionen der Familie (Vater, Mutter, Schwester), der Hausangestellten und der Untermieter hört Gregor auf zu essen und zu schlafen und stirbt.

Kafkas Rolle in der Bestimmung der Entwicklung der modernen Literatur ist bedeutsam. Das Adjektiv kafkaesk wird heutzutage als „having a nightmarishly complex, bizarre, or illogical quality; bureaucratic delays“ (Merriam-Webster) beschrieben und ist ein Zeugnis von Kafkas Beitrag dazu, die modernen Zustände als unlogisch, bedrohlich, beängstigend und voller Kummer und Chaos zu erklären.

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